Mikroplastik
Konventionelle Kosmetik verursacht zwar nicht den größten Anteil an den immer größeren Mengen Mikroplastik in der Natur, aber einen, auf den sich komplett verzichten ließe
Was es so gefährlich macht und wie Sie verstecktes Mikroplastik sofort erkennen
Mit dem stetigen Wachstum der letzten Jahre innerhalb der Kosmetikindustrie ist auch der Verbrauch an Mikroplastik, das sich als günstiger Füllstoff und Bindemittel erweist, gestiegen. In vielen Produkten, die täglich zur Körperpflege genutzt werden, sind diese uns unbekannten Substanzen und synthetischen Kunststoffe enthalten. Manchmal ist es sichtbar, doch in vielen Fällen mit dem Auge nicht wahrzunehmen. Wie kann man Plastik in Kosmetik erkennen? Geht es auch ohne? Und was kann man dagegen tun? Diese und viele weitere Fragen beantwortet dieser Artikel.
MIKROPLASTIK IM MEER
Eine Studie des Umweltbundesamtes aus dem Jahr 2015 belegt, dass in Deutschland in den letzten Jahren jährlich um die 500 Tonnen Makropartikel aus Polyethylen in kosmetischen Produkten verwendet worden sind. Dabei finden sich die meisten in Seifen und Duschgels sowie Hautpflege- und Sonnenschutzmitteln. In der Europäischen Union beträgt die jährliche Gesamtmenge aller verwendeten Mikropartikel in kosmetischen Produkten ungefähr 3125 Tonnen. Die Mikropartikel aus Kunststoff kommen darüber hinaus in Wasch-, Reinigungs- und Pflegemitteln sowie etlichen anderen Bereichen, beispielsweise in Beschichtungen vor. Laut Studie belaufen sich die Werte hier auf weitere hundert Tonnen pro Jahr.
Diese für uns als Laien sehr hohen Zahlen sind noch nichts im Vergleich zur weltweiten Produktion und Verarbeitung von Mikroplastik. Der Anteil in kosmetischen Mitteln leistet mengenmäßig zwar einen geringen, aber komplett überflüssigen Beitrag zur Umweltbelastung und -verschmutzung durch Kunststoff und Plastikmüll. Durch unseren nachlässigen Umgang mit belasteten Kosmetika tragen wir dazu bei, dass Mikroplastik im Meer vorhanden ist, von Tieren gefressen wird, das Leitungswasser verschmutzt und somit unseren Körper, die Umwelt, die Meere – schlicht das ganze Ökosystem langsam aber sicher in den Ruin treibt.
MIKROPLASTIK IN KOSMETIK
Mikroplastik kommt vor allem in der Kosmetikindustrie zur Anwendung. Sie können Mikroplastik erkennen, wenn es in Form von winzigen Plastikkügelchen beispielsweise in Peelings oder Duschgels vorkommt. Aus chemischer Sicht hat diese Form von Plastik eine feste, unlösliche Struktur, deren Teilchen kleiner als fünf Millimeter und partikulär sind. Neben eindeutig erkennbaren Plastikteilchen existieren jedoch auch sogenannte synthetische Kunststoffe, die in flüssiger Form in den Produkten verarbeitet werden. Sie können im Wasser quellen und sind teilweise sogar wasserlöslich. In Kosmetikprodukten dienen sie unter anderem als Filmbildner, Füllstoff und Bindemittel. Die
Kleinstteilchen kommen allerdings nicht nur in Kosmetik vor, sondern auch in synthetischen Kunststoffen, die zur Herstellung von Plastikverpackungen verwendet werden. Dadurch wird immer häufiger Mikroplastik in Lebensmitteln gefunden, da Partikel der Kunststoffverpackungen übertragen werden.
PRIMÄRES UND SEKUNDÄRES MIKROPLASTIK
Man unterscheidet die festen unlöslichen Plastikkügelchen in primäres und sekundäres Mikroplastik. Unter primärem Mikroplastik werden sogenannte Basispellets (Grundmaterial für die Plastikproduktion) und Kunststoffe eingeordnet. Sekundäres Mikroplastik entsteht beim Zerfall größerer Kunststoffteile. Als Zerfall wird zum Beispiel der Verwitterungsprozess angesehen. Die Verbindungen können jedoch auch aufgrund von Wellenbewegungen und Sonneneinstrahlung zerfallen. Beide Formen sind schädlich für das Ökosystem Meer, da sie über Jahrzehnte im Wasser verbleiben und durch die Strömungen in den gesamten Ozeanen und Meeren verteilt werden.
WIE MAN MIKROPLASTIK ERKENNT
Der Stoff ist überall versteckt. Ob in Make-up, Hautpflege, Waschgels oder Shampoo – beinahe überall finden sich, wenn nicht Plastikkügelchen, dann zumindest syntheti
sche Plastikverbindungen, die für das Auge unsichtbar sind. Das Plastik in der Kosmetik gelangt über das Abwasser in die lokalen Kläranlagen, wo es nicht ausreichend aus dem Abwasser herausgefiltert werden kann. Anschließend wandern die Partikel in die Flüsse und schließlich auch ins Meer. Die Folgen sind unsichtbarer Plastikmüll und Meeresverschmutzung: Je kleiner die Plastikteilchen sind, desto höher ist die Zahl der betroffenen Tiere, die es mit der Nahrung aufnehmen.
KUNSTSTOFFE IN KOSMETIK ERKENNEN
Häufig kaufen wir Produkte, deren Inhalt wir nicht genau kennen – das trifft auf Lebensmittel ebenso zu wie auf Kosmetika. Daran ist nichts verwerflich, weil es für Verbraucherinnen schwierig und teilweise unmöglich ist herauszufinden, welche Form und Menge an Kunststoffen in den gekauften Produkten enthalten sind. Die Transparenz über die Inhaltsstoffe ist nicht ausreichend gegeben. Angesichts dessen, dass die meisten Inhaltsstofflisten uns völlig unbekannte chemische Verbindungen und deren Abkürzungen vermitteln, ist es empfehlenswert sich darüber zu informieren, welche Abkürzung für welchen Kunststoff steht.
KOSMETIK OHNE MIKROPLASTIK
Was genau heißt Kosmetik ohne Mikroplastik? Darunter fasst man Körperpflege zusammen, die komplett frei von Silikonen und Kunststoffen ist. Kurz gesagt: zertifizierte Naturkosmetik. Sie ist an verschiedenen Labels und Siegeln zu erkennen. Dazu zählen zum Beispiel: BDIH, Ecocontrol, Natrue, ECOCERT, Demeter. Seit die Kosmetikindustrie erheblich wächst und Produktions- sowie Materialkosten steigen, ist es für die Industrie selbstverständlich und notwendig, künstliche Inhaltsstoffe zu verwenden, die ein relativ gutes Preis-leistungs-verhältnis mit hoher Wirksamkeit und niedrigen Materialkos
ten für einen erschwinglichen Verkaufspreis gewährleisten. Die Qualität und vor allem die Natürlichkeit der Kosmetika bleiben dabei auf der Strecke. Immer häufiger kommen chemische Inhaltsstoffe zum Einsatz.
Im Rahmen des Projekts „Kosligcel“haben Forschende des Fraunhofer IMWS (Institut für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen) herausgefunden, dass die Plastikpartikel, die so häufig in Zahnpasta, Duschgel oder Körperpeeling zum Einsatz kommen, ganz einfach durch natürliche Inhaltsstoffe zu ersetzen sind. Natürlich müssen diese gewisse Anforderungen erfüllen: Das Ersatzprodukt muss eine wirksame Reinigungsleistung bieten und gleichzeitig kostengünstig herzustellen sein – so wie Mikroplastik. In zweijähriger Arbeit entwickelten die Forschenden biologisch abbaubare Cellulosepartikel aus Buchenholz, Mais, Weizen und Hafer, die nun in Kosmetik ohne die kleinen Kunststoffpartikel zum Einsatz kommen. Die Wirkung ist ähnlich: Die Partikel fungieren als Füllstoff und Bindemittel. DUSCHGEL
Bei Duschgels dienen die Kunststoffpartikel als günstiger Füllstoff, der für die Konsistenz des Gels sorgt. Bei jedem Duschen mit herkömmlichem Duschgel geraten Plastikpartikel in das Abwasser und schlussendlich auch in die Flüsse und Meere. Während die Haut durch Duschgel, das auf natürlichen Inhaltsstoffen beruht, nachhaltig gepflegt wird, können Hautreinigungsprodukte mit Plastik chemische Stoffe in die Haut transportieren (siehe hierzu auch den Beitrag „Wechsel ohne Nebenwirkungen“, Seite 106). SHAMPOO UND HAARPFLEGE Ähnlich ist es bei Mikroplastik in Shampoos und Haarpflegemitteln. Häufig sind chemische Mittel wie Polyquaternium enthalten, das sich ähnlich wie Silikone als Film über die Haare legt und sie geschmeidig macht. Shampoos ohne Naturkosmetik-siegel enthalten oftmals Silikone und Parabene beziehungsweise künstliche Konservierungsstoffe und Weichmacher, die vortäuschen sollen, dass das Haar gepflegt ist, jedoch das genaue Gegenteil bewirken. ZAHNPASTA UND PEELING
Mikroplastik in der Zahnpasta soll beim Zähneputzen einen mechanischen Reinigungseffekt unterstützen. Zahnpasta ohne Mikroplastik basiert auf natürlichen Inhaltsstoffen, verzichtet auf chemische Desinfektions- und Konservierungsmittel und ersetzt jene zum Beispiel mit ätherischen Ölen, die mit ihrer antibakteriellen Wirkung zur Stärkung des Zahnfleisches beitragen.
In Peeling dient Plastik als Mittel zur mechanischen Reinigung. Dadurch, dass die winzigen Partikel über die Haut reiben, entfernen sie Hautschüppchen und lassen sich problemlos abwaschen. Neben dem Entfernen abgestorbener Hautzellen kann auch die Zellregeneration angeregt sowie die Elastizität und Festigkeit der Haut erhöht werden. Doch das im Peeling enthaltene Plastik und das damit verbundene Ablösen der Hornschicht öffnen gleichzeitig den Weg für Chemikalien und schädliche, chemische Inhaltsstoffe in die Haut. In der Folge können Hautreizungen auftreten.