ERNÄHRUNG
Vorstellung von Gesundheit beruht auf einem Gleichgewicht der Körpersäfte Blut, gelbe und schwarze Galle sowie weißer Schleim. Ist das Gleichgewicht gestört, erkrankt der Mensch und der Arzt versucht, durch Reduzieren des im Übermaß vorhandenen Körpersaftes oder durch Stärken schwacher Körpersäfte den Patienten zu heilen. Im Ergebnis wurden Patienten teils bis zur völligen Erschöpfung geschröpft, zur Ader gelassen oder mit Einläufen behandelt. So klagt beispielsweise Liselotte von der Pfalz 1719 in einem Brief, sie sei durch eine „starcke Medicin, so mich 12 mahl starck purgierte“und den „vortägigen Aderlaß (…) wie gerädert, kann kein viertelstundt weder ghen noch stehen“. Verständlich, dass ein heißer Kakao nach einer solchen Tortur als wertvolles Mittel zur Kräftigung galt – überdies wurde er auch Alten und Rekonvaleszenten zur Genesung empfohlen. In Folge der Reiseberichte über die Neue Welt erschien eine Fülle von Traktaten, die das gesundheitliche Für und Wider des Kakaos behandelten. Darunter die höchst populäre und in zwölf Ausgaben nachgedruckte Schrift „Drey neue Curieuse Tractätgen. Von dem Trancke Cafe, Sinesischem Tee und der Chocolata“des französischen Apothekers Philippe Sylvestre Dufour mit der kuriosen Aussage: „Alle Pfarrherren fast, wenn sie Chocolate gebrauchet haben, befinden sich so wohl vor wie nach gehaltener Predigt sehr gesund darauff. Vor gehaltener Rede oder Predigt erhält sie die Krafft der Stimme und Brust viel länger als sonst eine Suppe: nach der Predigt aber ersetzt sie die erschöpffte Leibes-stärcke“. An anderer Stelle heißt es lapidar, die Chocolate sei gut für den Magen, sättige und stärke. Dass die Schokolade in der Galenschen Nomenklatur als kaltes Nahrungsmittel gilt, machte sie zu einem Morgengetränk. Ende des 17. Jahrhunderts begann man an der französischen Akademie der Wissenschaften, mit Kakao zu experimentieren und bis heute ist die Wissenschaft dabei, den Kakao zu analysieren. Die Liste der bis dato gefundenen Wirkstoffe des Kakao ist lang: Neben dem anregenden Theobromin und Koffein zählen zu den wertvollen Nährstoffen Magnesium, Eisen und Polyphenole. Mit diesen Gerb- und Farbstoffen schützen sich Pflanzen und locken Insekten an. Den Polyphenolen des Kakao wird eine entzündungshemmende und krebsvorbeugende Wirkung zugesprochen. Darüber hinaus können Polyphenole Körperzellen vor freien Radikalen schützen, die Fettablagerung in den Blutgefäßen reduzieren und die Zelloxidation verlangsamen, was Arterienverkalkungen und Herzinfarkten vorzubeugen hilft. Bekannt sind die Endorphine und das im Kakao enhaltene Serotonin, das zusammen mit den Stoffen Anadamid und Phenylethylamin für die Wirkung als Glücksstoff sorgt. Die enthaltenen Flavonoide sollen die Leistung des Gehirns steigern, Arterienverkalkung entgegensteuern und den Blutdruck senken. Die Kakaobohne enthält von Natur aus zwischen 45 und 60 % Fett, die Kakaobutter. Sie sorgt dafür, dass Schokolade im Mund zerschmilzt und bildet die Grundlage für zahlreiche Kosmetika und pharmazeutische Produkte. Allerdings ist sie auch für den hohen Fettgehalt der Schokolade verantwortlich. Wie gut die Wirkstoffe des Kakao im jeweiligen Endprodukt erhalten bleiben und wie gesund er ist, hängt wesentlich vom Umgang mit den Kakaobohnen ab. Schonend behandelt (etwa von Bio- und Fair-trade-zertifizierten Manufakturen) und in Maßen genossen, ist ungesüßter Kakao auch heute noch ein kleines Gottesgeschenk.
ERHÄLT DIE KRAFT DER STIMME GLÜCKSSTOFFE UND KREBSHEMMER