Frische Frühlingskosmetik
Der bewusste Umgang mit selbstgerührten Cremes und anderen Kosmetikrezepturen steigert unsere Wertschätzung und Achtsamkeit für selbstgemachte Dinge. Kosmetik selbst herzustellen, ist ökologisch, pflegend und macht Freude
nach dem langen und einsamen Winter mit seinem Lockdown erwarten wir sehnsüchtig den Frühling mit seinen Verheißungen von Erneuerung, Sonne und Lebenskraft. Jetzt wünschen wir uns frische und leichte Kosmetik, die der Jahreszeit entspricht. Natürlich lässt sich hochwertige Kosmetik auch fertig kaufen, doch wie schön ist es, eigene Pflegeprodukte nach Bedarf selbst herzustellen. Wir entfalten unsere Kreativität und verwöhnen uns dabei. Und wir wissen stets genau, was in unserer Kosmetik enthalten ist. Sie werden sehen, dass das Anrühren gar nicht so schwer ist und ein Genuss für Körper und Seele. Wenn Sie Ihre Lieblingsrohstoffe gleich in größeren Mengen kaufen, lassen sich nebenbei auch Verpackungsmüll und Transportwege einsparen.
Um Kosmetik selber zu machen, benötigen Sie eine kleine Grundausstattung, die Sie günstig im Fachhandel beziehen können (siehe dazu Kasten Seite 115). Entsprechende Adressen finden Sie am Ende des Artikels.
WICHTIGE VORBEREITUNGEN
Für das Gelingen einer schönen Creme braucht es vor allem genug Zeit. Etwa ein bis zwei Stunden ohne Störung und Ablenkungen sollten Sie pro Rezept einplanen. Unsere Vorbereitungen sind beinahe das Wichtigste für ein schönes Ergebnis, an dem Sie lange Freude haben. Sorgen Sie zunächst für saubere Arbeitsflächen, damit keine schädlichen Keime in die Creme gelangen können. Am besten desinfiziert alle Materialien ein Weingeist mit 96 Vol.-%, wie man ihn für Tinkturen und Liköre verwendet. Feuerfeste Gegenstände lassen sich auch im Backofen bei 130 Grad für 20 Minuten sterilisieren. Je sorgfältiger Sie hier arbeiten, desto länger halten Cremes, denn Sauberkeit spielt für die Haltbarkeit eine entscheidende Rolle. Vergessen Sie dabei auch Ihre Hände nicht. Eine bereitgestellte Packung mit Papiertüchern ist praktisch, um cremige Rührstäbe abzulegen oder schnell mal etwas abzuwischen. Stellen Sie sodann alle, nach Rezept benötigten Zutaten übersichtlich griffbereit.
Körpercreme
Zutaten für etwa 180 ml • 4 g Emulsan • 0,5 g Xanthan • 80 ml Jojobaöl • 20 g Sheabutter • 2 g Bienenwachs • 80 ml Birkenhydrolat • 10 ml Schachtelhalmtinktur • 20 Tropfen Litsea cubeba • 4-8 Tropfen Cosgard
Zubereitung
1. Stellen Sie einen Topf mit Wasser für das Wasserbad auf den Herd und erwärmen Sie es, während Sie alle Zutaten genau abwiegen. Das Wasser sollte gerade nicht mehr kochen. 2. In das Becherglas für die Wasserphase geben Sie genau abgemessen Birkenhydrolat und Schachtelhalmtinktur. 3. In das Becherglas für die Fettphase kommt unser Emulgator Emulsan. Er sorgt dafür, dass Öl und Wasser zu einer Creme emulgieren. Dazu geben Sie Jojobaöl, Sheabutter und Bienenwachs. 4. Beide Gläser stellen Sie jetzt zusammen in das Wasserbad. Rühren Sie die Bestandteile der Fettphase mit einem Glasstab so lange vorsichtig um, bis alles bei etwa 65 Grad Celsius geschmolzen ist. 5. Holen Sie beide Gläser aus dem Topf und gießen Sie sehr langsam die Wasserphase in die Fettphase – nicht umgekehrt. Am besten emulgieren Sie die Komponenten mit einem Stabmixer für 1–2 Minuten hochtourig. 6. Anschließend streuen Sie, während Sie rühren oder mixen, vorsichtig das Verdickungsmittel Xanthan über die Creme, damit es keine Klümpchen gibt. Das geht auch mit einem handelsüblichen Milchschäumer. 7. Rühren Sie mit dem Glasstab weiter, bis die Creme Zimmertemperatur hat. Das dauert etwa 30 Minuten. Hören Sie nicht zu früh auf, sonst bricht Ihnen die Creme wieder auf und Öl und Wasser trennen sich. 8. Erst wenn die Creme fertig ist, geben Sie die Konservierung und das ätherische Öl des Litsea-cubeba-strauches hinzu.
Die Konsistenz wird nach einigen Stunden noch etwas fester werden, vor allem wenn Sie die Creme im Kühlschrank aufbewahren. Zur Aufbewahrung eignet sich auch eine wiederverwendbare Kunststoffflasche.
FRISCH IN DEN TAG MIT BIRKENWASSER UND SCHACHTELHALM
Nach dem Winter tut es auch der Haut wohl, wenn wir den Stoffwechsel ankurbeln. So kann sie sich von den Schlacken der letzten Monate befreien und das Bindegewebe festigt sich. Zudem braucht die Haut Feuchtigkeit und Pflege. Die Körpercreme mit Birkenwasser und Schachtelhalm ist sehr weich und cremig, sie passt genau zu den Bedürfnissen unserer Haut im Frühjahr. Das Birkenwasser, reich an Flavonoiden und Vitamin C, spendet Feuchtigkeit und entfaltet hautschützende Eigenschaften, die auch Problemhaut gut tun. Der Schachtelhalm, der zu 10 % aus mineralischen Verbindungen besteht, festigt das Bindegewebe. Ein hoher Kieselsäureanteil im Schachtelhalm sorgt für schöne Haut und ist auch gegen Cellulite wirksam. Der frische, erheiternde Duft der Litsea cubeba (Lorbeergewächs aus Asien) erinnert an Zitrone und rundet das Rezept in seiner hautpflegenden Wirkung ab. So kann der Tag beginnen.
FRISCHE ZAHNCREME FÜR EIN GUTES MUNDGEFÜHL
Probieren Sie doch mal eine Alternative zu den üblichen Zahncremes! Zugegebenermaßen sind die trockenen Pulver zum Zähneputzen nicht jedermanns Sache. Aus dem Pulver lässt sich aber leicht eine wunderbare Creme herstellen, die sich angenehm im Mund anfühlt. Weil sie auf Plastikteilchen, Weißmacher und Tenside verzichtet, schäumt sie nicht. Das Fluorid kommt in Form des Schüßler-salzes Nr. 1 zum Einsatz. Nelke, Minze und Eukalyptus pflegen das Zahnfleisch, wirken keimtötend und sorgen für frischen Atem. Sollten Sie diese Aromaöle nicht mögen, können Sie sie auch weglassen oder austauschen. Für dieses Rezept brauchen Sie keinen Herd. Praktisch ist ein Mörser, in dem Sie die Creme fein verreiben können.
Zahnpasta
Zutaten für etwa 120 g • 30 g Glycerin (in Lebensmittelqualität) • 1/2 TL Xanthan (in Lebensmittelqualität) • 1 gehäufter TL Kieselsäure • 45 g Calciumcarbonat (Schlämmkreide) • 20 g Birkenzucker • 20 ml Pfefferminzhydrolat oder Rosenwasser • 3 ml Schüßler-dilution Nr. 1 Calcium fluoratum D 12 • 20 Tropfen Propolis • je 10 Tropfen ätherisches Nelken-, Minz- und Eukalyptusöl (in Bioqualität)
Zubereitung
1. Verrühren Sie das Glycerin mit dem Xanthan in einem kleinen Becher. Das Glycerin dient als Feuchthaltemittel, Xanthan verdickt die Zahncreme etwas.
Damit beide Substanzen essbar sind, müssen sie Lebensmittelqualität haben. 2. In einer Schüssel vermischen Sie die Schlämmkreide mit dem Birkenzucker und fügen das Glycerin-xanthanGemisch hinzu. Die Schlämmkreide ist das eigentliche Putzmittel in der Zahnpasta. Ein Mörser ist hier praktisch, da sich die Masse mit einem Stößel gut verreiben lässt, falls die Schlämmkreide nicht ganz so fein ist. Ein kleiner Löffel funktioniert aber auch. 3. Mit dem Hydrolat verrühren Sie nun
alles zu einer Creme. 4. Anschließend geben Sie vorsichtig die
Kieselsäure hinzu. 5. Rühren Sie das Schüßler-salz Nr. 1, Propolis und die ätherischen Öle nach Geschmack unter. 6. Die Haltbarkeit beträgt mindestens 4 Wochen, wenn die Zahncreme sauber mit einem Spatel entnommen wird. 7. Die Reihenfolge, in der Sie danach alles mischen, ist nicht so wichtig wie das sorgsame Verrühren zu einer geschmeidigen Paste. Es gibt im Handel leere beschichtete Aluminiumtuben zum Abfüllen, doch ich bevorzuge einfache Glastiegel, da diese sich immer wieder verwenden lassen.
Basisausstattung für die Cremeherstellung
2 Bechergläser aus feuerfestem Glas für etwa 350 ml 1 Topf für das Wasserbad, in dem 2 Gläser nebeneinander Platz haben 2–3 kleine Messbecher für flüssige Zutaten (circa 100–250 ml) 2 Glasrührstäbe 2 Kunststoffspatel 1 Gold- oder Briefwaage 1 Thermometer für Flüssigkeiten Cremedosen und Flaschen für Lotionen oder Duschgel, die sich wiederverwenden lassen. Praktisch sind ein Milchschäumer und ein Stabmixer.
Sie sollten auch eine Packung Einmaltücher und Desinfektionsmittel, wie beispielsweise Weingeist 96 Vol.-% bereitstellen, sodass Sie schnell eine saubere Ablagefläche haben, um benutzte Rührstäbe ablegen zu können.
Gesichtscreme Zutaten für etwa 100 ml
• 30 ml Jojobaöl • 10 g Lamecreme • 2 g Bienenwachs • 8 g Sheabutter • 57 ml Orangenblütenwasser • je 5 Tropfen ätherisches Neroli-, Melissen- und Lavendelöl • 4 Tropfen Cosgard
Zubereitung
1. Gehen Sie vor wie bei der Körperlotion, indem Sie ein Wasserbad herrichten und die Zutaten abwiegen. 2. In ein Becherglas geben Sie das Jojobaöl, den Emulgator Lamecreme, die Sheabutter und das Bienenwachs. Das alles bildet die Fettphase. 3. In das Becherglas für die Wasserphase kommt das Orangenblütenwasser. 4. Beide Gläser werden nun im Wasser
bad auf 65 Grad Celsius erwärmt, bis alle Zutaten flüssig sind. Lassen Sie die Öle nicht zu heiß werden, sonst gehen wertvolle Stoffe verloren. Mit einem Thermometer behalten Sie hier die Kontrolle. 5. Bringen Sie beide Flüssigkeiten zusammen, indem Sie die Wasserphase in die Fettphase gießen, während Sie stetig rühren. 6. Damit sich alles gut verbindet, gilt es, ohne Unterbrechung zu rühren, bis die Creme Zimmertemperatur erreicht hat. Rühren Sie zu Beginn 1–2 Minuten mit dem Stabmixer, das stabilisiert die Creme zusätzlich. 7. Erst ganz zum Schluss fügen Sie die Konservierung und die feinen ätherischen Öle hinzu. Es dauert ein paar Tage, bis sich der Duft entwickelt, geben Sie Ihrer Creme Zeit. Natürlich können Sie hier auch eine andere Duftkomposition Ihrer Wahl verwenden oder sie ganz weglassen.
ZARTE FEUCHTIGKEITSCREME MIT EDLEM DUFT
Auf eine pflegende Feuchtigkeitscreme für das Gesicht kann man auch im Frühjahr nicht verzichten. Unser Rezept eignet sich als Tag- und als Nachtcreme und für jeden Hauttyp. Sie zieht gut ein und hinterlässt keinen störenden Fettfilm auf der Haut. Das Besondere an dieser Creme ist die edle Duftmischung aus Neroli, Melisse und Lavendel.
DIE SAURE RINSE – HILFE BEI GLANZLOSEM HAAR UND SCHUPPEN
Diese Haarpflege wird Sie begeistern, denn sie ist effektiv, schnell und preiswert. Etwas Vorsicht ist allerdings bei gefärbtem Haar geboten. Unter dem Begriff der sauren Rinse verstehen wir ein Gemisch aus Essig und Wasser. Gut eignet sich Apfelessig, allerdings auch Essige mit Kräuterzusätzen, wie zum Beispiel Brennnessel oder Rosmarin. Die saure Rinse ist eine perfek