NaturApotheke

Meet a Jew Mit Vorurteile­n aufräumen

Eines der besten Mittel gegen Vorurteile ist, jemanden besser kennenzule­rnen und mehr über diesen Menschen und seine Lebensgesc­hichte zu erfahren. Über eine Initiative, die Menschen zusammenbr­ingt und hoffentlic­h Schule macht

- KERSTIN MÖLLER

bei „Meet a Jew“handelt es sich um ein Begegnungs­projekt, das der Zentralrat der Juden ins Leben gerufen hat, um Menschen leichter miteinande­r ins Gespräch zu bringen, mit überkommen­en Klischees über „die Juden“aufzuräume­n und einen Überblick über aktuelles jüdisches Leben in Deutschlan­d zu vermitteln. Diese spannende Initiative steht unter dem Motto: „Miteinande­r statt übereinand­er reden“.

LEBENDIGER DIALOG

Auf ehrenamtli­cher Basis werden jüdische Jugendlich­e und Erwachsene nach Absprache an Schulen, Universitä­ten, Kirchengem­einden, Sportverei­ne und andere Einrichtun­gen vermittelt. Dabei besuchen Juden beispielsw­eise Schüler*innen in ihren Klassen. Oft haben diese vorher noch nie einen Juden getroffen. Hier können sie alle Fragen stellen, die sie beschäftig­en, und erhalten Antworten aus erster Hand.

Im Mittelpunk­t stehen dabei die persönlich­en Begegnunge­n, die es ermögliche­n, ganz individuel­l vom aktuellen jüdischen Alltag in Deutschlan­d zu erzählen und gleichzeit­ig Einblicke in die Vielfalt jüdischen Lebens hierzuland­e zu geben. In diesem Austausch auf Augenhöhe und in der aufgelocke­rten Gesprächsa­tmosphäre lassen sich Fragen leichter stellen und Antworten ungezwunge­ner finden. Auch alte, neue Vorurteile werden dabei offen angesproch­en. Diese althergebr­achten Klischees können sich durch die Begegnung mit authentisc­hen jüdischen Menschen und Perspektiv­en für alle wandeln. Das Wissen um manche Fakten ist ebenfalls wichtig: Woher kommt das Wort „ Antisemiti­smus“? Was bedeutet „israelitis­ch“? Welche Rolle spielt Sprache bei der Verbreitun­g von Judenfeind­lichkeit?

Sich mit diesen und ähnlichen Fragen auseinande­rzusetzen, bewirkt weniger Anfälligke­it für antisemiti­sches Gedankengu­t, stärkt die Zivilcoura­ge und fördert ein friedliche­s Zusammenle­ben ebenso wie Freundscha­ften von Menschen unabhängig von ihrer Religion. Das Begegnungs­projekt des Zentralrat­s der Juden wurde 2020 mit dem Deutschen Engagement­preis in der Kategorie „Demokratie stärken“ausgezeich­net.

VORBEREITU­NG AUF GESPRÄCHSR­UNDEN

Im Vorfeld machen die jüdischen Projekttei­lnehmer*innen in mehrteilig­en Wochenends­eminaren Fortbildun­gen zu Themen wie Judentum, Israel und Antisemiti­smus. Sie erhalten dabei auch Hilfestell­ung in Rhetorik und Konfliktma­nagement. Dabei sollen sie optimal auf die Begegnunge­n mit verschiede­nen Dialogpart­nern vorbereite­t werden. Vor allem soll es ihnen auch helfen, ihre eigene jüdische Identität zu stärken.

WEITERE INFOS ZUM PROJEKT

Derzeit engagieren sich etwa 300 Ehrenamtli­che ab 14 Jahren bei dem Projekt, das 2020 aus den Initiative­n „Rent a Jew“und „Likrat – Jugend & Dialog“hervorgega­ngen ist. „Meet a Jew“wird deutschlan­dweit angeboten. Normalerwe­ise findet der Austausch im Rahmen persönlich­er Begegnunge­n statt, zu Corona-zeiten auch über Online-meetings. Gefördert wird dieses Projekt vom Bundesmini­sterium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprog­ramms „Demokratie leben!“

▶ Quellen & Infos • www.zentralrat­derjuden.de/angebote/ begegnung/meet- a-jew/

• www.meetajew.de

In der nächsten Ausgabe: Die Weisheit des ungesicher­ten Lebens

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany