Omas Hausmittel
Streifen wir durch einen Lärchenwald, so erwartet uns zu jeder Jahreszeit ein anderes Bild. Die Lärche ist ein Nadelbaum, der sich nicht an Konventionen hält, sondern stets das alte Nadelkleid abwirft und sich im Frühjahr mit frischem Grün schmückt
Altes Wissen und neue Rezepte zur Lärche
„A Larch unterm Doch isch a ewige Soch“
nach einer alten Volksweisheit schneit es erst dann zu, wenn die Lärchen ihr Nadelkleid komplett abgeworfen haben. Zahlreiche Volksnamen trägt die Lärche wie etwa Lorichbaum, Lörbaum, Lorche, Schönholz, Saligenbaum und Wildfrauenbaum. Sie gilt als Wohnort der Feen, der Elfen, der weiblichen uns wohlgesonnenen Waldgeister und der Saligen Fräulein, die verirrte Wanderer wieder auf den rechten Weg bringen. Ein Lärchenzweig über der Tür schützt vor bösen Geistern und Blitzschlag. Mythen und Sagen umranken diesen wunderschönen lichten Baum.
Die europäische Lärche (Larix decidua) gehört zur Familie der Kieferngewächse. Zu finden ist sie in sonnendurchfluteten Höhen bis über 2500 Meter in lockerer Gesellschaft mit Latschen, Fichten und Zirben. Auf den durchlässigen Kalk- und Urgesteinsböden der Alpenregion und des Hochgebirges gedeiht sie besonders gut. Wo einst Gletscher waren, sorgt sie mit ihrem herzförmigen Wurzelsystem für die Befestigung des Gerölls und schafft somit als Pionierpflanze die Grundlage für die ihr folgenden Vegetationen. Sie kann bis zu 600 Jahre alt werden.
Die Lärche ist ein sommergrüner Nadelbaum mit schlanker Krone, der eine Höhe von bis zu 50 Metern erreichen kann. Der Stamm ist im unteren Teil teils gekrümmt, die Äste wachsen zunächst waagrecht bis leicht nach unten geneigt, je weiter oben sie sich befinden, umso mehr streben sie dem Himmel zu. Die weichen, hellgrünen Nadeln sind zu Bündeln gebüschelt, verfärben sich im Herbst goldgelb und fallen zu Winterbeginn ab. Mit dem Nadelaustrieb erscheinen im März/april die purpurroten, weiblichen, aufrecht stehenden Zäpfchen und die eher unscheinbar gelblichen, hängenden, männlichen Kätzchen. Die Bestäubung erfolgt durch den Wind. Lärchenzapfen sind das ganze Jahr am Baum zu finden.
Während die Äste weich und biegsam sind und so dem Wind tänzelnd standhalten können, ist das Holz der Lärche harzreich, elastisch und zäh, es gehört neben der Eibe zu den härtesten heimischen Gehölzen. Das Holz eignet sich gut als Bauholz, da es sehr witterungsbeständig und haltbar ist. Es wird für Zäune, Dachschindeln, Türen, Fenster und im Brücken- und Bootsbau verwendet. Ein Teil der Unterkonstruktion von Venedig besteht aus dem Holz der sibirischen Lärche. Lärchenholz fault nicht.
Die hohe Regenerationskraft und Haltbarkeit verdankt die Lärche dem ihr innewohnenden Harz, dem sogenannten Lärchenpech (Terebinthina laricina). Dieses balsamische Harz ist reich an Harzsäuren, ätherischem Öl ( α- und
β- Pinen, Borneol, Limonen, u. a.), Bitterstoffen und vielem mehr. Es ist dickflüssiger, klebriger Balsam von gelblicher Farbe und klarem bis schwach opaleszentem Aussehen mit eigenartigem, aromatischem Geruch. Frisch duftet es leicht nach Vanille. Das Harz wurde früher auch zum Abdichten von Holzfässern verwendet.
Die Gewinnung des Lärchenpechs, das auch als venezianisches Terpentin, Lörget oder Lärchenterpentin bezeichnet wird, obliegt den Lörget- respektive Lärchpechziehern. Dabei handelte es sich in früheren Zeiten um ein streng reglementiertes Gewerbe. Mit einem speziellen Bohrer wurde vorsichtig ein schräg verlaufendes Loch in Richtung Stammmitte gebohrt, das mit einem Holzspund verschlossen wurde. Dieses Loch füllte sich langsam mit dem zur Wundheilung gebildeten Harz, das sich so bequem nach und nach mit dem Lörgetlöffel entnehmen ließ. In Kärnten, Tirol und Südtirol gibt es sie noch – die Pechklauber.
Will man das Harz selbst sammeln, so halte man Ausschau nach frisch gefällten Lärchen, an deren Schnittstellen sich die goldgelben, erstarrten Tropfen mit einem Taschenmesser ablösen lassen. Zur Reinigung werden die Harzstücke mit etwas Olivenöl in einem hitzebeständigen Glas im Wasserbad erwärmt, bis sie sich auflösen. Durch ein Sieb oder Gazetuch abseihen und gut verschlossen bis zur Verwendung aufbewahren.
Aus dem Lärchenterpentin entsteht durch Wasserdampfdestillation das Terpentinöl, das für die Herstellung von elastischen Lacken, Polituren, als Dichtungsmaterial und für Klebstoff verwendet wurde.
LÄRCHE ALS HAUS- UND HEILMITTEL
Für medizinische Zwecke werden insbesondere das Harz, das ätherische Öl, die jungen Sprossen und die Nadeln eingesetzt. Von der Anwendung des Harzes und des ätherischen Öles bei Schwangeren, Babys und Kleinkindern, sehr empfindlichen Personen sowie bei Asthma und Nierenschäden ist abzuraten.
LÄRCHENPECHSALBE
Sie gilt seit alters her als durchblutungsfördernd, desinfizierend, wundheilend, erweichend, wärmend und schmerzlindernd. Sie hilft bei rheumatischen und neuralgischen Beschwerden, Muskelkater, Verstauchungen, als Zugsalbe, bei schlecht heilenden Wunden und Furunkeln. Bei Erkrankungen der Atemwege kann die Lärchenpechsalbe als Salbenfleck auf Brust und Rücken hilfreich sein.
Zutaten Grundrezept • 30 g Lärchenpech ( gereinigt, s. o.) • 80 ml Olivenöl, 20 g Bienenwachs Zubereitung
Das Öl im Wasserbad erwärmen, Harz und Bienenwachs zufügen und unter Rühren auflösen. Aus dem Wasserbad nehmen, anschließend in Glastiegel füllen und erkalten lassen. Anstelle des Olivenöls kann man auch Ölauszüge aus Ringelblume, Johanniskraut, Kamille, Arnika oder Meisterwurz verwenden. Weitere Abwandlungen erreicht man durch den Zusatz einiger Tropfen ätherischer Öle – wie unter anderem Thymian, Lavendel, Latsche, Wacholder – kurz vor dem Abfüllen.
ÄTHERISCHES LÄRCHENÖL
Das ätherische Öl der Lärche wird durch Destillation der jungen Zweige und Nadeln gewonnen. Es kann tropfenweise zum Inhalieren bei festsitzendem Schleim (Vorsicht: nicht bei akuten Entzündungen der Atemwege!), für Raumsprays in Kombination mit Lavendel, Thymian und Zitrone, in der Duftlampe, als Badezusatz emulgiert mit Sahne oder in Kombination mit Meersalz verwendet werden. Es eignet sich auch als Zusatz in Massageölen bei Hautproblemen sowie bei neuralgischen und rheumatischen Beschwerden (etwa in Kombination mit Johanniskrautöl und ätherischem Wacholder- oder Rosmarinöl) oder im Saunaaufguss.
LÄRCHENNADELBAD
Zur Entspannung nach einem ereignisreichen Tag, nach körperlicher Anstrengung und bei Erkältungen sind Lärchennadeln als Badezusatz eine Wohltat. Dazu eine Handvoll der frischen oder getrockneten Nadeln mit kochendem Wasser übergießen, 10 Minuten abgedeckt ziehen lassen, abseihen und in das warme Badewasser leeren.
LÄRCHENWIPFELHONIG
Der Lärchenwipfelhonig wirkt ähnlich wie der Tannen- und der Fichtenwipfelhonig hustenlindernd. Ein Schraubdeckelglas mit den frischen Wipfeln der Lärche füllen – man kann auch gerne einige Fichten- oder Tannenwipfel dazugeben. Mit Honig übergießen, damit die Nadeln komplett bedeckt sind, und einige Wochen kühl und dunkel ziehen lassen. Den Honig abseihen und in kleine Gläschen abfüllen. Bei Bedarf mehrmals täglich einen Teelöffel davon genießen.
LÄRCHENSCHNAPS
Dieser süße Ansatzlikör wird aus einer Handvoll frischer, purpurroter Lärchenzapfen, einer Handvoll junger Lärchentriebe, 50–100 g Kandiszucker oder Honig und 1 l Weinbrand, Grappa oder Wodka hergestellt. Verfeinern lässt er sich wunderbar mit 1 Stange Zimt und/oder 1 Vanilleschote. Diese Mischung nach mindestens 4–6 Wochen Ziehzeit abseihen und in Flaschen abgefüllt nochmals 3–4 Monate nachreifen lassen.
LÄRCHE IN DER KÜCHE
Frische Lärchenwipfel verleihen Speisen eine leicht säuerliche wie auch erfrischende Note. Die kleingeschnittenen Nadeln als Gewürz auf frischen Salaten oder als Ummantelung von Frischkäsebällchen sind ein wahres Gaumenerlebnis.
LÄRCHENESSIG
Junge, grob zerkleinerte Lärchenzweige oder frische Wipfel, ein bis zwei Knoblauchzehen, 2 EL Honig mit 1 l Apfelessig übergießen. Im Anschluss daran 4 Wochen ziehen lassen und abseihen. Anstelle der Knoblauchzehe eignet sich auch die Kombination von Wacholderbeeren und Nelken. Dieser Essig passt wunderbar zu deftigen Salaten und zu Wildgerichten.
LÄRCHE ZUM RÄUCHERN
Auf der körperlichen Ebene wirkt das Räuchern des Lärchenharzes entkrampfend, schleimlösend und wärmend. Seelisch löst es festsitzende Verhärtungen, ist stimmungsaufhellend, hilft loszulassen, klärt den Geist und öffnet die Sinne.
GEMMOMAZERAT LÄRCHE
Wenig bekannt ist das Gemmomazerat Lärche, das mithilfe von Glycerin, Alkohol und Wasser aus den Triebknospen hergestellt wird. In den Knospen ist die geballte Lebenskraft der Pflanze samt Enzymen und Wachstumsstoffen enthalten. Das Gemmomazerat der Lärche unterstützt die Sehkraft bei Augenschwäche, kräftigt das Gedächtnis bei Demenz, fördert die Durchblutung und ist vitalitätssteigernd bei Altersbeschwerden.
Zutaten
• Zerkleinerte Lärchenknospen • hochprozentiger Bio-alkohol (98 %) • pflanzliches Glycerin • (Quell-)wasser • 1 Schraubdeckelglas
Zubereitung
Will man das Gemmomazerat selbst herstellen, übergießt man das mit den zerkleinerten Knospen zu einem Drittel gefüllte Schraubdeckelglas mit einer Mischung aus 1 Teil hochprozentigem Bio-alkohol (98 Vol.-%), 1 Teil pflanzlichem Glycerin und 1 Teil Wasser (Quellwasser, im Idealfall selbst destilliert). Das gut verschlossene Glas wird nun 4 Wochen unter täglichem Schwenken dunkel gelagert. Beschriften nicht vergessen! Dann wird diese Mischung durch ein feinmaschiges Sieb filtriert. Evtl. nach 2 Tagen Stehzeit nochmals wiederholen, um Schwebstoffe auszufiltern. Den Ansatz im Anschluss mit dem Auszugsmittel 1:10 verdünnen (entspricht einer D1, homöopathische Potenz). Das gebrauchsfertige Gemmomazerat in eine Braunglasflasche mit Sprühaufsatz füllen und beschriften. Der restliche, konzentrierte Ansatz wird kühl und dunkel aufbewahrt. Anwendung: 3–6 mal täglich 2 Sprühstöße