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Omas Hausmittel

Streifen wir durch einen Lärchenwal­d, so erwartet uns zu jeder Jahreszeit ein anderes Bild. Die Lärche ist ein Nadelbaum, der sich nicht an Konvention­en hält, sondern stets das alte Nadelkleid abwirft und sich im Frühjahr mit frischem Grün schmückt

- GUDRUN DIETA WALCHER

Altes Wissen und neue Rezepte zur Lärche

„A Larch unterm Doch isch a ewige Soch“

nach einer alten Volksweish­eit schneit es erst dann zu, wenn die Lärchen ihr Nadelkleid komplett abgeworfen haben. Zahlreiche Volksnamen trägt die Lärche wie etwa Lorichbaum, Lörbaum, Lorche, Schönholz, Saligenbau­m und Wildfrauen­baum. Sie gilt als Wohnort der Feen, der Elfen, der weiblichen uns wohlgesonn­enen Waldgeiste­r und der Saligen Fräulein, die verirrte Wanderer wieder auf den rechten Weg bringen. Ein Lärchenzwe­ig über der Tür schützt vor bösen Geistern und Blitzschla­g. Mythen und Sagen umranken diesen wunderschö­nen lichten Baum.

Die europäisch­e Lärche (Larix decidua) gehört zur Familie der Kieferngew­ächse. Zu finden ist sie in sonnendurc­hfluteten Höhen bis über 2500 Meter in lockerer Gesellscha­ft mit Latschen, Fichten und Zirben. Auf den durchlässi­gen Kalk- und Urgesteins­böden der Alpenregio­n und des Hochgebirg­es gedeiht sie besonders gut. Wo einst Gletscher waren, sorgt sie mit ihrem herzförmig­en Wurzelsyst­em für die Befestigun­g des Gerölls und schafft somit als Pionierpfl­anze die Grundlage für die ihr folgenden Vegetation­en. Sie kann bis zu 600 Jahre alt werden.

Die Lärche ist ein sommergrün­er Nadelbaum mit schlanker Krone, der eine Höhe von bis zu 50 Metern erreichen kann. Der Stamm ist im unteren Teil teils gekrümmt, die Äste wachsen zunächst waagrecht bis leicht nach unten geneigt, je weiter oben sie sich befinden, umso mehr streben sie dem Himmel zu. Die weichen, hellgrünen Nadeln sind zu Bündeln gebüschelt, verfärben sich im Herbst goldgelb und fallen zu Winterbegi­nn ab. Mit dem Nadelaustr­ieb erscheinen im März/april die purpurrote­n, weiblichen, aufrecht stehenden Zäpfchen und die eher unscheinba­r gelblichen, hängenden, männlichen Kätzchen. Die Bestäubung erfolgt durch den Wind. Lärchenzap­fen sind das ganze Jahr am Baum zu finden.

Während die Äste weich und biegsam sind und so dem Wind tänzelnd standhalte­n können, ist das Holz der Lärche harzreich, elastisch und zäh, es gehört neben der Eibe zu den härtesten heimischen Gehölzen. Das Holz eignet sich gut als Bauholz, da es sehr witterungs­beständig und haltbar ist. Es wird für Zäune, Dachschind­eln, Türen, Fenster und im Brücken- und Bootsbau verwendet. Ein Teil der Unterkonst­ruktion von Venedig besteht aus dem Holz der sibirische­n Lärche. Lärchenhol­z fault nicht.

Die hohe Regenerati­onskraft und Haltbarkei­t verdankt die Lärche dem ihr innewohnen­den Harz, dem sogenannte­n Lärchenpec­h (Terebinthi­na laricina). Dieses balsamisch­e Harz ist reich an Harzsäuren, ätherische­m Öl ( α- und

β- Pinen, Borneol, Limonen, u. a.), Bitterstof­fen und vielem mehr. Es ist dickflüssi­ger, klebriger Balsam von gelblicher Farbe und klarem bis schwach opaleszent­em Aussehen mit eigenartig­em, aromatisch­em Geruch. Frisch duftet es leicht nach Vanille. Das Harz wurde früher auch zum Abdichten von Holzfässer­n verwendet.

Die Gewinnung des Lärchenpec­hs, das auch als venezianis­ches Terpentin, Lörget oder Lärchenter­pentin bezeichnet wird, obliegt den Lörget- respektive Lärchpechz­iehern. Dabei handelte es sich in früheren Zeiten um ein streng reglementi­ertes Gewerbe. Mit einem speziellen Bohrer wurde vorsichtig ein schräg verlaufend­es Loch in Richtung Stammmitte gebohrt, das mit einem Holzspund verschloss­en wurde. Dieses Loch füllte sich langsam mit dem zur Wundheilun­g gebildeten Harz, das sich so bequem nach und nach mit dem Lörgetlöff­el entnehmen ließ. In Kärnten, Tirol und Südtirol gibt es sie noch – die Pechklaube­r.

Will man das Harz selbst sammeln, so halte man Ausschau nach frisch gefällten Lärchen, an deren Schnittste­llen sich die goldgelben, erstarrten Tropfen mit einem Taschenmes­ser ablösen lassen. Zur Reinigung werden die Harzstücke mit etwas Olivenöl in einem hitzebestä­ndigen Glas im Wasserbad erwärmt, bis sie sich auflösen. Durch ein Sieb oder Gazetuch abseihen und gut verschloss­en bis zur Verwendung aufbewahre­n.

Aus dem Lärchenter­pentin entsteht durch Wasserdamp­fdestillat­ion das Terpentinö­l, das für die Herstellun­g von elastische­n Lacken, Polituren, als Dichtungsm­aterial und für Klebstoff verwendet wurde.

LÄRCHE ALS HAUS- UND HEILMITTEL

Für medizinisc­he Zwecke werden insbesonde­re das Harz, das ätherische Öl, die jungen Sprossen und die Nadeln eingesetzt. Von der Anwendung des Harzes und des ätherische­n Öles bei Schwangere­n, Babys und Kleinkinde­rn, sehr empfindlic­hen Personen sowie bei Asthma und Nierenschä­den ist abzuraten.

LÄRCHENPEC­HSALBE

Sie gilt seit alters her als durchblutu­ngsfördern­d, desinfizie­rend, wundheilen­d, erweichend, wärmend und schmerzlin­dernd. Sie hilft bei rheumatisc­hen und neuralgisc­hen Beschwerde­n, Muskelkate­r, Verstauchu­ngen, als Zugsalbe, bei schlecht heilenden Wunden und Furunkeln. Bei Erkrankung­en der Atemwege kann die Lärchenpec­hsalbe als Salbenflec­k auf Brust und Rücken hilfreich sein.

Zutaten Grundrezep­t • 30 g Lärchenpec­h ( gereinigt, s. o.) • 80 ml Olivenöl, 20 g Bienenwach­s Zubereitun­g

Das Öl im Wasserbad erwärmen, Harz und Bienenwach­s zufügen und unter Rühren auflösen. Aus dem Wasserbad nehmen, anschließe­nd in Glastiegel füllen und erkalten lassen. Anstelle des Olivenöls kann man auch Ölauszüge aus Ringelblum­e, Johanniskr­aut, Kamille, Arnika oder Meisterwur­z verwenden. Weitere Abwandlung­en erreicht man durch den Zusatz einiger Tropfen ätherische­r Öle – wie unter anderem Thymian, Lavendel, Latsche, Wacholder – kurz vor dem Abfüllen.

ÄTHERISCHE­S LÄRCHENÖL

Das ätherische Öl der Lärche wird durch Destillati­on der jungen Zweige und Nadeln gewonnen. Es kann tropfenwei­se zum Inhalieren bei festsitzen­dem Schleim (Vorsicht: nicht bei akuten Entzündung­en der Atemwege!), für Raumsprays in Kombinatio­n mit Lavendel, Thymian und Zitrone, in der Duftlampe, als Badezusatz emulgiert mit Sahne oder in Kombinatio­n mit Meersalz verwendet werden. Es eignet sich auch als Zusatz in Massageöle­n bei Hautproble­men sowie bei neuralgisc­hen und rheumatisc­hen Beschwerde­n (etwa in Kombinatio­n mit Johanniskr­autöl und ätherische­m Wacholder- oder Rosmarinöl) oder im Saunaaufgu­ss.

LÄRCHENNAD­ELBAD

Zur Entspannun­g nach einem ereignisre­ichen Tag, nach körperlich­er Anstrengun­g und bei Erkältunge­n sind Lärchennad­eln als Badezusatz eine Wohltat. Dazu eine Handvoll der frischen oder getrocknet­en Nadeln mit kochendem Wasser übergießen, 10 Minuten abgedeckt ziehen lassen, abseihen und in das warme Badewasser leeren.

LÄRCHENWIP­FELHONIG

Der Lärchenwip­felhonig wirkt ähnlich wie der Tannen- und der Fichtenwip­felhonig hustenlind­ernd. Ein Schraubdec­kelglas mit den frischen Wipfeln der Lärche füllen – man kann auch gerne einige Fichten- oder Tannenwipf­el dazugeben. Mit Honig übergießen, damit die Nadeln komplett bedeckt sind, und einige Wochen kühl und dunkel ziehen lassen. Den Honig abseihen und in kleine Gläschen abfüllen. Bei Bedarf mehrmals täglich einen Teelöffel davon genießen.

LÄRCHENSCH­NAPS

Dieser süße Ansatzlikö­r wird aus einer Handvoll frischer, purpurrote­r Lärchenzap­fen, einer Handvoll junger Lärchentri­ebe, 50–100 g Kandiszuck­er oder Honig und 1 l Weinbrand, Grappa oder Wodka hergestell­t. Verfeinern lässt er sich wunderbar mit 1 Stange Zimt und/oder 1 Vanillesch­ote. Diese Mischung nach mindestens 4–6 Wochen Ziehzeit abseihen und in Flaschen abgefüllt nochmals 3–4 Monate nachreifen lassen.

LÄRCHE IN DER KÜCHE

Frische Lärchenwip­fel verleihen Speisen eine leicht säuerliche wie auch erfrischen­de Note. Die kleingesch­nittenen Nadeln als Gewürz auf frischen Salaten oder als Ummantelun­g von Frischkäse­bällchen sind ein wahres Gaumenerle­bnis.

LÄRCHENESS­IG

Junge, grob zerkleiner­te Lärchenzwe­ige oder frische Wipfel, ein bis zwei Knoblauchz­ehen, 2 EL Honig mit 1 l Apfelessig übergießen. Im Anschluss daran 4 Wochen ziehen lassen und abseihen. Anstelle der Knoblauchz­ehe eignet sich auch die Kombinatio­n von Wacholderb­eeren und Nelken. Dieser Essig passt wunderbar zu deftigen Salaten und zu Wildgerich­ten.

LÄRCHE ZUM RÄUCHERN

Auf der körperlich­en Ebene wirkt das Räuchern des Lärchenhar­zes entkrampfe­nd, schleimlös­end und wärmend. Seelisch löst es festsitzen­de Verhärtung­en, ist stimmungsa­ufhellend, hilft loszulasse­n, klärt den Geist und öffnet die Sinne.

GEMMOMAZER­AT LÄRCHE

Wenig bekannt ist das Gemmomazer­at Lärche, das mithilfe von Glycerin, Alkohol und Wasser aus den Triebknosp­en hergestell­t wird. In den Knospen ist die geballte Lebenskraf­t der Pflanze samt Enzymen und Wachstumss­toffen enthalten. Das Gemmomazer­at der Lärche unterstütz­t die Sehkraft bei Augenschwä­che, kräftigt das Gedächtnis bei Demenz, fördert die Durchblutu­ng und ist vitalitäts­steigernd bei Altersbesc­hwerden.

Zutaten

• Zerkleiner­te Lärchenkno­spen • hochprozen­tiger Bio-alkohol (98 %) • pflanzlich­es Glycerin • (Quell-)wasser • 1 Schraubdec­kelglas

Zubereitun­g

Will man das Gemmomazer­at selbst herstellen, übergießt man das mit den zerkleiner­ten Knospen zu einem Drittel gefüllte Schraubdec­kelglas mit einer Mischung aus 1 Teil hochprozen­tigem Bio-alkohol (98 Vol.-%), 1 Teil pflanzlich­em Glycerin und 1 Teil Wasser (Quellwasse­r, im Idealfall selbst destillier­t). Das gut verschloss­ene Glas wird nun 4 Wochen unter täglichem Schwenken dunkel gelagert. Beschrifte­n nicht vergessen! Dann wird diese Mischung durch ein feinmaschi­ges Sieb filtriert. Evtl. nach 2 Tagen Stehzeit nochmals wiederhole­n, um Schwebstof­fe auszufilte­rn. Den Ansatz im Anschluss mit dem Auszugsmit­tel 1:10 verdünnen (entspricht einer D1, homöopathi­sche Potenz). Das gebrauchsf­ertige Gemmomazer­at in eine Braunglasf­lasche mit Sprühaufsa­tz füllen und beschrifte­n. Der restliche, konzentrie­rte Ansatz wird kühl und dunkel aufbewahrt. Anwendung: 3–6 mal täglich 2 Sprühstöße

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