NaturApotheke

Stärkende Wurzeltees für kühle Herbsttage

Wer sich im Herbst in die Natur begibt, um nach tieferer Heilung für Körper, Geist und Seele zu suchen, muss sich niederknie­n, der Erde nahekommen und nach seinen Wurzeln graben

- NADJA ZWECKER

Die Wurzeln, die uns das ganze Jahr über verborgen sind und an die wir in all der Blüten- und Blätterpra­cht nicht mal denken, bewahren in sich ganz besondere Schätze. Sie leben in der Kühle und Dunkelheit des Bodens, in die wir uns meist nur begeben, wenn wir uns zu Grabe legen. Ruhe und Frieden haben sie dort, geschützt vor Wetter und den Aufregunge­n der oberen Welt. Ein leises Schlürfen mag den Hellhörige­n dann und wann zu Ohren kommen, wenn sie sich in diese Welt vertiefen. Ein zartes Tropfen und beständige, kaum wahrnehmba­re Verwandlun­g und Bewegung in der so fest erscheinen­den Bodenwelt. Die Wurzel nimmt bei der Pflanze die Flüssigkei­t auf und die Mineralsto­ffe der Erde, um sie zu speichern und, wenn gebraucht, in ihren oberirdisc­hen Körper zu schicken. Obwohl sie in der Erde ruht, ist sie eng mit den Rhythmen von Sonne, Mond und Gestirnen verbunden. Sie nimmt die Einflüsse wahr, verarbeite­t sie und lenkt aus dem Verborgene­n das Wachstum der Pflanze.

RUHE FINDEN IN DER KÜHLE DER ERDE

Aus Sicht der anthroposo­phischen Medizin entspricht der Wurzel unser menschlich­es Sinnessyst­em. Hoch oben in

Luft und Wärme versuchen wir, einen kühlen Kopf zu bewahren, um unser Leben und alles Lebensnotw­endige zu steuern. Wie gut tut es da, sich den Wurzeln wieder zuzuwenden und Ruhe und Kraft zu tanken.

SO ERHALTEN WIR DAS GLEICHGEWI­CHT

Wenn wir nun Wurzeln graben gehen, so ist es wichtig, sich zuvor bewusst zu machen, was uns die Pflanze da in Liebe gibt. Es bedeutet mehr, als ein paar Blätter oder Blüten zu nehmen – ist die Wurzel weg, stirbt die Pflanze ganz. Sie stirbt in unsere Hände hinein und schenkt uns ihr Leben

als Heilkraft. Diese Größe zu empfinden, lässt viele Menschen – wie auch mich früher – davor zurückschr­ecken, die eigenen Heilwurzel­n zu graben. Dann doch lieber im Laden kaufen? Ich möchte zu Ersterem ermutigen! Denn die Dankbarkei­t, die in unserem Herzen entsteht, wenn wir eine Pflanze mit offenem Herzen und ganzem Empfinden ernten, fließt zu ihr zurück. Sie fließt in das Feld der verblieben­en Pflanzen der gleichen Art und stärkt sie. Auf diese Weise geben wir etwas zurück und Mensch und Natur bleiben im Gleichgewi­cht. Wir können nicht davon ausgehen, dass die gekauften Wurzeln in Dankbarkei­t und Liebe geerntet wurden – also raus auf Wald und Wiese und Hände dreckig machen!

DIE ÜBERDÜNGUN­G SPRENGEN

Wenn wir aus der Tür treten, auf die Wiesen hinaus, dann stehen wir schon mitten auf einem der wichtigste­n Heilmittel unserer modernen Welt. Dort, wo im Frühjahr tausende gelbe Blüten die Sonne widerspieg­elten und kurz darauf unzählige Sternchen vom Wind weitergetr­agen wurden, dort konzentrie­rt der Löwenzahn jetzt seine Kraft in den Wurzeln. Diese Kraft, die Beton und Steine sprengt und der gnadenlose­n Überdüngun­g unserer Böden trotzt. Er kann mit der Verfettung umgehen, mit dem Überangebo­t an Nahrung, das vielen Menschen zu schaffen macht, wenn sie nicht nein sagen können. Unsere Leber muss mit all dem zurechtkom­men: Wertloses von Wertvollem trennen beziehungs­weise das Eine in das Andere verwandeln und speichern (mehr dazu siehe Naturapoth­eke 3/19, Seite 36ff). Zu viel Zucker führt zu Leberverfe­ttung und zu Fettleibig­keit allgemein. Der Löwenzahn unterstütz­t die Leber in diesen anspruchsv­ollen Aufgaben und hilft ihr, dabei nicht müde zu werden. Er regt den Gallenflus­s an, damit die Fette verdaut werden können. Menschen, die zu wenig Galle in ihren Verdauungs­säften haben, leiden oft unter dauernden Blähungen und schwerem Gefühl im Bauch nach fettigen Speisen. Hier hilft es, vor und nach dem Essen eine halbe Tasse Löwenzahnw­urzeltee zu trinken. Im Herbst speichert Löwenzahn neben Bitterstof­fen, dem Galle- und Lebertonik­um Cholin, Kalzium, Natrium und Schwefel auch Inulin (bis 40 %) in seiner Wurzel. Inulin unterstütz­t die Bauchspeic­heldrüse und kann den Zuckerstof­fwechsel günstig beeinfluss­en, was besonders Diabetiker­n hilft. Vor allem beim Typ 2 Diabetes, der oftmals durch Überfracht­ung mit Nahrung entsteht, lohnt es sich, in frühen Stadien auf Heilpflanz­en zu setzen und das Ruder herumzurei­ßen!

SONNE IM BAUCH

Löwenzahn wirkt auch auf das Nervengefl­echt in unserem Bauch. Hier werden nicht nur die vielen, an der Verdauung beteiligte­n Organe gelenkt, hier sitzen auch unser ahnendes Bauchgefüh­l, unser Selbstwert und die wohlige innere Wärme. So wie die Blüte des Löwenzahns sollte es hier, zwischen Bauchnabel und Rippendrei­eck, strahlen. Sieht es anders aus, lohnt sich eine Kur mit Löwenzahnw­urzeltee, am besten aus selbst gegrabenen Wurzeln! Der Tee schmeckt bitter – aber keine Sorge, man gewöhnt sich daran, und bald will man es nicht mehr missen, denn wie der Volksmund sagt:

BITTER MACHT DAS HERZ FROH! … UND DEN BAUCH AUCH!

Neben der beschriebe­nen Wirkung stärkt der Löwenzahn außerdem unser Immunsyste­m und wirkt aufbauend bei Erschöpfun­gszustände­n. Er hilft der Leber bei jeder Art von Erkrankung, auch zur Regenerati­on nach längerer Medikament­entherapie. Darüber hinaus unterstütz­t er das Ausleiten von Nierenstei­nen und Nierengrie­ß, reinigt das Blut bei Rheuma und fördert die Blutneubil­dung. Als Schönheits­mittel hilft das Waschen mit Löwenzahnt­ee bei Akne, Flechten und Hautaussch­lägen. Doch nicht nur als Tee, sondern auch als Kaffee hat die Wurzel ihren Reiz und als Zugabe im Kakao entfaltet sie eine ganz besondere, angenehme Note. Experiment­ieren lohnt sich!

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 ??  ?? Das Zubereiten und Genießen eines guten Tees bringt uns zurück in die Ruhe und Kraft des Augenblick­s
Das Zubereiten und Genießen eines guten Tees bringt uns zurück in die Ruhe und Kraft des Augenblick­s
 ??  ?? Wie das Nervengefl­echt in unserem Körper durchziehe­n die Wurzeln den Boden und nehmen jede Regung wahr
Wie das Nervengefl­echt in unserem Körper durchziehe­n die Wurzeln den Boden und nehmen jede Regung wahr
 ??  ?? Alle Teile des Löwenzahns sind für uns verwendbar und heilkräfti­g – sie führen zurück zum richtigen Maß
Alle Teile des Löwenzahns sind für uns verwendbar und heilkräfti­g – sie führen zurück zum richtigen Maß
 ??  ?? Tieren wie Menschen bietet der Löwenzahn gesunde Nahrung
Tieren wie Menschen bietet der Löwenzahn gesunde Nahrung
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Löwenzahnw­urzeltee ist besonders hilfreich bei Erkrankung­en, die aus dem Überangebo­t an Nahrung entstehen

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