So kann Entgiftung richtig gut tun
Körperlichen Ballast loswerden – das nehmen sich viele zum Start in ein neues Jahr vor. Hier kann auch Ihr Physiotherapeut helfen, der mit vier unterschiedlichen Techniken die Muskulatur lockert und den Körper bei seiner Entgiftung unterstützt, um Beweglichkeit zu fördern und Schmerzzustände zu lindern
Selbstverständlich wissen wir alle, welche Ernährung gesund ist, dass wir regelmäßig Sport treiben und genügend Ausgleich zum stressigen Arbeitsalltag haben sollten. Aber wann denn bitte sollen wir uns die Zeit dafür nehmen? Zwischen der Arbeit und dem Abholen der Kinder aus der Schule? Oder abends, wenn das Tagwerk erledigt ist und die Kinder schlafen? Oder am Wochenende, wenn man einfach mal seine Ruhe haben und nichts machen möchte? In meiner Tätigkeit als Physiotherapeutin bin ich mir der Dringlichkeit von Entspannung und Stressreduktion bewusst, doch hüte ich mich davor, jedem Patienten, der mit „Stress auf den Schultern“zu mir kommt, mit erhobenem Zeigefinger anzuraten, endlich etwas an seinen Lebensgewohnheiten zu verändern. Denn Hand aufs Herz: Auch ich ernähre mich nicht immer so gesund, wie ich es möchte, auch ich plane mir ab und an einen Termin zu viel in meinen Tag hinein, und auch ich freue mich, einfach mal die Füße hochzulegen, wenn die Kinder abends schlafen. Allerdings sollte es spätestens dann, wenn der Rücken regelmäßig zwickt, der Kopf dauernd schmerzt oder der Magen seit Tagen rebelliert, an der Zeit sein, auf seinen Körper zu hören. Der Rücken möchte vielleicht Folgendes mitteilen: „Meinst du nicht, dass wir uns wieder mal mehr aufgeladen haben, als wir stemmen können? Und sollten wir uns nicht endlich mal eine kleine Auszeit gönnen?“
DEN TEUFELSKREIS DURCHBRECHEN
Grob geschätzt haben über 75 Prozent meiner Patienten fast identische Geschichten: viel Stress, zu wenig Ausgleich, Teufelskreis Rückenprobleme, Spannungskopfschmerz, Schulter-arm-schmerzen, Kiefergelenkbeschwerden. Man lebt nach dem Motto: „Kopf einziehen und durchhalten“oder „Zähne zusammenbeißen und weitermachen“. Was kann der Therapeut tun, um hier effizient und nützlich zur Seite zu stehen? Natürlich helfen Techniken zur Entspannung und Stressreduktion. Doch was, wenn man gleichzeitig die Muskulatur lockern und den Körper bei seiner Entgiftung unterstützen könnte, um Beweglichkeit zu fördern und Schmerzzustände zu lindern? Wenn es ein All-inclusive-paket gäbe? Ist das möglich? Ich sage: Ja. Im Folgenden erläutere ich vier meiner liebsten Techniken, die in diesem Zusammenhang beste Dienste leisten.
GUA SHA SCHABMASSAGE
Gua steht für „Schaben“, „Sha“für „Rötung der Haut“. Gua Sha ist ein manuelles, nicht invasives Ausleitungsverfahren, das sowohl in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) wie auch in anderen asiatischen Kulturkreisen Anwendung findet. Als altes Volksheilmittel überliefert, beruht Gua Sha auf der Annahme, dass im Körperinneren befindliche, krank machende Faktoren sich auch im Äußeren widerspiegeln. Nach dem Prinzip von Yin und Yang kann durch das Arbeiten auf der Haut ein Energiestau gelöst und ein Energiemangel behoben werden. Mittels eines abgerundeten Schabers wird bei Verspannungen und Schmerzen des Bewegungsapparates sowie bei anderen akuten oder chronischen Erkrankungen, unter Zuhilfenahme einer kleinen Menge Öl, auf dem betroffenen Hautareal geschabt, bis eine deutliche Rötung der Haut auftritt. Bestand der Schaber ursprünglich aus Büffelhorn, sind heute verschiedene Materialien erhältlich, vor allem Kunststoff, aber auch Steinsorten wie Jade, Rosenquarz und Achat. Das Schaben auf der Haut regt Durchblutung und Stoffwechsel an. So werden Haut und Muskulatur besser mit Sauerstoff versorgt, die Ausscheidung über die Haut wird angeregt und Giftstoffe werden abtransportiert. Verklebungen im Gewebe werden effektiv gelöst, verspannte Muskulatur lockert sich. Aus chinesischer Sichtweise kann auch auf Akupunkturpunkten oder Meridianen geschabt werden, um ein bestimmtes Organ im Körper reflektorisch zu beeinflussen. Dass und wie effektiv Gua Sha wirkt, wurde mir bewusst, als ich einen grippalen Infekt angehen wollte. Nach einer einzigen Gua-sha-behandlung des Lungen- und Dickdarmmeridians (Anwendung bei fieberhafter Erkältung) war mein Patient am nächsten Morgen fast komplett genesen. Eine einfache Technik mit großer Wirkung! Achtung: Die vom Schaben gerötete Haut ist sehr empfindlich. Gua Sha ist weniger geeignet für Schwangere, Thrombose-gefährdete, Patienten mit Herzschrittmacher oder Patienten, die Blutverdünner einnehmen.
RUSSISCHE HONIGMASSAGE
Ein Naturheilverfahren und altes Volksheilmittel zur Entschlackung und Entgiftung ist die Honigmassage, deren Wurzeln in Russland und Tibet zu finden sind. Sie bringt den Körper ins Gleichgewicht und wirkt wohltuend auf Nerven- und Immunsystem. Jahrelang in Vergessenheit geraten, wurde sie 1987 von dem ukrainischen Heiler Oleg Lohnes wieder zum Leben erweckt. Diese Massageform basiert auf den Erkenntnissen der tibetischen und chinesischen Medizin und ist wichtiger Bestandteil der russischen Volksheilkunde. Sie wird überwiegend am Rücken angewendet. Mit speziellen Grifftechniken übt der Therapeut einen Reiz auf das Bindegewebe und die Reflexzonen des Rückens aus. So regt er den Stoffwechsel an und setzt die Entgiftung in Gang, die Selbstheilungskräfte werden aktiviert. Während der wohltuenden Massage mit warmem Honig werden nicht nur abgestorbene Hautzellen entfernt, es lassen sich auch Schlacken und Gifte aus dem Gewebe herausziehen. Über die geöffneten Hautporen können die vielen wertvollen Inhaltsstoffe des Honigs aufgenommen werden, sodass diese ihre Wirkung in der Tiefe entfalten. Hier sind nicht nur Zucker, Aminosäuren und Mineralstoffe zu nennen, sondern auch antibakteriell und antioxidativ wirkende Substanzen. Weiterhin ist Acetylcholin enthalten, ein wichtiger Signalstoff im Körper, der an der Steuerung der meisten inneren Organe beteiligt ist. Die Honigmassage wirkt entspannend und kann über die im Honig enthaltenen Substanzen positive Effekte erzielen. Erfahrungsgemäß lassen sich Besserungen bei typischen Zivilisationskrankheiten feststellen: Allergien, Kopfschmerzen, Herz-kreislauf- und Magen-darm-erkrankungen. Auch grippalen Infekten und Atemwegserkrankungen lässt sich so vorbeugen. Honig ist weit mehr als ein gesundes, schmackhaftes Lebensmittel! Weniger geeignet ist die Honigmassage bei Diabetes, Osteoporose, Thrombosen.
SCHRÖPFMASSAGE FÜR DEN RÜCKEN
Die Technik des Schröpfens wurde erstmals vor rund 5000 Jahren in China genannt. Auch in vielen anderen Ländern wie beispielsweise Ägypten, Griechenland, der Türkei und Russland kennt man das hochwirksame Entgiftungsverfahren seit alters her. Ob Hippokrates in der Antike oder Hildegard von Bingen Jahrhunderte später die Methode des Schröpfens beschreibt, die Wirkung ist die gleiche. Lediglich die Art der Schröpfköpfe und die Technik haben sich verändert. Wäh
man in der Antike Rinderhörner einsetzte, ist man heute zur Verwendung von Schröpfgläsern oder Schröpfgummis übergegangen. Wie die Gestalt der Schröpfutensilien, so unterschied sich in verschiedenen Zeiten und Kulturen auch der Sinn und Zweck des Schröpfens: Im Mittelalter schröpfte man, um schlechte und überschüssige Körpersäfte (sprich: Blut und Galle) auszuleiten und so das innere Gleichgewicht wiederherzustellen. In der TCM nimmt man über eine Reizung der Akupunkturpunkte Einfluss auf innere Organe und den Fluss des Qi. Bei der Schröpfmassage liegt das Augenmerk auf der Verbesserung von Haut- und Muskeldurchblutung, um die Entgiftung des Körpers anzuregen und das Immunsystem zu stärken. Trennt man zwischen blutigem und unblutigem Schröpfen, ist die Schröpfmassage letzterem zuzuordnen und auch für den Wellness- und Präventivbereich zugelassen. Bei der Schröpfmassage bewegt der Physiotherapeut das Schröpfglas unter Verwendung von Öl in vorgegebenen Bahnen über den Rücken. Gleich einer Massage fördern wir nicht nur den Stoffwechsel, sondern lockern auch die Muskulatur und geben Entspannung für Körper und Seele. Altes kann losgelassen werden!
LEHMPACKUNGEN
Bereits seit 4000 Jahren ist die therapeutische Wirkung von Heilerde bekannt. Schon die alten Ägypter nutzten Nilschlamm gegen Entzündungen, Schwellungen, Gliederschmerzen, rheumatische Beschwerden sowie zur Krankheitsvorbeugung. Ihren Höhepunkt hatte die Anwendung von Heilerde im antiken Griechenland und Rom (um 500 n. Chr.), wo sie zu hohen Preisen gehandelt wurde. Erst im 19. Jahrhundert geriet sie durch den Fortschritt der Pharmazie ins Abseits, um doch schon recht bald wiederentdeckt zu werden. Sebastian Kneipp (1821–1897) schrieb, „dass manche Körperschäden und vielerlei Übel durch kein anderes Mittel so schnell und mit solcher Leichtigkeit geheilt werden können, als gerade durch den Lehm.“Heilerde besteht aus Gesteinsstaub (größtenteils Silikat, Kalkspat, Dreischichttonmineralien und Feldspat), der aus größeren Tiefen gefördert wird. Durch den Abbau im Erdinneren ist sie ohnehin fast keimfrei, wird später durch Erhitzen komplett entkeimt. Heilerde hat austrocknende und antibakterielle Eigenschaften. Sie enthält zahlreiche Mineralien und Spurenelemente, die für Körperaufbau und -funktionen unverzichtbar sind: Man findet Kalzium, Kalium, Natrium, Magnesium, Silicium und Eisen in unterschiedlichen Zusammensetzungen und Konzentrationen in den verschiedenfarbigen Heilerden, die unter anderem für Lehmpackungen zum Einsatz kommen. Während kalte Packungen stoffwechsel- und durchblutungsfördernd, schmerzlindernd und krampflösend wirken und bei Schmerzen, Schwellungen, Entzündungen, Verbrennungen und Zerrungen angelegt werden können, empfehlen sich warme Packungen bei Erkältungen, grippalen Infekten und Unterleibsschmerzen. Der Körper wird bei einer Lehmanwendung sanft entgiftet und mit Nährstoffen versorgt. Nach der anfänglich kühlenden Wirkung tritt eine wohltuende Wärme und Entspannung des gesamten Körpers ein. Probieren Sie es aus, die Anwendung ist ein Genuss!