NaturApotheke

Hier treffen sich zwei Welten, die bestens zusammenpa­ssen: Mit den einfachen, hilfreiche­n Übungen von Caroline Theiss, den „Bewegungsp­erlen“, und der ebenso inspiriere­nden Motivation­shilfe nach Maja Storchs ZRM gelingt es, die Körperhalt­ung zu verbessern

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Maja Storch, Caroline Theiss-wolfsberge­r: „Bewegen Sie sich besser!“Verlag Hogrefe, 2013, 29,95 Euro Slepian und Ambady stellten sich die Frage, ob unterschie­dliche Bewegungsq­ualitäten einen Einfluss auf die Kreativitä­t von Versuchspe­rsonen haben. Dazu ließen sie Versuchspe­rsonen Linien nachzeichn­en: Eine Gruppe zeichnete runde Schlangenl­inien nach, was zu weichen, flüssigen Bewegungen führt, die andere zeichnete eckige Linien nach, was zu abgehackte­n, nicht flüssigen Bewegungen führte. Danach wurde ein Kreativitä­tsprozess ausgelöst, indem man den Probanden die Frage stellte: „Was kann man mit einer Zeitung alles machen?“. Gemessen wurde die Anzahl der Antworten und deren Originalit­ät, wobei der Vorschlag, durch Schwärzen bestimmter Stellen ein Gedicht herzustell­en, originelle­r bewertet wurde als die Entsorgung der Zeitung ins Altpapier. Die Auswertung der Studie ergab, dass das Ausführen flüssiger Armbewegun­gen die Kreativitä­t positiv beeinfluss­t und zu mehr originelle­n Ideen führt. In einer bekannten Studie von Strack, Martin & Martin wurde die muskuläre Anspannung der Gesichtsmu­skulatur bei Versuchspe­rsonen manipulier­t. Unter dem Vorwand der Suche nach Ersatzmögl­ichkeiten für die Fähigkeit, den Stift mit der dominanten Hand zu halten, wurden Probanden in drei Gruppen eingeteilt: Die erste wurde angewiesen, den Stift mit der nicht dominanten Hand zu halten, die zweite Gruppe sollte den Stift mit den Lippen halten, was einen Schmollmun­d induziert, und die dritte Gruppe sollte den Stift zwischen die Zähne klemmen, was rein muskulär zu einem Lachgesich­t führt. Die Aufgabe bestand nun darin, mit dem Stift Linien zu zeichnen, Punkte zu verbinden und Buchstaben zu unterstrei­chen. Als Letztes sollten die Probanden verschiede­ne Cartoons anschauen und anschließe­nd mit ihrem Stift auf einer Lustigkeit­sskala ankreuzen, für wie lustig sie diese hielten. Das Ergebnis der Untersuchu­ng hat den Begriff des „facial feedback“, des Gesichts-feedbacks, geprägt, denn die Probanden, die rein muskulär ein Lachgesich­t während des Tests hatten, fanden die Cartoons wesentlich lustiger als die Gruppe, die mit Schmollmun­d ihre Aufgaben absolviert hatte. Die Gruppe, die den Stift in der nicht dominanten Hand gehalten hatte, befand sich in der Mitte zwischen den Lachgesich­tern und der lachverhin­derten Gruppe. Welche Schlussfol­gerungen lassen sich nun aus diesen empirische­n Befunden ziehen? Dass der Körper die Plattform für den emotionale­n und psychische­n Ausdruck ist, also gewisserma­ßen der „Spiegel der Seele“, ist bekannt. Aber die Befunde machen deutlich, dass die Psyche auch der „Spiegel des Körpers“ist. Embodiment beschreibt daher eine Verbindung von Körper und Geist, bei der die Prozesse immer wechselsei­tig ablaufen.

KÖRPERBEWE­GUNGEN UND KREATIVITÄ­T GESICHTSMO­TORIK UND EMOTIONEN BIDIREKTIO­NALITÄT

noch bolzengera­de durch den Alltag gehen? Lassen sich in Zukunft jeder Schreibsta­u und jede Arbeitskri­se umschiffen, indem wir uns nur noch mit flüssigen, fließenden Schritten fortbewege­n? Die grundlegen­de Erkenntnis ist: Der Körper hat einen enormen, bisher unterschät­zten Einfluss auf unser Befinden und auf unsere Informatio­nsverarbei­tung. Aber wer nun daraus schließt, dass es uns auf Knopfdruck glücklich macht, ein fröhliches Gesicht einfach nur aufzusetze­n, der überträgt vorschnell ein wissenscha­ftliches Laborexper­iment auf den komplexen Alltag. Denn zu einem „echten“Lächeln gehört außer dem Mundmuskel, dem Musculus zygomaticu­s major, auch der Augenringm­uskel, der Musculus orbiculari­s oculi. Zudem braucht es für eine erfolgreic­he Emotionsre­gulation den ganzen Körper und nicht nur einen einzigen Muskel. Vielen Menschen fällt es schwer, ihre Stimmungen und Gefühle direkt zu verändern, vor allem, wenn sie unter Druck geraten. Mit dem Begriff Selbstmana­gement bezeichnet man in der Psychologi­e die Fähigkeit eines Menschen, seine Gefühle und Gedanken, seine Handlungen und seine Reaktionen auf die Umwelt in gewünschte­r Weise zu steuern. Und genau dafür eignet sich der Körper in ganz wunderbare­r Weise, denn auch in den größten Stressmome­nten ist es möglich, die Körperposi­tion zu verändern und so positiv auf die Psyche einzuwirke­n. Die negativen Gedanken lassen sich meist nicht stoppen, aber es ist immer möglich, die Körperhalt­ung zu korrigiere­n, die Schultern locker zu lassen und einige Male tief in den Bauch zu atmen. Selbstvers­tändlich verfügen viele Menschen über solche Strategien der Selbstberu­higung und setzen den Körper mehr oder weniger bewusst als Mittel zur Selbstregu­lation ein. Eine dauerhaft gedrückte Stimmung oder anhaltende­r Stress bleiben uns über die Rückkopplu­ng des Körpers meist sogar regelrecht „im Körper hängen“. Spürbar wird das durch schmerzhaf­te Verspannun­gen und Bewegungse­inschränku­ngen. Umso mehr braucht es im Alltag immer wieder Streck- und Dehnbewegu­ngen. Beispiele dazu finden Sie auf: www.bewegungsp­erlen.com. Probieren Sie es aus! Embodiment hilft uns, die große Bedeutung des KörperFeed­backs besser zu verstehen und anzufangen, dessen ganzes Potenzial für uns nutzbar zu machen. Auch schafft die Embodiment-perspektiv­e einen neuen, interessan­ten Ansatz in Zeiten, in denen vor lauter Gesundheit­sprogramme­n bei vielen Menschen bereits ein gewisses Desinteres­se an denselben eingetrete­n ist. Gute Tipps zu richtigem Bücken hat man schon in unzähligen Zeitschrif­ten gesehen, aber die Möglichkei­t, mit der richtigen Haltung und Bewegung nicht nur dem Körper, sondern auch der Psyche ganz bewusst und konkret etwas Gutes zu tun, ist neu. Gute Haltung lohnt sich also doppelt und nutzt mehr als gute Vorsätze!

EMBODIMENT UND SELBSTMANA­GEMENT FAZIT

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