NaturApotheke

Maori lernen

Zum Reisen ist gerade keine gute Zeit, zum Sprachenle­rnen jedoch schon. Wie wäre es mit Māori? In Neuseeland sind Kultur und Sprache der Ureinwohne­r sehr lebendig. Davon können wir alle lernen. Den anderen verstehen, verbindet

- KERSTIN MÖLLER

Zum Reisen ist keine gute Zeit, zum SprachenLe­rnen schon. Damit wir einander besser verstehen

te-reo Maori (Te-reoa=diem--sprache)odernur ori ist die Sprache der Ureinwohne­r Neuseeland­s. Bis zur Besiedelun­g durch die Europaer Ende des 18, Jahrhunder­ts war Maori eine- ausschließ­lich gesprochen­e Sprache, Inzwischen wird sie in lateinisch­er Schrift geschriebe­n. Heute sprechen etwa 125 000 Menschen in Neuseeland Maori, das sind circa 20% der maori und 3% der ,, Pakeha", der Nachfahren europäisch­er Einwandere­r, die etwa 85 % der Gesamtbevö­lkerung ausmachen. „KIA Die Großeltern ORA“– MÖGE der heutigen ES DIR Kinder GUTGEHEN wurden noch bestraft, wennsie Te Rei Maori sprachen, etwa indem sie geschlager wurden oder sich den Mund mit Seife auswaschen mussten. Darum brachten sie ihren Kindern Maori erst gar nicht bei. Ohne Sprache geht jedoch der Zugang zu einer Kultur verlo

ren. Lander Länder als als bedroht. bedroht. Erst Erst se seit it den den 1960er-jahren 1960er Jahren gibt gibt es es ernst- Ernsthafte Bemühungen, diese einzigarti­ge Sprache zu retten. Wie

die Idee der Sprachkurs­e, um die Kultur der M ori zu fördern und ihr Selbstbewu­sstsein zu stärken. Anfangs schlug den Aktivisten der Te-reo-bewegung starker Widerstand der englischsp­rachigen Bevölkerun­g entgegen. 1987 wurde Te Reo M ori offiziell neben Englisch (und inzwischen auch der neuseeländ­ischen Gebärdensp­rache) als Amtssprach­e Neuseeland­s anerkannt. Auch wenn die M ori wie die Native Americans in den USA oder die Sami in Norwegen noch häufig weniger gut ausgebilde­t und öfter arbeitslos sind, hat sich die Situation doch deutlich verbessert. Es gibt Schulen, wo M ori-nachfahren auf M ori unterricht­et werden. Die Großeltern begrüßen dabei jedes Kind ausgiebig – „ T-

ena koe“(„Da bist du ja!“). Da die Kinder wieder M-

aori lernen, tun es ihre Eltern nun auch, allein schon, um in der Generation­enfolge die traditione­llen Rufe bei ihren Versammlun­gen sprechen zu können. Dass sich jetzt Neuseeländ­er ohne „Whakapapa“(einen M-

aori-stammbaum) dafür entscheide­n, die Sprache der Ureinwohne­r zu lernen, ist ein sehr erfreulich­es Zeichen. Wie kommt es dazu?

Während etwa die Hälfte der Kursteilne­hmer M-

aori sind, wollen die anderen aus berufliche­n Gründen M-

aori lernen oder einfach eine engere Beziehung zu Neuseeland aufbauen, indem sie Ortsnamen oder andere M-

aori-ausdrücke und -Traditione­n im Alltag besser verstehen. So werden etwa Passagiere der nationalen Airline Air New Zealand schon beim Boarding mit „Kia ora“begrüßt. Die RugbyNatio­nalmannsch­aft „ All Blacks“führt vor ihren Spielen einen Kriegstanz der Maori (Haka) auf, der traditione­ll die Gegner erschrecke­n sollte, wilde Grimassen inklusive. Praktisch zudem – M-

aori-grundkennt­nisse helfen auch anderswo in der pazifische­n Inselwelt weiter, zum Beispiel auf Hawaii. Das M-

aori-wort für Liebe lautet etwa „ Aroha“. Der hawaiianis­che Gruß „ Aloha“bedeutet das agleiche.m- ori begrüßen sich traditione­ll, indem sie ihre Nasen aneinander reiben. Diese Begrüßungs­form nennen sie „Hongi“. So ein abendliche­r M ori-kursadauer­t- drei Stunden, anfangs wird immer erst einmal zusammen gesungen. Der Kurs geht über 36 Wochen und kostet 3000 Euro. Er wird vom Staat bezahlt und steht allen Neuseeländ­ern weile offen. dafür Tausende angemeldet. Interessie­rte sind mittlerZur Sprache selbst: Während etwa das Deutsche sehr substantiv­betont ist, konjugiert M aori – -weder Verben noch dekliniert es Substantiv­e. Dafür nutzt es eine Vielzahl von grammatika­lischen Partikeln. Die Grammatik macht interessan­terweise keinen Unterschie­d zwischen den Geschlecht­ern. Hierarchie­n kennt Maori dagegen schon: „Mein Hund“erfordert etwa ein anderes Possessivp­ronomen als „Mein Chef“. M ori soll nicht so wortwörtlich wie zum Beispiel Englisch sein, was das Verständnis zwar bisweilen erschwert, aber auch hilft, sich in die Denkweise von M ori besser einzufühle­n.

Bleibt abzuwarten, ob die Begeisteru­ng für die Sprache der polynesisc­hstämmigen Mitbürger von Dauer sein wird. Dasaa -- würde eine mehrsprach­ige Gesellscha­ft fördern, die die - Identität aller Neuseeländ­er ausdrückt. Die Stärke einer Demokratie zeigt sich im Umgang mit ihren Minderheit­en. Das Neue an dieser Entwicklun­g ist, dass hier eine Mehrsprach­igkeit ohne direkte praktische Not entsteht. Und das eröffnet eine ganz neue Art von wertschätz­endem, lebendigem Miteinande­rleben. Die Sprache des anderen zu verstehen, verändert vieles und fördert gegenseiti­ge Toleranz. Beim Sprechen einer für uns neuen Sprache erleben wir uns selbst anders, bewusster, wir entdecken neue Seiten an uns, neue (Ausdrucks-)möglichkei­ten. Wir verstehen das Prinzip Sprache. Das schafft mehr Bewussthei­t im Umgang mit der eigenen Sprache, es stärkt die Ausdrucksf­ähigkeit, es inspiriert uns und fördert eine engere Beziehung zu unseren Mitmensche­n und unserer Umwelt.a Dasm-kannwiebei­denneuseel­ändern ori sein oder auch eine andere Sprache, zu der wir einen persönlich­en Zugang haben. Es lohnt sich in jedem Fall. Versuchen Sie’s!

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