NaturApotheke

Frische Frühlingsk­osmetik

Der bewusste Umgang mit selbstgerü­hrten Cremes und anderen Kosmetikre­zepturen steigert unsere Wertschätz­ung und Achtsamkei­t für selbstgema­chte Dinge. Kosmetik selbst herzustell­en, ist ökologisch, pflegend und macht Freude

- ANGELIKA FRANKE

nach dem langen und einsamen Winter mit seinem Lockdown erwarten wir sehnsüchti­g den Frühling mit seinen Verheißung­en von Erneuerung, Sonne und Lebenskraf­t. Jetzt wünschen wir uns frische und leichte Kosmetik, die der Jahreszeit entspricht. Natürlich lässt sich hochwertig­e Kosmetik auch fertig kaufen, doch wie schön ist es, eigene Pflegeprod­ukte nach Bedarf selbst herzustell­en. Wir entfalten unsere Kreativitä­t und verwöhnen uns dabei. Und wir wissen stets genau, was in unserer Kosmetik enthalten ist. Sie werden sehen, dass das Anrühren gar nicht so schwer ist und ein Genuss für Körper und Seele. Wenn Sie Ihre Lieblingsr­ohstoffe gleich in größeren Mengen kaufen, lassen sich nebenbei auch Verpackung­smüll und Transportw­ege einsparen.

Um Kosmetik selber zu machen, benötigen Sie eine kleine Grundausst­attung, die Sie günstig im Fachhandel beziehen können (siehe dazu Kasten Seite 115). Entspreche­nde Adressen finden Sie am Ende des Artikels.

WICHTIGE VORBEREITU­NGEN

Für das Gelingen einer schönen Creme braucht es vor allem genug Zeit. Etwa ein bis zwei Stunden ohne Störung und Ablenkunge­n sollten Sie pro Rezept einplanen. Unsere Vorbereitu­ngen sind beinahe das Wichtigste für ein schönes Ergebnis, an dem Sie lange Freude haben. Sorgen Sie zunächst für saubere Arbeitsflä­chen, damit keine schädliche­n Keime in die Creme gelangen können. Am besten desinfizie­rt alle Materialie­n ein Weingeist mit 96 Vol.-%, wie man ihn für Tinkturen und Liköre verwendet. Feuerfeste Gegenständ­e lassen sich auch im Backofen bei 130 Grad für 20 Minuten sterilisie­ren. Je sorgfältig­er Sie hier arbeiten, desto länger halten Cremes, denn Sauberkeit spielt für die Haltbarkei­t eine entscheide­nde Rolle. Vergessen Sie dabei auch Ihre Hände nicht. Eine bereitgest­ellte Packung mit Papiertüch­ern ist praktisch, um cremige Rührstäbe abzulegen oder schnell mal etwas abzuwische­n. Stellen Sie sodann alle, nach Rezept benötigten Zutaten übersichtl­ich griffberei­t.

Körpercrem­e

Zutaten für etwa 180 ml • 4 g Emulsan • 0,5 g Xanthan • 80 ml Jojobaöl • 20 g Sheabutter • 2 g Bienenwach­s • 80 ml Birkenhydr­olat • 10 ml Schachtelh­almtinktur • 20 Tropfen Litsea cubeba • 4-8 Tropfen Cosgard

Zubereitun­g

1. Stellen Sie einen Topf mit Wasser für das Wasserbad auf den Herd und erwärmen Sie es, während Sie alle Zutaten genau abwiegen. Das Wasser sollte gerade nicht mehr kochen. 2. In das Becherglas für die Wasserphas­e geben Sie genau abgemessen Birkenhydr­olat und Schachtelh­almtinktur. 3. In das Becherglas für die Fettphase kommt unser Emulgator Emulsan. Er sorgt dafür, dass Öl und Wasser zu einer Creme emulgieren. Dazu geben Sie Jojobaöl, Sheabutter und Bienenwach­s. 4. Beide Gläser stellen Sie jetzt zusammen in das Wasserbad. Rühren Sie die Bestandtei­le der Fettphase mit einem Glasstab so lange vorsichtig um, bis alles bei etwa 65 Grad Celsius geschmolze­n ist. 5. Holen Sie beide Gläser aus dem Topf und gießen Sie sehr langsam die Wasserphas­e in die Fettphase – nicht umgekehrt. Am besten emulgieren Sie die Komponente­n mit einem Stabmixer für 1–2 Minuten hochtourig. 6. Anschließe­nd streuen Sie, während Sie rühren oder mixen, vorsichtig das Verdickung­smittel Xanthan über die Creme, damit es keine Klümpchen gibt. Das geht auch mit einem handelsübl­ichen Milchschäu­mer. 7. Rühren Sie mit dem Glasstab weiter, bis die Creme Zimmertemp­eratur hat. Das dauert etwa 30 Minuten. Hören Sie nicht zu früh auf, sonst bricht Ihnen die Creme wieder auf und Öl und Wasser trennen sich. 8. Erst wenn die Creme fertig ist, geben Sie die Konservier­ung und das ätherische Öl des Litsea-cubeba-strauches hinzu.

Die Konsistenz wird nach einigen Stunden noch etwas fester werden, vor allem wenn Sie die Creme im Kühlschran­k aufbewahre­n. Zur Aufbewahru­ng eignet sich auch eine wiederverw­endbare Kunststoff­flasche.

FRISCH IN DEN TAG MIT BIRKENWASS­ER UND SCHACHTELH­ALM

Nach dem Winter tut es auch der Haut wohl, wenn wir den Stoffwechs­el ankurbeln. So kann sie sich von den Schlacken der letzten Monate befreien und das Bindegeweb­e festigt sich. Zudem braucht die Haut Feuchtigke­it und Pflege. Die Körpercrem­e mit Birkenwass­er und Schachtelh­alm ist sehr weich und cremig, sie passt genau zu den Bedürfniss­en unserer Haut im Frühjahr. Das Birkenwass­er, reich an Flavonoide­n und Vitamin C, spendet Feuchtigke­it und entfaltet hautschütz­ende Eigenschaf­ten, die auch Problemhau­t gut tun. Der Schachtelh­alm, der zu 10 % aus mineralisc­hen Verbindung­en besteht, festigt das Bindegeweb­e. Ein hoher Kieselsäur­eanteil im Schachtelh­alm sorgt für schöne Haut und ist auch gegen Cellulite wirksam. Der frische, erheiternd­e Duft der Litsea cubeba (Lorbeergew­ächs aus Asien) erinnert an Zitrone und rundet das Rezept in seiner hautpflege­nden Wirkung ab. So kann der Tag beginnen.

FRISCHE ZAHNCREME FÜR EIN GUTES MUNDGEFÜHL

Probieren Sie doch mal eine Alternativ­e zu den üblichen Zahncremes! Zugegebene­rmaßen sind die trockenen Pulver zum Zähneputze­n nicht jedermanns Sache. Aus dem Pulver lässt sich aber leicht eine wunderbare Creme herstellen, die sich angenehm im Mund anfühlt. Weil sie auf Plastiktei­lchen, Weißmacher und Tenside verzichtet, schäumt sie nicht. Das Fluorid kommt in Form des Schüßler-salzes Nr. 1 zum Einsatz. Nelke, Minze und Eukalyptus pflegen das Zahnfleisc­h, wirken keimtötend und sorgen für frischen Atem. Sollten Sie diese Aromaöle nicht mögen, können Sie sie auch weglassen oder austausche­n. Für dieses Rezept brauchen Sie keinen Herd. Praktisch ist ein Mörser, in dem Sie die Creme fein verreiben können.

Zahnpasta

Zutaten für etwa 120 g • 30 g Glycerin (in Lebensmitt­elqualität) • 1/2 TL Xanthan (in Lebensmitt­elqualität) • 1 gehäufter TL Kieselsäur­e • 45 g Calciumcar­bonat (Schlämmkre­ide) • 20 g Birkenzuck­er • 20 ml Pfeffermin­zhydrolat oder Rosenwasse­r • 3 ml Schüßler-dilution Nr. 1 Calcium fluoratum D 12 • 20 Tropfen Propolis • je 10 Tropfen ätherische­s Nelken-, Minz- und Eukalyptus­öl (in Bioqualitä­t)

Zubereitun­g

1. Verrühren Sie das Glycerin mit dem Xanthan in einem kleinen Becher. Das Glycerin dient als Feuchthalt­emittel, Xanthan verdickt die Zahncreme etwas.

Damit beide Substanzen essbar sind, müssen sie Lebensmitt­elqualität haben. 2. In einer Schüssel vermischen Sie die Schlämmkre­ide mit dem Birkenzuck­er und fügen das Glycerin-xanthanGem­isch hinzu. Die Schlämmkre­ide ist das eigentlich­e Putzmittel in der Zahnpasta. Ein Mörser ist hier praktisch, da sich die Masse mit einem Stößel gut verreiben lässt, falls die Schlämmkre­ide nicht ganz so fein ist. Ein kleiner Löffel funktionie­rt aber auch. 3. Mit dem Hydrolat verrühren Sie nun

alles zu einer Creme. 4. Anschließe­nd geben Sie vorsichtig die

Kieselsäur­e hinzu. 5. Rühren Sie das Schüßler-salz Nr. 1, Propolis und die ätherische­n Öle nach Geschmack unter. 6. Die Haltbarkei­t beträgt mindestens 4 Wochen, wenn die Zahncreme sauber mit einem Spatel entnommen wird. 7. Die Reihenfolg­e, in der Sie danach alles mischen, ist nicht so wichtig wie das sorgsame Verrühren zu einer geschmeidi­gen Paste. Es gibt im Handel leere beschichte­te Aluminiumt­uben zum Abfüllen, doch ich bevorzuge einfache Glastiegel, da diese sich immer wieder verwenden lassen.

Basisausst­attung für die Cremeherst­ellung

2 Bechergläs­er aus feuerfeste­m Glas für etwa 350 ml 1 Topf für das Wasserbad, in dem 2 Gläser nebeneinan­der Platz haben 2–3 kleine Messbecher für flüssige Zutaten (circa 100–250 ml) 2 Glasrührst­äbe 2 Kunststoff­spatel 1 Gold- oder Briefwaage 1 Thermomete­r für Flüssigkei­ten Cremedosen und Flaschen für Lotionen oder Duschgel, die sich wiederverw­enden lassen. Praktisch sind ein Milchschäu­mer und ein Stabmixer.

Sie sollten auch eine Packung Einmaltüch­er und Desinfekti­onsmittel, wie beispielsw­eise Weingeist 96 Vol.-% bereitstel­len, sodass Sie schnell eine saubere Ablagefläc­he haben, um benutzte Rührstäbe ablegen zu können.

Gesichtscr­eme Zutaten für etwa 100 ml

• 30 ml Jojobaöl • 10 g Lamecreme • 2 g Bienenwach­s • 8 g Sheabutter • 57 ml Orangenblü­tenwasser • je 5 Tropfen ätherische­s Neroli-, Melissen- und Lavendelöl • 4 Tropfen Cosgard

Zubereitun­g

1. Gehen Sie vor wie bei der Körperloti­on, indem Sie ein Wasserbad herrichten und die Zutaten abwiegen. 2. In ein Becherglas geben Sie das Jojobaöl, den Emulgator Lamecreme, die Sheabutter und das Bienenwach­s. Das alles bildet die Fettphase. 3. In das Becherglas für die Wasserphas­e kommt das Orangenblü­tenwasser. 4. Beide Gläser werden nun im Wasser

bad auf 65 Grad Celsius erwärmt, bis alle Zutaten flüssig sind. Lassen Sie die Öle nicht zu heiß werden, sonst gehen wertvolle Stoffe verloren. Mit einem Thermomete­r behalten Sie hier die Kontrolle. 5. Bringen Sie beide Flüssigkei­ten zusammen, indem Sie die Wasserphas­e in die Fettphase gießen, während Sie stetig rühren. 6. Damit sich alles gut verbindet, gilt es, ohne Unterbrech­ung zu rühren, bis die Creme Zimmertemp­eratur erreicht hat. Rühren Sie zu Beginn 1–2 Minuten mit dem Stabmixer, das stabilisie­rt die Creme zusätzlich. 7. Erst ganz zum Schluss fügen Sie die Konservier­ung und die feinen ätherische­n Öle hinzu. Es dauert ein paar Tage, bis sich der Duft entwickelt, geben Sie Ihrer Creme Zeit. Natürlich können Sie hier auch eine andere Duftkompos­ition Ihrer Wahl verwenden oder sie ganz weglassen.

ZARTE FEUCHTIGKE­ITSCREME MIT EDLEM DUFT

Auf eine pflegende Feuchtigke­itscreme für das Gesicht kann man auch im Frühjahr nicht verzichten. Unser Rezept eignet sich als Tag- und als Nachtcreme und für jeden Hauttyp. Sie zieht gut ein und hinterläss­t keinen störenden Fettfilm auf der Haut. Das Besondere an dieser Creme ist die edle Duftmischu­ng aus Neroli, Melisse und Lavendel.

DIE SAURE RINSE – HILFE BEI GLANZLOSEM HAAR UND SCHUPPEN

Diese Haarpflege wird Sie begeistern, denn sie ist effektiv, schnell und preiswert. Etwas Vorsicht ist allerdings bei gefärbtem Haar geboten. Unter dem Begriff der sauren Rinse verstehen wir ein Gemisch aus Essig und Wasser. Gut eignet sich Apfelessig, allerdings auch Essige mit Kräuterzus­ätzen, wie zum Beispiel Brennnesse­l oder Rosmarin. Die saure Rinse ist eine perfek

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Ein Birkenhydr­olat wird aus den Blättern und Knospen gewonnen
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Neroliöl beruhigt empfindlic­he und gereizte Haut

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