NaturApotheke

So kann Entgiftung richtig gut tun

- BRITTA GRÖTSCH

Körperlich­en Ballast loswerden – das nehmen sich viele zum Start in ein neues Jahr vor. Hier kann auch Ihr Physiother­apeut helfen, der mit vier unterschie­dlichen Techniken die Muskulatur lockert und den Körper bei seiner Entgiftung unterstütz­t, um Beweglichk­eit zu fördern und Schmerzzus­tände zu lindern

Selbstvers­tändlich wissen wir alle, welche Ernährung gesund ist, dass wir regelmäßig Sport treiben und genügend Ausgleich zum stressigen Arbeitsall­tag haben sollten. Aber wann denn bitte sollen wir uns die Zeit dafür nehmen? Zwischen der Arbeit und dem Abholen der Kinder aus der Schule? Oder abends, wenn das Tagwerk erledigt ist und die Kinder schlafen? Oder am Wochenende, wenn man einfach mal seine Ruhe haben und nichts machen möchte? In meiner Tätigkeit als Physiother­apeutin bin ich mir der Dringlichk­eit von Entspannun­g und Stressredu­ktion bewusst, doch hüte ich mich davor, jedem Patienten, der mit „Stress auf den Schultern“zu mir kommt, mit erhobenem Zeigefinge­r anzuraten, endlich etwas an seinen Lebensgewo­hnheiten zu verändern. Denn Hand aufs Herz: Auch ich ernähre mich nicht immer so gesund, wie ich es möchte, auch ich plane mir ab und an einen Termin zu viel in meinen Tag hinein, und auch ich freue mich, einfach mal die Füße hochzulege­n, wenn die Kinder abends schlafen. Allerdings sollte es spätestens dann, wenn der Rücken regelmäßig zwickt, der Kopf dauernd schmerzt oder der Magen seit Tagen rebelliert, an der Zeit sein, auf seinen Körper zu hören. Der Rücken möchte vielleicht Folgendes mitteilen: „Meinst du nicht, dass wir uns wieder mal mehr aufgeladen haben, als wir stemmen können? Und sollten wir uns nicht endlich mal eine kleine Auszeit gönnen?“

DEN TEUFELSKRE­IS DURCHBRECH­EN

Grob geschätzt haben über 75 Prozent meiner Patienten fast identische Geschichte­n: viel Stress, zu wenig Ausgleich, Teufelskre­is Rückenprob­leme, Spannungsk­opfschmerz, Schulter-arm-schmerzen, Kiefergele­nkbeschwer­den. Man lebt nach dem Motto: „Kopf einziehen und durchhalte­n“oder „Zähne zusammenbe­ißen und weitermach­en“. Was kann der Therapeut tun, um hier effizient und nützlich zur Seite zu stehen? Natürlich helfen Techniken zur Entspannun­g und Stressredu­ktion. Doch was, wenn man gleichzeit­ig die Muskulatur lockern und den Körper bei seiner Entgiftung unterstütz­en könnte, um Beweglichk­eit zu fördern und Schmerzzus­tände zu lindern? Wenn es ein All-inclusive-paket gäbe? Ist das möglich? Ich sage: Ja. Im Folgenden erläutere ich vier meiner liebsten Techniken, die in diesem Zusammenha­ng beste Dienste leisten.

GUA SHA SCHABMASSA­GE

Gua steht für „Schaben“, „Sha“für „Rötung der Haut“. Gua Sha ist ein manuelles, nicht invasives Ausleitung­sverfahren, das sowohl in der Traditione­llen Chinesisch­en Medizin (TCM) wie auch in anderen asiatische­n Kulturkrei­sen Anwendung findet. Als altes Volksheilm­ittel überliefer­t, beruht Gua Sha auf der Annahme, dass im Körperinne­ren befindlich­e, krank machende Faktoren sich auch im Äußeren widerspieg­eln. Nach dem Prinzip von Yin und Yang kann durch das Arbeiten auf der Haut ein Energiesta­u gelöst und ein Energieman­gel behoben werden. Mittels eines abgerundet­en Schabers wird bei Verspannun­gen und Schmerzen des Bewegungsa­pparates sowie bei anderen akuten oder chronische­n Erkrankung­en, unter Zuhilfenah­me einer kleinen Menge Öl, auf dem betroffene­n Hautareal geschabt, bis eine deutliche Rötung der Haut auftritt. Bestand der Schaber ursprüngli­ch aus Büffelhorn, sind heute verschiede­ne Materialie­n erhältlich, vor allem Kunststoff, aber auch Steinsorte­n wie Jade, Rosenquarz und Achat. Das Schaben auf der Haut regt Durchblutu­ng und Stoffwechs­el an. So werden Haut und Muskulatur besser mit Sauerstoff versorgt, die Ausscheidu­ng über die Haut wird angeregt und Giftstoffe werden abtranspor­tiert. Verklebung­en im Gewebe werden effektiv gelöst, verspannte Muskulatur lockert sich. Aus chinesisch­er Sichtweise kann auch auf Akupunktur­punkten oder Meridianen geschabt werden, um ein bestimmtes Organ im Körper reflektori­sch zu beeinfluss­en. Dass und wie effektiv Gua Sha wirkt, wurde mir bewusst, als ich einen grippalen Infekt angehen wollte. Nach einer einzigen Gua-sha-behandlung des Lungen- und Dickdarmme­ridians (Anwendung bei fieberhaft­er Erkältung) war mein Patient am nächsten Morgen fast komplett genesen. Eine einfache Technik mit großer Wirkung! Achtung: Die vom Schaben gerötete Haut ist sehr empfindlic­h. Gua Sha ist weniger geeignet für Schwangere, Thrombose-gefährdete, Patienten mit Herzschrit­tmacher oder Patienten, die Blutverdün­ner einnehmen.

RUSSISCHE HONIGMASSA­GE

Ein Naturheilv­erfahren und altes Volksheilm­ittel zur Entschlack­ung und Entgiftung ist die Honigmassa­ge, deren Wurzeln in Russland und Tibet zu finden sind. Sie bringt den Körper ins Gleichgewi­cht und wirkt wohltuend auf Nerven- und Immunsyste­m. Jahrelang in Vergessenh­eit geraten, wurde sie 1987 von dem ukrainisch­en Heiler Oleg Lohnes wieder zum Leben erweckt. Diese Massagefor­m basiert auf den Erkenntnis­sen der tibetische­n und chinesisch­en Medizin und ist wichtiger Bestandtei­l der russischen Volksheilk­unde. Sie wird überwiegen­d am Rücken angewendet. Mit speziellen Grifftechn­iken übt der Therapeut einen Reiz auf das Bindegeweb­e und die Reflexzone­n des Rückens aus. So regt er den Stoffwechs­el an und setzt die Entgiftung in Gang, die Selbstheil­ungskräfte werden aktiviert. Während der wohltuende­n Massage mit warmem Honig werden nicht nur abgestorbe­ne Hautzellen entfernt, es lassen sich auch Schlacken und Gifte aus dem Gewebe herauszieh­en. Über die geöffneten Hautporen können die vielen wertvollen Inhaltssto­ffe des Honigs aufgenomme­n werden, sodass diese ihre Wirkung in der Tiefe entfalten. Hier sind nicht nur Zucker, Aminosäure­n und Mineralsto­ffe zu nennen, sondern auch antibakter­iell und antioxidat­iv wirkende Substanzen. Weiterhin ist Acetylchol­in enthalten, ein wichtiger Signalstof­f im Körper, der an der Steuerung der meisten inneren Organe beteiligt ist. Die Honigmassa­ge wirkt entspannen­d und kann über die im Honig enthaltene­n Substanzen positive Effekte erzielen. Erfahrungs­gemäß lassen sich Besserunge­n bei typischen Zivilisati­onskrankhe­iten feststelle­n: Allergien, Kopfschmer­zen, Herz-kreislauf- und Magen-darm-erkrankung­en. Auch grippalen Infekten und Atemwegser­krankungen lässt sich so vorbeugen. Honig ist weit mehr als ein gesundes, schmackhaf­tes Lebensmitt­el! Weniger geeignet ist die Honigmassa­ge bei Diabetes, Osteoporos­e, Thrombosen.

SCHRÖPFMAS­SAGE FÜR DEN RÜCKEN

Die Technik des Schröpfens wurde erstmals vor rund 5000 Jahren in China genannt. Auch in vielen anderen Ländern wie beispielsw­eise Ägypten, Griechenla­nd, der Türkei und Russland kennt man das hochwirksa­me Entgiftung­sverfahren seit alters her. Ob Hippokrate­s in der Antike oder Hildegard von Bingen Jahrhunder­te später die Methode des Schröpfens beschreibt, die Wirkung ist die gleiche. Lediglich die Art der Schröpfköp­fe und die Technik haben sich verändert. Wäh

man in der Antike Rinderhörn­er einsetzte, ist man heute zur Verwendung von Schröpfglä­sern oder Schröpfgum­mis übergegang­en. Wie die Gestalt der Schröpfute­nsilien, so unterschie­d sich in verschiede­nen Zeiten und Kulturen auch der Sinn und Zweck des Schröpfens: Im Mittelalte­r schröpfte man, um schlechte und überschüss­ige Körpersäft­e (sprich: Blut und Galle) auszuleite­n und so das innere Gleichgewi­cht wiederherz­ustellen. In der TCM nimmt man über eine Reizung der Akupunktur­punkte Einfluss auf innere Organe und den Fluss des Qi. Bei der Schröpfmas­sage liegt das Augenmerk auf der Verbesseru­ng von Haut- und Muskeldurc­hblutung, um die Entgiftung des Körpers anzuregen und das Immunsyste­m zu stärken. Trennt man zwischen blutigem und unblutigem Schröpfen, ist die Schröpfmas­sage letzterem zuzuordnen und auch für den Wellness- und Präventivb­ereich zugelassen. Bei der Schröpfmas­sage bewegt der Physiother­apeut das Schröpfgla­s unter Verwendung von Öl in vorgegeben­en Bahnen über den Rücken. Gleich einer Massage fördern wir nicht nur den Stoffwechs­el, sondern lockern auch die Muskulatur und geben Entspannun­g für Körper und Seele. Altes kann losgelasse­n werden!

LEHMPACKUN­GEN

Bereits seit 4000 Jahren ist die therapeuti­sche Wirkung von Heilerde bekannt. Schon die alten Ägypter nutzten Nilschlamm gegen Entzündung­en, Schwellung­en, Gliedersch­merzen, rheumatisc­he Beschwerde­n sowie zur Krankheits­vorbeugung. Ihren Höhepunkt hatte die Anwendung von Heilerde im antiken Griechenla­nd und Rom (um 500 n. Chr.), wo sie zu hohen Preisen gehandelt wurde. Erst im 19. Jahrhunder­t geriet sie durch den Fortschrit­t der Pharmazie ins Abseits, um doch schon recht bald wiederentd­eckt zu werden. Sebastian Kneipp (1821–1897) schrieb, „dass manche Körperschä­den und vielerlei Übel durch kein anderes Mittel so schnell und mit solcher Leichtigke­it geheilt werden können, als gerade durch den Lehm.“Heilerde besteht aus Gesteinsst­aub (größtentei­ls Silikat, Kalkspat, Dreischich­ttonminera­lien und Feldspat), der aus größeren Tiefen gefördert wird. Durch den Abbau im Erdinneren ist sie ohnehin fast keimfrei, wird später durch Erhitzen komplett entkeimt. Heilerde hat austrockne­nde und antibakter­ielle Eigenschaf­ten. Sie enthält zahlreiche Mineralien und Spurenelem­ente, die für Körperaufb­au und -funktionen unverzicht­bar sind: Man findet Kalzium, Kalium, Natrium, Magnesium, Silicium und Eisen in unterschie­dlichen Zusammense­tzungen und Konzentrat­ionen in den verschiede­nfarbigen Heilerden, die unter anderem für Lehmpackun­gen zum Einsatz kommen. Während kalte Packungen stoffwechs­el- und durchblutu­ngsfördern­d, schmerzlin­dernd und krampflöse­nd wirken und bei Schmerzen, Schwellung­en, Entzündung­en, Verbrennun­gen und Zerrungen angelegt werden können, empfehlen sich warme Packungen bei Erkältunge­n, grippalen Infekten und Unterleibs­schmerzen. Der Körper wird bei einer Lehmanwend­ung sanft entgiftet und mit Nährstoffe­n versorgt. Nach der anfänglich kühlenden Wirkung tritt eine wohltuende Wärme und Entspannun­g des gesamten Körpers ein. Probieren Sie es aus, die Anwendung ist ein Genuss!

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 ??  ?? Beim Schröpfen saugen sich die Gläser an der Haut fest, bei einer Schröpfmas­sage gleiten sie mit einem festen Ziehen darüber
Beim Schröpfen saugen sich die Gläser an der Haut fest, bei einer Schröpfmas­sage gleiten sie mit einem festen Ziehen darüber
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Eine Lehmpackun­g entgiftet den Körper besonders sanft
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Das feste Schaben sorgt für eine Hautrötung. traditione­lles Gua Sha nutzt keine Edelsteinr­oller, sondern Schaber aus Stein, Kunststoff oder Horn
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Die klebrige Honigschic­ht auf der Haut verstärkt durch leichtes Ziepen die Wirkung der Massage

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