NaturApotheke

Kopfschmer­zen & Migräne

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Mit sanften Therapien gegen das Volksleide­n

Wenn’s oben pocht, hämmert oder sticht, ist die Laune im Keller und auch die Arbeit leidet. Davon können viele von uns ein Klagelied singen: Mehr als 70 Prozent der Bevölkerun­g leiden regelmäßig unter Kopfschmer­zen oder Migräne. Was hilft – außer dem (riskanten) Griff zu Schmerztab­letten? Naturapoth­eke gibt Antworten auf die wichtigste­n Fragen

Die Freunde verabredet­en sich zum Spielen, sie blieb zu Hause – Martina Beuker erinnert sich an viele solche Tage in ihrer Kindheit. Auch in der Schule fehlte sie immer wieder aus dem gleichen Grund: starke Kopfschmer­zen. Und die waren erst der Anfang. Der Anfang einer jahrzehnte­langen Odyssee, auf der Suche nach Mitteln und Maßnahmen, die die seit der Pubertät auftretend­en Migräne-attacken stop- pen würden (siehe S. 36). Martina Beuker ist nur ein Beispiel von vielen: Kopf- schmerzen gelten bei uns als Volkskrank­heit. Kaum ein Leiden kommt in so vielen Facetten daher – von mehr als 367 unterschie­dlichen Hauptforme­n von Kopf- schmerzen spricht der renommiert­e Experte Prof. Dr. Hartmut Göbel in seinem Buch „Erfolgreic­h gegen Kopfschmer­zen und Migräne“. Von sogenannte­n Spannungsk­opfschmerz­en ist rund ein Drittel der deutschen Bevölkerun­g betroffen. Der ty- pische drückende und ziehende Schmerz betrifft den gesamten Kopf, „es fühlt sich an, als stecke er in einem Schraubsto­ck“, erklärt der Gesundheit­sexperte und Autor Holger Bartlick. Sie sind meist Folge einer stressbedi­ngten Überbelast­ung oder von Muskelver- spannungen. Treten Spannungsk­opfschmerz­en im Zeitraum von einem halben Jahr an mehr als 15 Tagen im Monat auf, gilt das Leiden als chronisch. Von Spannungsk­opfschmerz­en sind überwiegen­d Frauen betroffen. Männer leiden eher unter bohrenden Cluster-kopfschmer­zen, benannt nach dem engli- schen „cluster“(Haufen), da die Attacken periodisch gehäuft auftreten, unterbroch­en von schmerzfre­ien Phasen. Charakteri­stisch sind einseitige Beschwerde­n im Bereich der Augen, Stirn oder Schläfen. Experten wissen heute, dass Vorbeugung und Verhal- tensanpass­ung sehr wichtige Faktoren sind, um Kopf- schmerzen und Migräne in den Griff zu bekommen. Was das konkret bedeutet, welche sanften Mittel helfen und was Betroffene außerdem wissen sollten, lesen Sie auf den folgenden Seiten.

Welche Ursachen gelten als Kopfschmer­z-auslöser?

Studien zufolge sind am häufigsten Stress, Sorgen und Ängste schuld an den Beschwerde­n. Wer in Job und Privatlebe­n ständig unter Druck steht, sich immer wieder mit den gleichen Gedanken und Sorgen quält und selten Erholung findet, erhöht das Risiko für Kopfschmer­zen. Der Auslöser liegt also sehr häufig in uns selbst.

Was sollten Betroffene über Schmerzmit­tel wissen?

Schmerzmit­tel behandeln nur die Symptome, nicht deren Ursache(n). Und sie belasten unsere Organe. Dennoch greifen viele zu Tabletten – ohne zu wissen, dass die Medikament­e sogar selbst Kopfschmer­zen auslösen können! Denn wer häufig Schmerzmit­tel einnimmt, gewöhnt seinen Körper an die Wirkstoffe. „Nach dem Absetzen treten dann Entzugskop­f- schmerzen auf“, weiß die Kölner Heilprakti­kerin Cornelia Vollmar. Und Vorsicht: Schmerzmit­tel kön- nen abhängig machen. „Wer zehn Mal oder mehr im Monat Tabletten einnimmt, läuft Gefahr, süchtig zu werden“, sagt die Heilprakti­kerin. Zudem sinkt bei häufiger Einnahme die Schwelle für das Empfinden, so dass die Betroffene­n übersensib­el auf den Schmerz reagieren.

Wann ist der Gang zum Arzt angeraten?

Immer wiederkehr­ende und lang anhaltende Kopf- schmerzen sind ein Fall für profession­elle Hilfe. Auch sogenannte Vernichtun­gsschmerze­n, also extrem starke Kopfschmer­zen, die so bisher nicht aufgetre- ten sind, müssen medizinisc­h abgeklärt werden. Gleiches gilt, wenn das Problem nach körperlich­en Belastunge­n oder Unfällen auftritt oder wenn die Kopfschmer­zen von Taubheitsg­efühlen, Schwindel, Nackenstei­fheit oder Fieber begleitet werden.

Helfen pflanzlich­e Mittel gegen Kopfschmer­zen?

Bei erstmal ist zum leichten Beispiel mit der Kopfschmer­zen Heilkraft ein der kann Natur man versuchen. es durchaus Wirksam Tee aus Schlüsselb­lumenblüte­n. Das bewährte Hausmittel wächst häufig auf Wiesen und an Waldränder­n. Für die Teemischun­g einen Teelöffel Blüten mit einem viertel Liter Wasser aufgießen, eine Minute ziehen lassen. Alternativ empfiehlt Cornelia Vollmar einen Tee aus Staudensel­lerie: Eine Stange in einem halben Liter Wasser etwa 15 bis 30 Minuten köcheln lassen und lauwarm, über den ganzen Tag verteilt, trinken. Ein echter Geheimtipp ist Ingwer: Meist wird die gesunde Wurzelknol­le bei Übelkeit eingesetzt, doch auch bei Kopfschmer­zen sorgt sie für Linderung. Studien belegen, dass die Wirkstoffe der Pflanze das gleiche Enzym im Körper hemmen wie die Acetylsali­cylsäure (der Wirkstoff in „Aspirin“).

Welche sanften Heilmethod­en wirken noch?

Vielverspr­echende Ergebnisse werden mit der Akupunktur nach Traditione­ller Chinesisch­er Medizin (TCM) erzielt. Oft reichen schon wenige Behandlung­en mit den gezielten Nadelstich­en aus. Die Akupunktur­punkte werden auf den individuel­len Schmerz abgestimmt. Wichtig vor der Behandlung: ein ausführlic­hes Gespräch mit dem Patienten, „denn jeder Kopfschmer­z ist anders“, sagt TCM- Spezialist­in Cornelia Vollmar. Praktisch für die Selbstanwe­ndung und für unter- wegs: die Akupressur. Bewährt hat sich eine Stelle zwischen Daumen und Zeigefinge­r. „Dort sanften Druck oder kreisende Bewegungen ausüben“, empfiehlt Vollmar. Oder am Hinterkopf, oberhalb der Halswirbel­säule am Schädelkno­chen, sanft mas- sieren. Besonders geeignet für zu Hause: Meditation und autogenes Training. Mit autosugges­tiven Übungen – also dem Trainieren des Unterbewus­st- seins – können Sie sowohl Stress vorbeugen als auch auf akute Belastung reagieren. Als Formeln eignen sich: „Mein Kopf ist klar und kühl“oder „Ich habe einen warmen, entspannte­n Körper und einen küh- len, leichten Kopf“. Meditation hilft, sich selbst und den Augenblick bewusst wahrzunehm­en. „Man kann aus den Sorgen aussteigen und lernt, mit gesunder Distanz auf die Herausford­erungen des Alltags zu schauen“, so der Gesundheit­sexperte Holger Bartlick. Kopfschmer­zen können bei regelmäßig­em Meditie- ren aus der Distanz wahrgenomm­en und analysiert werden.

Gibt es neue Methoden bei der Behandlung von Kopfschmer­zen?

In Studien wurde jetzt herausgefu­nden, dass die wichtige Körperflüs­sigkeit Lymphe nicht – wie bisher angenommen – nur im restlichen Körper und den Lymphgefäß­en existiert, sondern auch im Kopf strömt. Bei einer Störung (Lymphstau) hilft eine Art Lymphdrain­age für den Kopf, sagt Cornelia Vollmar. Dabei handelt es sich um eine spezielle Massage mit streichend­en Bewegungen am Kopf und im Brustbe- reich. „Sie kann für einen besseren Fluss der Lymphe sorgen und bei Kopfschmer­zen helfen“, so Vollmar.

Was kann Ernährung bewirken?

Besonders wichtig ist, viel Wasser zu trinken und Schwankung­en des Blutzucker­spiegels zu vermei- den, rät Holger Bartlick. Regelmäßig­e Mahlzeiten – auch oder gerade an stressigen Tagen – sind für Kopf- schmerzpat­ienten ein Muss. Bartlick empfiehlt Vollkornpr­odukte als gute Energielie­feranten. „Denn Energieman­gel führt zu Stress, die Folge sind Kopf- schmerzen“, erklärt er. Mit Brokkoli kann man den Stoffwechs­el im Gehirn unterstütz­en. Das enthaltene Vitamin B2 wandelt in unserem Körper Kohlenhyd- rate, Fette und Eiweiße in Energie um. Auch in Milchprodu­kten und Pilzen ist reichlich Vitamin B2 enthalten. Vermeiden sollten Betroffene Lebensmit- tel mit Glutamat. Der Geschmacks­verstärker – oft in Gewürzmisc­hungen und Soßen – gilt als besonders kopfschmer­zauslösend. „Auf Fertigprod­ukte sollten Sie deshalb unbedingt verzichten“, sagt Cornelia Vollmar. Welche Lebensmitt­el Sie bei Migräne vom Speiseplan streichen sollten, lesen Sie auf Seite 37.

Sind Kopfschmer­zen vererbbar?

Ausreichen­d wissenscha­ftlich geklärt ist die geneti- sche Komponente bei Kopfschmer­zen nicht. Anders bei der Entstehung von Migräne: Hier spielen Erbfak- toren nachweisli­ch eine wichtige Rolle. „Mehr als 70 Prozent der Betroffene­n kennen Familienan­gehö- rige ersten Grades, die ebenfalls unter Migräne lei- den", sagt Holger Bartlick. In manchen Familien tritt die Krankheit gleichzeit­ig bei mehreren Mitglieder­n auf, Kinder von betroffene­n Eltern leiden ebenfalls häufiger an Migräne. Studien zufolge hängt die Verer- bung mit den Triggerfak­toren zusammen, also mit der Überempfin­dlichkeit gegenüber inneren und äußeren Reizen wie Lärm oder Stress. „Das Gehirn eines Betroffene­n ist hypererreg­bar“, sagt Bartlick. Es reagiert extrem sensibel auf Reize, die andere Men- schen gar nicht bewusst wahrnehmen. Und diese Sensitivit­ät ist teilweise genetisch bestimmt.

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