Birke
Der reinigende Pionierbaum
Die Birke steht für Neubeginn und Reinigung, sie schenkt dem Körper und der Seele Lebenskraft, so wie sie den unbesiedelten Boden neu erschließt. Sie ist der elegante Baum, der für die stärkste Kraft überhaupt steht: die Kraft der Liebe
Die Birke ist ein Pionierbaum; sie wächst anspruchslos auf allen Böden und liebt die Sonne, kommt aber auch mit Halbschatten und Kälte zurecht. Sie vermehrt sich rasch, indem sie verschwenderisch ihre Samen vom Wind in alle Richtungen streuen lässt. Sie wächst und vergeht schnell und macht dann anderen Bäumen Platz. Selten wird sie über hundert Jahre alt. Ihr Holz ist nicht sehr haltbar, ihre Rinde hingegen schon, sie wurde vielfach verwendet. Sie diente bis zur Erfindung moderner Materialien wie Plastik als Behälter jeglicher Art: Eimer, Schuhe und sogar Töpfe und Kanus wurden aus ihr hergestellt. Die Töpfe konnten natürlich nicht aufs Feuer gestellt werden; es wurde in ihnen Suppe gekocht, indem man heiße Steine hineinwarf. Aus dem Reisig werden heute noch Besen hergestellt, die in der vorchristlichen Zeit nicht nur zum Fegen der Häuser, sondern auch für rituelle Reinigungen benutzt wurden, um ungünstige Energien loszuwerden.
ZUCKERERSATZ UND IMMUNSTÄRKER
Aus der Birkenrinde wird der Birkenzucker Xylitol gewonnen, der nicht nur weniger Kalorien als Haushaltszucker enthält, sondern auch Karies verhindert und sogar von Diabetikern vertragen wird. Den ganzen Winter über können wir die Knospen der Birke essen. Drei Stück jeden Tag stärken das Immunsystem und den Stoffwechsel und beugen so Erkältungskrankheiten vor – insbesondere dann, wenn wir dazu jeden Tag ein Stück spazieren gehen.
BIRKENSAFT ENTSCHLACKT UND REINIGT
Unter der Rinde steigt im März das Wasser auf, an warmen Tagen kann man es fast rauschen hören, wenn man das Ohr an den Stamm legt. Schon in der Steinzeit zapfte man im Frühling die Birken an und vergor das gewonnene Birkenwasser zum Stoff für die wilden Feste. Es vergärt sehr rasch. Als Alkohol wollen wir ihn heute wohl eher nicht mehr nutzen, deshalb sollten wir den Saft innerhalb von zwei bis drei Tagen verbrauchen. Birkensaft enthält viele Vitalstoffe, die uns mit ihrer reinigenden und entschlackenden Kraft ins Jahr hineinhelfen. Statt den Baum anzubohren, ist es möglich, einen etwas kräftigeren Zweig abzuschneiden und das austretende Wasser aufzufangen. Noch schonender für den Baum ist es jedoch, einen Kaltauszug aus ein paar Zweigen herzustellen: dafür einige frische, junge Zweige abschneiden und über Nacht in Wasser einlegen. Anschließend abseihen und trinken. Das Birkenwasser weckt die Lebensgeister und hebt die Stimmung nach dem dunklen Winter. Es lässt sich noch so viel mehr aus der Birke gewinnen! Den Tee aus den jungen Blättern können wir täglich einige Wochen lang im Frühjahr trinken, um unserem Körper eine Reinigungskur zu schenken, die noch nicht einmal etwas kostet. Der Tee regt sanft und ohne Nebenwirkungen – auch Schwangere können ihn trinken – Leber und Nieren an und spült die unteren Harnwege durch. Nieren, Gallenblase und Leber freuen sich auch, wenn wir die frischen Blätter essen oder mit Honig und Kuhmilch beziehungsweise Hafer-, Dinkel- oder Sojamilch zu einer grünen Baummilch pürieren.
SAUBERKEIT UND KÖRPERPFLEGE
Spülmittel entsteht, wenn wir die Blätter mit Wasser in einem Beutel verschließen und diesen schütteln; dadurch wird das Wasser schaumig. Eine Haarspülung können wir herstellen, indem wir ein Teil junge Birkentriebe und -kätzchen zerkleinern und mit drei Teilen Essig einen Monat ziehen lassen. Danach abseihen und 100 ml davon mit 1 Liter Wasser vermischen. Die Spülung ist gut für die Kopfhaut und lässt die Haare glänzen. Sehr wirksam ist auch das Deodorant aus Kätzchen, Blättern und Knospen: eine Handvoll davon mit 150 ml Wasser pürieren, abseihen, mit 1 Teelöffel Natron vermischen und in eine Zerstäuberflasche füllen.
▶ Die Autorin Bettina Hauenschild, Heilpraktikerin und Autorin mit Schwerpunkt Pflanzenheilkunde, Mutter von drei Töchtern und Schauspielerin bloggt unter https://krautundueben.de
▶ Quellen Dieser Beitrag stammt aus dem Buch der Autorin „Die Sprache der Pflanzen und ihre Heilwirkung“, Irisana Verlag, 2017, ISBN 3424153095, 16,99 Euro
▶ Weitere Informationen In Schloss Hirschgarten betreibt Bettina Hauenschild mit Freunden eine Bioland-zertifizierte Kräutergärtnerei für Tee und Räucherwerk. Kräuterführungen gibt es ab April an jedem ersten Sonntag im Monat um 14:00, Treffpunkt im Café. Info http://schloss-hirschgarten.de