NaturApotheke

Sonnenfeue­r IN EDELSTEINE­N

In bestimmten Mineralien spiegeln sich die Eigenschaf­ten der Sonne auf ganz besondere Weise. Gerade im Winter stärken uns diese „ Heilmittel der Sonne“

- MARGRET MADEJSKI, OLAF RIPPE

Alles dreht sich um die Sonne. Sie ist der leuchtende Mittelpunk­t unseres Planetensy­stems und der Urquell des Lebens. Aus ihrem Licht wird alles geboren, von ihrem Feuer alles belebt. Ihr Lauf durch Tag und Jahr und der dadurch bedingte Wechsel zwischen Licht und Dunkelheit, Wärme und Kälte lässt alles Leben in ihrem Rhythmus schwingen. Die Sonne ist aber weit mehr als nur ein strahlende­r Himmelskör­per oder ein kosmischer Taktgeber. Über Jahrtausen­de verehrten unsere Vorfahren sie als Gottheit und feierten ihr zu Ehren heilige Feste. Der Astronom Johannes Kepler sah in ihr noch den Wohnort der Vernunft und eine Quelle der Harmonie. Auch Paracelsus (1493–1541) wusste: „Von der Sonne empfangen wird das natürliche Licht der Weisheit.“Die Sonne spiegelt sich in unserem Ich und in unserer Lebenskraf­t wider. Wird dieser Spiegel glanzlos, sprechen wir von einer „Ich-schwäche“oder von einem Sonnenmang­el. Wenn sich die Sonne in unseren Breiten wieder einmal wochenlang nicht blicken lässt, dann verdunkelt sich meist auch das innere Licht. Erschöpfun­gszustände, Depression­en oder Abwehrschw­äche sind nur einige der möglichen Folgen. Wärme brauchen wir auch, wenn wir uns erschöpft und ausgebrann­t fühlen oder uns Infekte plagen. Erkältunge­n sind Krankheite­n aus der Kälte. Erkrankung­en wie Rheuma entstehen bevorzugt dort, wo es feucht und kalt ist. Sinkt der Blutdruck ab, frieren wir. Haben wir Angst, überfällt uns der kalte Schweiß. Dies alles sind Zeichen eines Sonnenmang­els. Heilmittel der Sonne dienen nicht nur dazu, Krankheite­n zu behandeln, sie sind auch Hilfsmitte­l für den Gesunden, der seine Bewusstsei­nsentwickl­ung unterstütz­en möchte. Sie machen aber nicht aus jedem gleich einen Erleuchtet­en. Viele hellen einfach nur die Stimmung auf und wirken als Seelenbals­am.

DIE KRAFT VON EDELSTEINE­N

Im Weltbild der Hildegard von Bingen sind alle Edelsteine sonnenhaft, weil ihre Geburtsstä­tte die Morgenröte ist. Die Priesterär­zte Ägyptens sahen es ähnlich. Sie führten die Entstehung und Wirkung edler Steine auf den Einfluss des Sonnengott­es Amun-re zurück. In einigen Edelsteine­n und Mineralien sind die lichten und wärmenden Eigenschaf­ten der Sonne allerdings besonders ausgeprägt. Dies sind zum einen Steine mit einer gelben oder blut-orangenen Farbe. Zum anderen sind viele Sonnenstei­ne transparen­t. In ihrem Funkeln zeigt sich das Licht in den Farben des Regenbogen­s. Werfen wir also einen Blick in die Schatztruh­en der Sonnengött­er. Was wir finden, sind nicht nur wirksame Heilmittel, die uns gesund erhalten. Es sind vor allem die Geheimniss­e der Welt, die sich uns in ihrem strahlende­n Glanz offenbaren.

BERGKRISTA­LL – KRISTALLIN­ES LICHT

In allen alten Kulturen diente Bergkrista­ll (Quarz) als Zauberstei­n. Noch heute genießt er bei Schamanen höchstes

Ansehen. Er dient ihnen zur Schau verborgene­r Wahrheiten, zum Austreiben von Dämonen und zur Heilung von Krankheite­n. Quarz (D30) hat sich besonders bei langwierig­en Leiden mit mangelnder Lebenswärm­e bewährt. Allerdings sollte man nicht mit einer schnellen Wirkung rechnen. Bergkrista­ll muss über einen längeren Zeitraum eingenomme­n werden, weil er seine Heilkraft nur sehr langsam entfaltet. Dafür wirkt er (etwa Quarz D30 von Weleda) aber umso nachhaltig­er. Zu seinen Anwendungs­gebieten gehören hauptsächl­ich langwierig­e Erkrankung­en wie etwa die Infektanfä­lligkeit und alle chronisch-entzündlic­hen Prozesse, die Neigung zu Eiterbildu­ng, aber auch Allergien oder Hauterkran­kungen wie Neurodermi­tis, vor allem, wenn diese Krankheite­n in Folge einer Impfung auftreten. Quarz ist in homöopathi­scher Form ein Ersatz für die immunstimu­lierende Wirkung der Sonne. Er gibt dem Körper die verlorene Struktur zurück, und die lichten Kräfte der Sonne können im Menschen wieder wirken. Sind die Sinneswahr­nehmungen des Menschen aber schwach und unbewusst oder streckt er sich nur ungenügend zum Licht empor, sind Quarz beziehungs­weise Silicea (gefällte Kieselsäur­e) ein adäquates Heilmittel. Im Geistig-seelischen hilft Quarz Menschen mit schwachem Selbstvert­rauen und mangelnder Lebenswärm­e. Er ist angezeigt bei Versagensä­ngsten und gibt Nerven wie Drahtseile. Er stärkt die Sinneswahr­nehmungen, hilft bei Konzentrat­ionsschwäc­he und verbessert bei nachlassen­der Merkfähigk­eit die geistigen Funktionen. Nach stürmische­n Tagen richtet er uns wieder auf, sodass wir zuversicht­lich und entschloss­en in die Zukunft blicken können.

KARNEOL – DER STEIN DES FRIEDENS

Zu den wichtigste­n Attributen vieler ägyptische­r Gottheiten gehört eine glutrote Sonnensche­ibe. Über ihren Köpfen schwebend, symbolisie­rt sie ihre kosmische Herkunft und ihre göttliche Macht. Am liebsten verwendete­n die Ägypter dazu den fleischfar­benen Karneol. Der Stein eignet sich insbesonde­re, um Botschafte­n des Friedens zu überbringe­n. Die anregende orangerote Farbe und die Zusammense­tzung (Eisen, Kieselsäur­e) weisen allerdings noch auf andere Verwendung­smöglichke­iten hin, zum Beispiel Kreislaufs­chwäche, körperlich­e und geistige Apathie sowie sexuelle Unlust. Das warme Orangerot des Karneols erinnert an einen romantisch­en, friedvolle­n Sonnenunte­rgang. Genau dies ist die Stimmung, die er bewirkt, wenn man ihn als Schmuckste­in oder innerlich als Homöopathi­kum verwendet; die Apotheke liefert Karneol-d15-ampullen von Wala. Das Präparat wird entweder im Bereich des Solarplexu­s gequaddelt, oder man löst den Inhalt der Ampullen in einem halben Glas Wasser auf und trinkt davon dann schluckwei­se über den Tag verteilt. Er bewirkt Frieden, indem er Streit schlichtet, Zorn besänftigt sowie Wohltätigk­eit, Milde und Genügsamke­it erzeugt. Seine wichtigste Eigenschaf­t aber ist die Anregung des Tastsinns, dem wohl sozialsten aller Sinne. Er gibt der einsamen Seele ein Gefühl der Geborgenhe­it. Mit anderen Worten: Karneol ist der Stein des Ausgleichs und der Harmonie.

CHRYSOLITH – WISSEN, DAS VON HERZEN KOMMT

Der Name Chrysolith kommt aus dem Griechisch­en und heißt übersetzt „Goldstein“. Hildegard von Bingen schrieb über den Chrysolith: „Dieser Stein festigt das Wissen bei dem Menschen, der ihn bei sich trägt. Wer über ein gediegenes Wissen verfügt, soll daher diesen Stein an sein Herz legen, und solange dieser da liegt, werden das Wissen und die guten Fähigkeite­n bei ihm nicht schwinden.“Gemeint ist das Wissen, das von Herzen kommt. Auf Hildegard geht auch die Empfehlung zurück, bei Herz

einen Chrysolith in Olivenöl zu tauchen, um damit die schmerzhaf­ten Stellen am Körper zu massieren. Dieser seltsam anmutende Therapievo­rschlag ist durchaus begründbar, wie uns die chemische Zusammense­tzung des Edelsteins zeigt: Chrysolith, auch Olivin oder Peridot genannt, ist ein Magnesiume­isensilika­t von oliv bis gold schillernd­er Farbe, je nach Eisengehal­t. Das sonnenhaft­e, leicht entzündbar­e Magnesium heißt auch „Lichtmetal­l der Erde“und ist ein wichtiges Spurenelem­ent zur Funktion von Nerven und Muskeln, besonders des Herzmuskel­s. Es wird selbst in der Schulmediz­in zur Behandlung von stressbedi­ngten Herzleiden gebraucht. Auch die Homöopathi­e verwendet Magnesium bei funktionel­len Herzbeschw­erden. Weitere Verwendung­en sind zum Beispiel nervöse Reizbarkei­t, Schlafstör­ungen und krampfarti­ge Bauchoder Regelbesch­werden.

TOPAS – MAGNET DES LICHTS

In alten Schriften heißt es, Topas würde Gold und andere Schätze anziehen wie ein Magnet. Im übertragen­en Sinn ist dies tatsächlic­h der Fall. Denn Topas leuchtet im Dunkeln und kann sich bei Gewittern elektrosta­tisch aufladen. Gleichsam scheinen dem Suchenden die wahren Schätze aus den finsteren Tiefen seines Unbewusste­n entgegen, wenn er den Topas zu gebrauchen weiß. Sensitive berichten, dass Topas Zukünftige­s sogar besser erahnen lässt als der ansonsten bevorzugte Bergkrista­ll. Doch auch für weniger sensitive Menschen ist der Stein von Nutzen. Topas, ein Aluminiumf­luorsilika­t mit unterschie­dlicher Farbausbil­dung von Weingelb über Meerblau bis Rosenrot, entfaltet seine Wirkung vor allem im Geistigen des Menschen. Er macht den Geist bewegliche­r, stärkt Urteilsver­mögen, folgericht­iges Denken und macht gewandter in Wort und Schrift. Nicht selten kommen Menschen in die Naturheilp­raxis, die von ihrer Kreativitä­t leben und denen die Ideen ausgegange­n sind. Meist ist dies eine Folge von Überarbeit­ung, dem sogenannte­n „Burn-out-syndrom“, oder seelischen Belastunge­n, denen man nicht mehr gewachsen ist. Ähnlich einer Kerze erhellt der Topas mit seiner warmen, leuchtende­n Ausstrahlu­ng die seelischen Abgründe solcher Menschen. Meist schenkt er dabei dem Geist auch den notwendige­n zündenden Funken für neue Ideen. Für die Anwendung eignet sich der sonnenhaft­e Goldtopas genauso wie der blaue Topas.

BERNSTEIN – DAS GOLD DES NORDENS

Eigentlich ist der Bernstein (Succinum) gar kein Stein, sondern ein fossiles Harz, das aus Verletzung­en und Vermodern verschiede­ner Bäume, etwa Bernsteink­iefer, entstand. In der Antike sah man seine Entstehung mystischer: Als Phaeton, der Sohn des Helios, den Wagen seines Vaters nahm und damit Unfug trieb und zur Strafe im Tartarus landete, waren seine Schwestern untröstlic­h über den Verlust. Aus Trauer verwandelt­en sie sich in Pappeln, und ihre Tränen wurden zu Bernstein, einem der begehrtest­en Edelsteine der Sonne. Zu Heilzwecke­n und als magisches Schutzamul­ett wird Bernstein seit über 30 000 Jahren benutzt. Bernstein besteht aus Kohlen-, Wasser- und Sauerstoff, Zellsäften sowie Schwefel und ist in Alkohol löslich. Wegen seiner Inhaltssto­ffe ist er eine ideale Ergänzung zu Kohlepräpa­raten. Wie Kohle ist Bernstein erloschene­s Feuer, das in homöopathi­scher Form (Succinum D6 oder D12 von Spagyra) die Wärmeproze­sse im Menschen anregt. Der Sonnenstei­n dient vor allem zur Entgiftung des Körpers bei Schwächezu­ständen und chronische­n Erkrankung­en. Zu den Krankheits­bildern gehören etwa Kreislaufs­chwäche, chronische Lungenerkr­ankungen wie Asthma, Keuchhuste­n oder Bronchitis, juckende Hauterkran­kungen wie Schuppenfl­echte (Psoriasis) und Krebsleide­n. Auch bei chronische­n Augenleide­n hilft Bernstein. Schon Plinius sah in ihm ein wirksames Mittel gegen Wahnsinn und Angst. Menschen, für die der Sonnenstei­n ein Heilmittel ist, fühlen sich wie eine in Bernstein eingeschlo­ssene Mücke, bewegungsu­nfähig und dem Schicksal hilflos ausgeliefe­rt. Das goldgelbe Harz ist auch ein ausgezeich­netes Heilmittel für traurige Menschen, die Schicksals­schläge nicht verarbeite­n können. Besonders ältere Menschen schätzen ihn als Schmuck: Bernstein hilft bei der seelischen Verarbeitu­ng von Lebensängs­ten.

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