AUCH DIE BUCHEN STERBEN
In diesem annus horribilis sterben nicht nur die Fichten hektarweise, sondern auch die Kiefern. Erstmals sind sogar großflächig die Buchen betroffen, eine jener heimischen Baumarten also, die den deutschen Wald fit für die Zukunft machen sollten. Und unter den Buchen sind es nicht nur die jungen, sondern auch die großen, alten Bäume, deren Kronen so wichtig für das Schattendach im Wald sind. Der Bund Deutscher Forstleute hat bereits den Klimanotstand ausgerufen, denn weit mehr
als 100 Millionen Altbäume seien abgestorben. Mehr als 100 000 Hektar Wald sind durch Stürme, Dürre und Schädlinge zerstört, etwa die Fläche von Rügen... Wolfgang Beck, Waldökologie-experte beim Thünen-institut in Eberswalde, hält die Situation für problematisch, selbst wenn die regionalen Unterschiede groß sind. „ An
einigen Orten sterben Bäume fast flächig“, sagt er. „Das kennen wir, zumindest bei der Buche, nicht aus der Vergangenheit.“Er hält es aber für falsch, heimische Bäume wie die Buche jetzt gleich abzuschreiben, damit unterschätze man die Anpassungsfähigkeit der Natur.
„Man sollte nicht pauschal von ‚der Buche‘ reden“, sagt er. „Im Süden und Osten Europas kommen Buchenwälder vor, die an jährliche Niederschlagsmengen zwischen 450 und 500Millimeter angepasst sind.“Das ist noch deutlich weniger als in Brandenburg üblicherweise fällt; im Vergleich zum regenverhätschelten Bayern oder dem Schwarzwald ist es das reinste Wüstenklima. Und trotzdem geht es den Buchen gut, weil sie sich über viele Generationen genetisch angepasst haben.
Am Thünen-institut werden zurzeit Bohrkerne von Buchen aus der Ukraine analysiert, die ebenfalls gut mit Trockenheit zurechtkommen, daran ist auch Beck beteiligt. Möglicherweise könnte man solche Buchen auch in Deutschland pflanzen. Auszug aus „Was die kahlen Kronen lehren“, Marlene Weiß, SZ vom 4.8.19