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Unser Experte, der Apotheker Georg Schmitz-remy stellt eine Auswahl typischer Klostergarten-pflanzen vor und erklärt deren Wirkung und Anwendung:
Magen & Darm
Fenchel Als „Babytee“unterschätzt, hilft Fenchel auch Erwachsenen, die zum Beispiel unter Blähungen leiden. Vom wirksamen ätherischen Öl aus den Samen enthält die bittere Variante des Doldenblütlers deutlich mehr als süßer Fenchel. Für eine frische Tee-zubereitung FenchelFrüchte (Samen) zunächst in einem Mörser etwas zerstoßen. Maximal 1/2 TL davon mit kochendem Wasser übergießen und 10 Minuten bedeckt stehen lassen. Nach dem Abseihen schluckweise trinken.
Schafgarbe Das „garbe“im Namen stammt vom Althochdeutschen „garwe“und bedeutet „Gesundmacher“. Tatsächlich wirkt das Kraut mit den weißen Blüten anregend auf die Verdauungsdrüsen. Der Bestandteil Chamazulen im ätherischen Öl hat außerdem krampflösende und entzündungshemmende Eigenschaften – ähnlich wie Kamillenblüten. Für einen Tee 1 TL je Tasse mit kochendem Wasser übergießen und nach 10 Minuten abseihen.
Blutwurz Die Blutwurz, auch Tormentillwurzel genannt, wird bei unspezifischen, akuten Durchfällen sowie bei leichten Entzündungen im MagenDarm-bereich verwendet. Grund hierfür ist der hohe Gerbstoffgehalt. Daher eignet sich ein wässriger Extrakt auch zum Gurgeln oder Spülen bei leichten Schleimhautentzündungen im Mund- und Rachenraum. 1/2 TL je Tasse mit kochendem Wasser übergießen, nach 10–15 Minuten abseihen. D er Wettergott ist bester Laune. Lässt das grünlich-braune Wasser des Mains funkeln und beim Blick nach oben in den wolkenlosen Himmel erst recht die tristen Tage vergessen. Als wolle er den Turm des Gotteshauses vor azurblauem Hintergrund besonders zur Geltung bringen. Doch die wahre Farbenpracht kommt erst noch. Am Ende der Gasse, die vom Fluss zur Basilika führt, traue ich meinen Augen kaum: Ein Meer aus roten und weißen Blüten erstreckt sich vor mir. 12.000 Tulpen – was für ein göttlicher Empfang im Kloster Seligenstadt! Ich bin gespannt, was mich hinter der uralten Klostermauer erwartet, an der entlang mich Uwe Krienke jetzt führt. Unser Ziel ist der Konventgarten mit dem Apothekergarten, der unter seinesgleichen als vorbildlich gilt. 1999 wurde das barocke Schmuckstück auf Basis eines Kupferstiches von 1712 rekonstruiert und gilt heute als einer der schönsten Klostergärten Deutschlands. Für noch so eine bunte Überraschung wie die Tulpen ist es allerdings noch zu früh im Jahr. Aber auch ohne in voller Blüte zu stehen, hält der einen Hektar große Garten, was die Literatur verspricht: Hinter den Mauern verbirgt sich ein
kleines Paradies. Und Uwe Krienke, der Chef des Klostergartens, versteht es, farbige Fantasien anzuregen. „Hier wuchsen schon damals Mandel-, Aprikosen- und Pfirsichbäume“, erklärt er, als wir den Rundgang beginnen. „Ja, die Mönche wussten schon, das Schöne mit dem Nützlichen zu verbinden“, fügt er lachend hinzu. Sogar Artischocken wachsen hier – nicht erst heute, sondern bereits in der Blütezeit des Klosters, dem 18. Jahrhundert, wurden sie angepflanzt. Zu diesem Zeitpunkt der Führung weiß ich noch nicht, dass es später noch exotischer werden wird. Doch zunächst passieren wir Birnen- und Apfelbäume, alles alte Sorten. Außerdem werden in den acht Beeten – gleich große, akkurat gezogene Rechtecke (Kompartimente) – viele Gemüsesorten wie Bohnen, Kohl, Mohrrüben und Spargel sowie Salatsorten und Kräuter gezogen. An der Mauer zum Friedhof hin dann wieder ein besonders interessantes Detail: „Färberpflanzen“steht auf der kleinen, schwarzen Schiefertafel, die in der Erde steckt. Das heißt, hier wachsen Pflanzen, die die Mönche zum Färben von Wolle und Stoffen nutzten, etwa Indigo (Blau), Kurkuma (Orange), Safran (Gelb) und Sumpfdotterblume (Grün).