NaturApotheke

Die Schlüsselb­lume

Die Schlüsselb­lume (Primula veris) blüht oft schon mitten im Schnee. Mit ihren antivirale­n, schleimlös­enden und fiebersenk­enden Eigenschaf­ten kann sie uns gut durch den kalten Winter helfen. Aber nicht nur das: Sie schließt das Herz auf und vertreibt trüb

- URSEL BÜHRING

Trotz ihrer Zartheit ist die Blume ein starker Verbündete­r gegen Husten, Schnupfen, Heiserkeit

die Schlüsselb­lume soll Türen öffnen: zum Paradies, zu himmlische­n Schätzen oder zum Herzen. Auf die Erde gekommen aber sei dieser Blumenschl­üssel, weil Petrus eines Tages seinen Schlüsselb­und fallen ließ. Schnell suchten die Engel auf der Erde danach, doch was sie fanden, waren nurmehr gelb leuchtende, wunderschö­ne Schlüsselb­lumen. Diese Geschichte hat sicher zu manchen ihrer vielen Volksnamen beigetrage­n: „Himmelschl­üssel“, „Heiratssch­lüssel“, Himmelsblu­me“, „Osterblume“oder „Peters Schlüssel“.

HEILKUNDE

Hildegard von Bingen empfahl, die Schlüsselb­lume „gegen Melancholi­e aufs Herz zu binden“. Damit bezieht sie sich auf die stimmungsa­ufhellende Wirkung, die die Schlüsselb­lume auf die Psyche hat. Im Mittelalte­r wurde Primula Veris als „herba arthritica“oder „Gichtblume“bezeichnet, denn sie war ein Hauptmitte­l gegen Gicht, Gliedersch­merzen, Ohnmacht und zur Herzstärku­ng. Der Arzt und Botaniker Tabernaemo­ntanus berichtete im 16. Jahrhunder­t in seinem Kräuterbuc­h: „Es wird diss Kraut auch eusserlich zu Gicht gebraucht, denn die Schlüsselb­lumen zerstossen und auff das schmertzha­ffte Gliedt gelegt/thun demselben gar wol.“Und er wusste auch schon über den kulinarisc­hen Genuss und die Anwendung als Schönheits­mittel zu berichten: „An etlichen Orthen machet man auss den jungen Schössling­en der Blumen Salat/und isset dieselbige. Mit dem Safft so auss den Blümlein getruckt worden/das Angesicht uberstriec­hen/vertreibt die Flecken/masen/und Runtzel derselbige­n wunderbarl­ich/verzehret auch die Feigwartze­n im hinderen/miltert die Harnwinde.“

Hinweis:

Der Kontakt mit der Schlüsselb­lumenblüte kann Allergien auslösen. Manche Menschen reagieren empfindlic­h auf die Schlüsselb­lume und Primelgewä­chse. Diese Personen sollten sie nicht einnehmen, weil ansonsten Magenbesch­werden und Übelkeit auftreten könnten.

BOTANISCHE­S

Die samtig behaarte Schlüsselb­lume gehört zur Familie der Primelgewä­chse (Primulacea­e). Die echte Schlüsselb­lume oder Arznei-schlüsselb­lume (Primula veris) wächst bevorzugt auf Halbtrocke­nrasen und Kalkmagerr­asen, an Böschungen und Wegrändern. Vom kräftigen jungen Wurzelstoc­k aus entfaltet sich jedes Frühjahr ein Rosettenkr­eis ihrer runzeligen Blätter, aus deren Mitte sich der Blütenstän­gel erhebt. An dessen Ende sind die goldleucht­enden Blüten in einer vielblütig­en Dolde angeordnet; sie tragen am Grund fünf goldrote Schlundtup­fen und entfalten einen wunderbar honigartig­en Duft. Hummeln, Schmetterl­inge und andere „Langrüssle­r“fliegen darauf. Die Blüten sind von einem aufgeblase­nen grünlich gelben Kelch mit spitzen Zähnchen luftig umhüllt – daher auch der Volksname „Pluderhose“. Diese Kelche werden für die Therapie mit verwendet, denn sie enthalten heilkräfti­ge Saponine. Die Samen verbreitet der Wind. In der Volksheilk­unde wird auch die im Wald wachsende Große Schlüsselb­lume (Primula elatior) eingesetzt, die aber in ihrer Heilwirkun­g schwächer ist als die Primula veris. Sie trägt auf ihrem hohen Stängel schwefelge­lbe Blüten mit sehr zartem Duft und gedeiht eher auf frischen Böden in Laub- und Auwäldern.

WIRKUNGEN

Schlüsselb­lumen besitzen einen hohen Gehalt an Saponinen, das sind sogenannte reinigende Seifenstof­fe. Die Blüten mit den Kelchen enthalten weniger Saponine, dafür mehr Flavonoide, Carotinoid­e und ätherische Öle. Saponine lösen und verflüssig­en festsitzen­des Sekret in Nasenneben­höhlen und Bronchien, erleichter­n dadurch das Abfließen oder Abhusten und wirken zusätzlich krampflöse­nd. Besonders bewährt hat sich die Primula veris bei fiebrigen Erkältunge­n mit Kopfweh und verstopfte­r Nase, bei Katarrhen der Atemwege, bei Stirn- und Nebenhöhle­nentzündun­g und bei Husten, auch bei Alters- und Raucherhus­ten. Die Wurzeln wirken zusätzlich entzündung­shemmend, antiviral vor allem gegen Grippevire­n (Influenza A) und schmerzlin­dernd, da sie in geringer Menge Salicylsäu­reglycosid­e enthalten. Vor allem die Wurzeln, aber auch die Blüten mit Kelch regen den Stoffwechs­el an und wirken schweiß- und harntreibe­nd. Deshalb eignet sich die Schlüsselb­lume auch gut für eine entschlack­ende Frühjahrsk­ur. In der Kinderheil­kunde sind Schlüsselb­lumenblüte­n den Wurzeln vorzuziehe­n, wegen des besseren Geschmacks und der geringeren

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