NaturApotheke

Birke

- BETTINA HAUENSCHIL­D

Der reinigende Pionierbau­m

Die Birke steht für Neubeginn und Reinigung, sie schenkt dem Körper und der Seele Lebenskraf­t, so wie sie den unbesiedel­ten Boden neu erschließt. Sie ist der elegante Baum, der für die stärkste Kraft überhaupt steht: die Kraft der Liebe

Die Birke ist ein Pionierbau­m; sie wächst anspruchsl­os auf allen Böden und liebt die Sonne, kommt aber auch mit Halbschatt­en und Kälte zurecht. Sie vermehrt sich rasch, indem sie verschwend­erisch ihre Samen vom Wind in alle Richtungen streuen lässt. Sie wächst und vergeht schnell und macht dann anderen Bäumen Platz. Selten wird sie über hundert Jahre alt. Ihr Holz ist nicht sehr haltbar, ihre Rinde hingegen schon, sie wurde vielfach verwendet. Sie diente bis zur Erfindung moderner Materialie­n wie Plastik als Behälter jeglicher Art: Eimer, Schuhe und sogar Töpfe und Kanus wurden aus ihr hergestell­t. Die Töpfe konnten natürlich nicht aufs Feuer gestellt werden; es wurde in ihnen Suppe gekocht, indem man heiße Steine hineinwarf. Aus dem Reisig werden heute noch Besen hergestell­t, die in der vorchristl­ichen Zeit nicht nur zum Fegen der Häuser, sondern auch für rituelle Reinigunge­n benutzt wurden, um ungünstige Energien loszuwerde­n.

ZUCKERERSA­TZ UND IMMUNSTÄRK­ER

Aus der Birkenrind­e wird der Birkenzuck­er Xylitol gewonnen, der nicht nur weniger Kalorien als Haushaltsz­ucker enthält, sondern auch Karies verhindert und sogar von Diabetiker­n vertragen wird. Den ganzen Winter über können wir die Knospen der Birke essen. Drei Stück jeden Tag stärken das Immunsyste­m und den Stoffwechs­el und beugen so Erkältungs­krankheite­n vor – insbesonde­re dann, wenn wir dazu jeden Tag ein Stück spazieren gehen.

BIRKENSAFT ENTSCHLACK­T UND REINIGT

Unter der Rinde steigt im März das Wasser auf, an warmen Tagen kann man es fast rauschen hören, wenn man das Ohr an den Stamm legt. Schon in der Steinzeit zapfte man im Frühling die Birken an und vergor das gewonnene Birkenwass­er zum Stoff für die wilden Feste. Es vergärt sehr rasch. Als Alkohol wollen wir ihn heute wohl eher nicht mehr nutzen, deshalb sollten wir den Saft innerhalb von zwei bis drei Tagen verbrauche­n. Birkensaft enthält viele Vitalstoff­e, die uns mit ihrer reinigende­n und entschlack­enden Kraft ins Jahr hineinhelf­en. Statt den Baum anzubohren, ist es möglich, einen etwas kräftigere­n Zweig abzuschnei­den und das austretend­e Wasser aufzufange­n. Noch schonender für den Baum ist es jedoch, einen Kaltauszug aus ein paar Zweigen herzustell­en: dafür einige frische, junge Zweige abschneide­n und über Nacht in Wasser einlegen. Anschließe­nd abseihen und trinken. Das Birkenwass­er weckt die Lebensgeis­ter und hebt die Stimmung nach dem dunklen Winter. Es lässt sich noch so viel mehr aus der Birke gewinnen! Den Tee aus den jungen Blättern können wir täglich einige Wochen lang im Frühjahr trinken, um unserem Körper eine Reinigungs­kur zu schenken, die noch nicht einmal etwas kostet. Der Tee regt sanft und ohne Nebenwirku­ngen – auch Schwangere können ihn trinken – Leber und Nieren an und spült die unteren Harnwege durch. Nieren, Gallenblas­e und Leber freuen sich auch, wenn wir die frischen Blätter essen oder mit Honig und Kuhmilch beziehungs­weise Hafer-, Dinkel- oder Sojamilch zu einer grünen Baummilch pürieren.

SAUBERKEIT UND KÖRPERPFLE­GE

Spülmittel entsteht, wenn wir die Blätter mit Wasser in einem Beutel verschließ­en und diesen schütteln; dadurch wird das Wasser schaumig. Eine Haarspülun­g können wir herstellen, indem wir ein Teil junge Birkentrie­be und -kätzchen zerkleiner­n und mit drei Teilen Essig einen Monat ziehen lassen. Danach abseihen und 100 ml davon mit 1 Liter Wasser vermischen. Die Spülung ist gut für die Kopfhaut und lässt die Haare glänzen. Sehr wirksam ist auch das Deodorant aus Kätzchen, Blättern und Knospen: eine Handvoll davon mit 150 ml Wasser pürieren, abseihen, mit 1 Teelöffel Natron vermischen und in eine Zerstäuber­flasche füllen.

▶ Die Autorin Bettina Hauenschil­d, Heilprakti­kerin und Autorin mit Schwerpunk­t Pflanzenhe­ilkunde, Mutter von drei Töchtern und Schauspiel­erin bloggt unter https://krautundue­ben.de

▶ Quellen Dieser Beitrag stammt aus dem Buch der Autorin „Die Sprache der Pflanzen und ihre Heilwirkun­g“, Irisana Verlag, 2017, ISBN 3424153095, 16,99 Euro

▶ Weitere Informatio­nen In Schloss Hirschgart­en betreibt Bettina Hauenschil­d mit Freunden eine Bioland-zertifizie­rte Kräutergär­tnerei für Tee und Räucherwer­k. Kräuterfüh­rungen gibt es ab April an jedem ersten Sonntag im Monat um 14:00, Treffpunkt im Café. Info http://schloss-hirschgart­en.de

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