DER DUFTMANTEL DER Winterzeit
Köstliche Düfte und starke Wirkung – das brauchen wir im Winter für Körper, Seele und Geist. Kräuter- und Gewürztees erschaffen diesen Wohlfühlraum in unserem Innern und begleiten uns gesund zum nächsten Frühling
Ein Duft steigt vom Herd auf. Warm breitet er sich aus
im Raum, hüllt uns ein, lässt die Seele aufatmen und entspannen und stärkt uns ganz aus der Tiefe: der Zimt (Cinnamomum ceylon). Warm und weit macht er, öffnet die Sinne und die Herzen und schenkt uns einen Raum der Geborgenheit. Er stärkt das Immunsystem, wirkt antibiotisch und pilzfeindlich und steigert – allein durch das Riechen – die Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit des Gehirns. Das Gewürz, das früher kostbarer war als Gold, kam von weither über die Handelsstraßen aus Sri Lanka und Indien. Dort ist die Heimat des Ceylon-zimtbaumes: eines 8 bis 18 Meter hohen, immergrünen Baumes mit rotbrauner Rinde und gelben Blüten. Heutzutage wird er in sämtlichen tropischen Regionen der Erde kultiviert, insbesondere auf den Philippinen und Antillen. Zimt Kassia (Cinnamomum aromaticum), der heute ebenso im Handel zu finden ist, stammt aus China und Japan und ist ein naher Verwandter mit ähnlichen Wirkstoffen und therapeutischen Eigenschaften wie der Ceylon-zimt. Allerdings enthält Cassia-zimt das Zehn- bis Hundertfache an Cumarinen, vor denen eine Zeitlang gewarnt wurde. Der Grund: Sie können bereits vorhandene Leber- oder Nierenschäden beim Menschen noch vergrößern. Für Gesunde – Erwachsene und Kinder – wurden die Warnungen von wissenschaftlicher Seite her bereits widerrufen. Darüber hinaus verfügen Cumarine über positive Wirkungen, die sie heute in der Krebstherapie zeigen. Wer ganz sicher sein möchte, greift einfach zum Ceylon-zimt, der zwar teurer, aber auch feiner im Aroma ist. Zimt ist nicht nur ein geschätztes Gewürz, sondern auch eine alte Heilpflanze, die schon in der Thora erwähnt wird. In Indien bereits seit Urzeiten verwendet, wird er in Ägypten und Teilen Europas seit etwa 500 v. Chr. therapeutisch genutzt. Traditionell wurden seine antiseptischen und immunstärkenden Eigenschaften bei Erkältung und Grippe eingesetzt. Und das nicht nur als Tee, sondern auch als desinfizierender Raumduft. In dieser Form stärkt er die Konzentration und aktiviert das Gedächtnis! Geräuchert wirkt er entspannend und fördert überdies guten Schlaf. Im alten Ägypten kannte und nutzte man die konservierenden und keimtötenden Eigenschaften seines Rauches ebenfalls zum Haltbarmachen von Lebensmitteln. Keimtötend, nämlich gegen Fußpilz, wirkt er, wenn wir ihn uns in Form von „Zimt-latschen“oder Einlegesohlen für die Schuhe unter die Füße packen. Des Weiteren stimuliert er über die Reflexzonen am Fuß den ganzen Körper. Als Gewürzpflanze eignet sich Zimt hervorragend zur Stärkung der Verdauung, denn er wirkt wärmend, blähungstreibend und krampflösend. Bei Bauchweh und Infekten ist er auch für Kinder geeignet und durch seinen süßlichen Geschmack dabei recht beliebt! Neuere Studien zeigen zudem, dass er Blutzuckerspiegel und Cholesterinwerte senkt, was bei der Behandlung und Prophylaxe von Diabetes und Übergewicht ein Segen ist. Schwangere sollten allerdings auf Zimt verzichten, weil er eine stimulierende Wirkung auf die Gebärmutter hat. Was kocht da aber nun im Topf auf dem Herd? Chai – nannte es der Yogi, der dieses belebende Getränk zum ersten Mal seinen Schülern reichte. Chai hat seinen Ursprung in der traditionsreichen ayurvedischen Gesundheitslehre. Neben Zimt gehören noch allerlei weitere anfeuernde Gewürze zu dieser klassischen Mischung, die den Körper in einen Wohlfühlraum verwandelt. Zum Feiern und Beisammensein eignet sich der Chai ganz hervorragend. So beschert er uns beispielsweise zum Jahreswechsel ein Feuerwerk für die Sinne.
ENTWARNUNG FÜR DEN ZIMT EIN URALTES HEILMITTEL FEUERWERK FÜR DIE SINNE
im Körper, um das Übel, das heißt all die eingelagerten Stoffwechselschlacken und Gifte, auszuschwemmen. Das mag zu Beginn nicht so gut riechen, unterstützt jedoch die eigenen Kräfte enorm: Das Immunsystem ist nicht mehr mit den „Dauergästen“beschäftigt und man schleppt nicht so viel alten Ballast mit sich herum. Wir werden fitter, abwehrstärker und besser gelaunt. Dabei wirkt Beifuß sowohl kreislaufanregend als auch entspannend auf das zentrale Nervensystem. Wie in alten Zeiten kann man ihn hierfür in ein Kissen einnähen und hat dann einen hilfreichen Begleiter an der Seite, um abends herunterzukommen, wenn das Einschlafen schwerfällt. Wer nach fettigen Speisen unter Bauchschmerzen leidet, gibt künftig etwas Beifuß als Gewürz dazu. Dies regt den Gallefluss an und begünstigt somit die Fettverdauung. Darüber hinaus verbessert Beifuß die Aufnahme von Nährstoffen, wirkt antiseptisch, tonisierend, krampflösend sowie stimmungsaufhellend. Aber zurück zu seinem Feuer: Hildegard von Bingen war sich einig mit der Chinesischen Medizin, die Beifuß von der Qualität seiner Kraft her als heißestes Kraut überhaupt beschrieb. Wer dem Beifuß das erste Mal begegnet, wird dies nicht unbedingt vermuten: Der Beifuß (Artemisia vulgaris) ist eine bis zu 1,5 Meter hohe, mehrjährige Pflanze mit dunkelgrünen, gefiederten Blättern, die auf der Unterseite durch viele kleine Härchen einen silbrig-kühlen Glanz erhalten. Auch die zahlreichen Rispen aus kleinen rötlichen und gelblichen Blütenköpfen sind mit einem Silberflaum überzogen. Dies haben Kräuterkundige früher als Hinweis für die Wirkung auf entsprechende Organe im menschlichen Körper gesehen. Beim Beifuß sind das insbesondere die weiblichen Geschlechtsorgane, aber auch Blase und Nieren. Frauen, die unter kalten Füßen oder häufigen Blasenentzündungen leiden, legt sich unser Beifuß als Schlüssel in die Hand, denn er durchwärmt und stärkt die weibliche Kraft! Am besten lässt sich dies durch ein Fußbad erfahren: Über die Reflexzonen der Füße steigt die Kraft und Hitze des Beifuß auf und erwärmt den ganzen Körper – insbesondere Blase und Niere und die weiblichen Organe. Genießt Frau dann noch einen Tee aus Frauenkräutern, wird ihr ganzes Wesen gestärkt mit urweiblicher Kraft. Beifuß kommt in den gemäßigten Regionen der nördlichen Halbkugel vor. Er wächst gerne auf Ödland, in Gebüschen, am Wegesrand. So war und ist er stets „Bei-fuß“, wenn beim Wandern die Beine müde werden: Rasch ein Blatt in den Schuh gelegt, und weiter geht’s mit neuer Kraft! Dies nutzten schon römische Soldaten auf ihren langen Märschen, um ihre Füße munter und gesund zu erhalten. Und nicht zuletzt hat ihm diese Wirkung seinen Namen eingebracht. Sein lateinischer Name geht auf die griechische Göttin
EIN SEGEN FÜR DIE FRAUENKRAFT
erzeugen – jedenfalls bei Ratten im Labor. In üblichen Mengen und Maßen (maximal vier Wochen lang) im Tee hat er seit jeher vielen Hustenleidenden Linderung gebracht. Ganz gleich, ob trockener Reizhusten oder verschleimte Lunge, krampfend oder tief, Huflattich ist immer einen Versuch wert und bietet meistens rasche, nachhaltige Hilfe. Zusammen mit weiteren Hustenkräutern, die Reiz lindern und Schleim hinausbefördern, sind wir für die Hustenzeit gewappnet und haben zudem noch einen leckeren Tee. Sind Samen oder Wurzeln Teil eines Tees, lohnt es sich, direkt vor dem Gebrauch die Kräuter im Mörser zu stoßen, damit die harten Pflanzenteile aufbrechen und ihre Wirkstoffe leichter abgeben können. Hustentees dürfen gerne gesüßt werden, denn der Honig oder Zucker bindet die Wirkstoffe und trägt sie bis in die Lunge, wo sie gebraucht werden. Schwangere sollten den Huflattich aus der Mischung herauslassen, und Mütter die stillen, sollten den Tee ohne Salbei trinken, da dieser die Milchmenge reduzieren kann. Bei Husten und gereizten Atemwegen kann außerdem ein Pflanzenduft zum Einatmen die Heilung unterstützen. Zum Beispiel ätherisches Öl von Thymian, Ysop, Salbei oder Zeder: je 1 bis 2 Tropfen in die Duftlampe. Auch abwechselnd tun die Düfte gut. So schaffen wir uns unseren inneren Wohlfühlraum, wenn in der Natur die Düfte schlafen, auf dass auch wir uns im nächsten Frühjahr frisch und gesund der Sonne entgegenstrecken können!