Serie Heilzyklen, Teil 5
Der Dickdarm steht für die Unterscheidungsfähigkeit: Was ist mir zuträglich und nährt mich, und was sollte ich besser loslassen, weil es mich belastet? Er spiegelt den Bezug zur materiellen Ebene des Lebens
Der Dickdarm hat die Aufgabe, Giftstoff e auszuscheiden, aber auch Belastendes. Daher ist es so wichtig, ihn zu stärken
Der Dickdarm und das sich anschließende Rektum bilden den letzten Abschnitt des Verdauungssystems. Der Dickdarm hat eine Länge von etwa 1,5 m und einen Durchmesser von ungefähr 6 cm. Man unterscheidet folgende Abschnitte, die ohne Begrenzung ineinander übergehen: den Blinddarm oder auch Caecum mit dem Wurmfortsatz und den Appendix vermiformis, den Grimmdarm oder Colon mit seinen vier Abschnitten: Colon ascendens, dem aufsteigenden Darm, Colon transversum, dem quer verlaufenden Darm, Colon descendens, dem absteigenden Darm, und Colon sigmoideum, dem S-förmigen Darm, kurz auch Sigma genannt.
Die Dickdarmwand mit ihren vier Schichten ist ähnlich aufgebaut wie der übrige Verdauungstrakt, zeigt aber folgende Besonderheiten: An der Dickdarmschleimhaut findet man keine Zotten mehr wie im Dünndarm, sondern besonders tiefe Einstülpungen, die Dickdarmkrypten. Diese bestehen vorwiegend aus schleimbildenden Becherzellen, die dafür sorgen, dass der sich verfestigende Stuhl gleitfähig bleibt. An den Kryptenübergängen sitzen resorbierende Epithelzellen, die zum Darminneren hin mit einem Bürstensaum, den sogenannten Mikrovilli ausgestattet sind. Hier erfolgt die Rückresorption (Wiederaufnahme) von Wasser und Elektrolyten. Im Unterschied zum Dünndarm ist der Dickdarm reichlich mit Bakterien besiedelt, die unverdauliche Nahrungsreste durch Gärungs- und Fäulnisvorgänge weiter abbauen. Der Stuhl ist der eingedickte und durch Bakterien zersetzte, unverdauliche Rest des Nahrungsbreis. Er besteht zu etwa 75 % aus Wasser, vorwiegend aus Zellulose, aus Schleim, abgestoßenen Epithelzellen der Darmschleimhaut und aus unverdaulichen Nahrungsbestandteilen. Außerdem aus vielen Bakterien – pro Gramm Stuhl etwa zehn Milliarden – dem Sterkobilin, das im Darm durch die Umwandlung des Gallenfarbstoffs Bilirubin gebildet wird und dem Stuhl seine bräunliche Farbe verleiht, und aus Gärungs- und Fäulnisprodukten, die oft für den unangenehmen Geruch des Stuhls verantwortlich sind. Der Ursprung vieler chronischer Erkrankungen beginnt im Darm. Deswegen sind ein intaktes Gleichgewicht der Darmflora und eine gesunde Darmschleimhaut die Basis naturheilkundlicher Therapie.
DIE WICHTIGSTEN AUFGABEN DES DICKDARMS
Die Hauptfunktion des Dickdarms ist die Ausscheidung von Giftstoffen wie zum Beispiel Medikamenten, Hormonen und Umweltgiften sowie den von der Leber über die Galle in den Darm abgegebenen, körpereigenen Stoffwechselgiften. Die gesunde, physiologische Darmflora setzt sich aus folgenden vermehrungsfähigen Keimen zusammen: Bifidobakterien, Bakterien aus der Gruppe der Bacteroides, Eubakterien, Fusobakterien, Coliforme, Clostridien, Streptokokken, Veillonella, Lactobacillen, Proteus, Staphylokokken, Pseudomonas, Hefen, Protozoen und Peptokokkus. Die Anzahl der jeweiligen Mikroben, ihr Verhältnis zueinander und ein intaktes Milieu spielen bei der Gesunderhaltung der Darmschleimhaut und der Aufrechterhaltung unseres Immunsystems eine entscheidende Rolle. Das gesamte Verdauungssystem spiegelt auch das Prinzip von Geben und Nehmen wider: Das, was uns nährt, also alle Nährstoffe, Vitamine, Mineralien und Spurenelemente nehmen wir auf, und alles, was uns vergiften und belasten würde, lassen wir los und scheiden wir aus.
DIE „DICKDARMZEIT“AUF DER ORGANUHR
Die Maximalzeit des Dickdarms liegt nach der Meridianuhr zwischen 5 und 7 Uhr morgens. Ab etwa 6 Uhr morgens beginnt unser Körper, das Hormon Kortisol auszuschütten, das uns langsam weckt. Wir bereiten uns auf das Aufstehen vor und unsere Körpertemperatur steigt wieder an. Das ist für die meisten von uns die Zeit, in der wir auf die Toilette gehen, weil der Darm in dieser Zeit besonders aktiv ist und seine größte Kraft entfaltet. Er ist, wie die Lunge auch, ein reinigendes Organ, das überschüssigen Ballast ausscheidet. Der Dickdarm mag gerne Regelmäßigkeit und Rhythmus und gerät leicht aus dem Gleichgewicht, wenn man in einer ungewohnten Umgebung oder auf Reisen ist. Darüber hinaus reagiert er sehr empfindlich auf ungesunde Ernährungsgewohnheiten wie zum Beispiel zu viel Fleisch, Süßigkeiten und Alkohol. Der Dickdarm empfängt seine Energie von dem ihm vorgeschalteten Lungenmeridian und gibt die Energie seinerseits an den Magenmeridian weiter. Tipp: Es ist eine gute Unterstützung für den Dickdarm, langsam und bewusst in den Tag zu starten und gleich nach dem Aufstehen ein Glas lauwarmes Wasser zu trinken, um auf diese Weise den Flüssigkeitsverlust der Nacht wieder auszugleichen. Ein positiver und unbeschwerter Fokus auf die Aufgaben eines neuen Tages hilft uns dabei, uns von Kummer und Sorgen zu befreien und auf seelischer Ebene loszulassen und zu vertrauen.
DER MERIDIANVERLAUF
Der Dickdarmmeridian ist ein Yang-meridian. Er ist gekoppelt mit dem Lungenmeridian, seinem Partnerorgan. Beide gehören der Wandlungsphase Metall an. Nach der chinesischen Medizin sind dem Dickdarm die Haut und die Schleimhäute zugeordnet. Das zugeordnete Sinnesorgan ist die Nase mit dem Geruchssinn. Der Verlauf der äußeren Bahn des Dickdarmmeridians beginnt am Nagelwinkel des Zeigefingers zur Daumenseite hin, verläuft über das Handgelenk auf der Oberseite des Unterarms weiter über die Außenseite des Oberarms zum höchsten Punkt der Schulter. Von dort verläuft der Meridian weiter zur Schlüsselbeingrube, steigt an der Außenseite des Halses zum Gesicht auf, passiert die Wange und endet neben dem Nasenflügel im Punkt Di 20. Die innere Bahn des Meridians entspringt an der Schlüsselbeingrube und zieht über die Lungen hin zum Dickdarm. Eine weitere innere Verbindung zieht zum Punkt Magen 37, an der Schienbeinkante, wo der Energiefluss an den Magen weitergegeben wird. In der TCM ist dieser Akupunkturpunkt wichtig für die Behandlung von Depressionen und Erschöpfungszuständen. Dickdarmbeschwerden beeinträchtigen oft die Lungen und die Nebenhöhlen.
MIT DEM DICKDARM ASSOZIIERTE SYMPTOME UND KRANKHEITSBILDER
Dickdarm und Lunge sind die Organe, die mit den Gefühlen von Kummer, Trauer und Schmerz verbunden sind. Bei Energiemangel im Dickdarmmeridian kann es zu Schultersteife, trockenem Hals, Asthma bronchiale, Zahnschmerzen im Bereich der 4er und 5er Zähne im Oberkiefer und im Bereich der 6er und 7er (große Backenzähne) im Unterkiefer kommen. Außerdem kann eine Schwäche im Dickdarm Verstopfung, Durchfall oder Hautkrankheiten auslösen. Fehlt dem Dickdarm die erforderliche Kraft, leiden die betroffenen Patienten oft unter Verstopfung, es kommt zur Austrocknung, zu Stauungen in den Nasennebenhöhlen und zu Schleimansammlung in den Bronchien. Das Wort „guts“steht auch für das deutsche Wort „Gedärm“. Im Englischen verwendet man den Ausdruck „to have the guts“, was so viel bedeutet wie „Mumm oder Schneid haben“. Demzufolge unterstützt uns ein gesunder und kräftiger Darm, mit Entschlossenheit und Klarheit alle Schwierigkeiten zu überwinden, uns erfolgreich zu behaupten und uns durchzusetzen. Energieüberschuss im Dickdarmmeridian kann zu Kopfschmerzen, Hautausschlag, Hämorrhoiden, Durchfall und Schulter-arm-schmerzen führen. Zu viel Energie im Bereich des Dickdarms kann Nasenbluten, Mandelentzündungen, Entzündungen der Polypen und des Zahnfleisches auslösen und zur Mittelohrentzündung (Otitis media) führen. Verstopfung und Durchfall können sich abwechseln, zudem können sich Husten und alle Symptome von Erkältungserkrankungen entwickeln. Dickdarmstörungen beeinträchtigen oft direkt die Lungenfunktion, die Bronchien und die Nebenhöhlen. Der Grund dafür: Die überschüssige Energie aus dem Dickdarm wandert nach oben, weil sie nicht nach unten ausgeschieden werden kann. Der Körper versucht als eine Form der Kompensation, das Energiegleichgewicht wiederherzustellen, indem er die gestaute Energie in die oberen Organe leitet. Deswegen kommt es zu den bereits genannten Beschwerden in Lunge, Hals, Ohren, Nebenhöhlen und Nase (siehe auch Abbildung Meridianverlauf). Hauptursache für die Dysbalance einer gesunden Darmflora ist eine über einen längeren Zeitraum verordnete Antibiotikaeinnahme. Auch Impfstoffen sind Antibiotika beigemischt. So können übermäßige Impfungen bei Kindern neben den schon beschriebenen Darmproblemen auch Symptome wie Milchschorf, Ekzeme und allergisches Asthma verursachen. Hier ist ein Aufbau der belasteten oder gar zerstörten Darmflora mit Probiotika unbedingt notwendig. Aber auch Pilze, Parasiten und Viren können die gesunde Darmfunktion belasten und vor allem Durchfälle auslösen. Über den Parasympathikus, genauer gesagt über den Nervus vagus, steht der Dickdarm als „Bauchhirn“, bekannt auch als Solarplexus oder Sonnengeflecht, in enger Verbindung mit dem Zentralnervensystem. Es ist wissenschaftlich belegt, dass chronische Störungen in der Darmflora psychische Erkrankungen wie zum Beispiel ADHS, Depressionen, Phobien und Ängste auslösen können. Das emotionale Problem, das oft mit einem Energieüberschuss im Dickdarm einhergeht, ist eine ständige innere Unzufriedenheit. Die betroffenen Patienten können weder sich selbst noch andere positiv würdigen. Es fällt ihnen schwer, die guten Seiten eines Menschen zu sehen, sie sind im Übermaße kritisch gegenüber anderen und sich selbst. Deswegen leben sie oft isoliert, alleine und zurückgezogen. Es scheint, dass sich dadurch der Dickdarm auf der körperlichen Ebene ständig mit den Abfallstoffen und dem Belastenden beschäftigen muss. Es fehlt der lösende Impuls, Nutzloses loszulassen und Erreichtes zu genießen.