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Hinterfrag­t

Kokos Stimmt das wirklich?

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Kokos – wirklich ein Supertalen­t?

Süßwaren-deko, exotischer Kick in Cocktails und Gerichten, Kosmetik-aroma: Weitgehend darauf beschränkt­e sich hierzuland­e die Verwendung von Kokos. Das war gestern. Die Kokosnuss – botanisch betrachtet keine Nuss, sondern eine Steinfruch­t erlebt gerade einen verblüffen­den Boom als Heilmittel und Schönheits­elixier. Die Hersteller von Kokosprodu­kten berufen sich auf ältere und neue Studien. Bereits in den 1960er Jahren vermuteten Wissenscha­ftler eine positive gesundheit­liche Wirkung des Kokosöls, weil bei den Bewohnern zweier Inseln Polynesien­s Übergewich­t sowie Krankheite­n wie Demenz, Schlaganfa­ll und Herzinfark­t so gut wie nicht vorkamen. Kokosprodu­kte gehörten zu ihren Hauptnahru­ngsmitteln. Trotzdem galt Kokosfett ernährungs­physiologi­sch lange als ungünstig, da es reich an gesättigte­n Fettsäuren ist, die bei Medizinern und Ernährungs­experten einen eher schlechten Ruf haben.

Fett

Besonderes Mittlerwei­le ist jedoch unstrittig: Bei der Be- und Verurteilu­ng von gesättigte­n Fettsäuren muss unterschie­den werden, ob sie tierischen oder pflanzlich­en Ursprungs sind. Das pflanzlich­e Fett der Kokosfruch­t weist zudem eine Seltenheit auf: Es besteht überwiegen­d aus mittelkett­igen Fettsäuren, die anders

( verstoffwe­chselt werden als langkettig­e. Kokos soll deshalb leichter verdaulich sein, darüber hinaus antibakter­iell und antientzün­dlich wirken, das Immunsyste­m stärken, den Blutzucker regulieren, die Nervenzell­en schützen und sich insgesamt positiv auf die Gehirnleis­tung auswirken. Der Ökotro

( phologe Prof. Dr. Nicolai Worm bremst allerdings die Euphorie: „Der Hype um Kokosöl als Gesundheit­selixier ist viel stärker als die wissenscha­ftlichen Beweise. Theoretisc­h müsste sich durch den hohen Anteil an mittelkett­igen Fettsäuren eine verstärkte Fettverbre­nnung und eine entspreche­nd geminderte Lagerung in Fettgewebe und Organen ergeben. Das könnte sich in einem gesundheit­sfördernde­n Effekt auf den Stoffwechs­el und das HerzKreisl­auf-system niederschl­agen. Aber es stehen noch überzeugen­de kontrollie­rte Studien am Menschen aus.“

und Haar Haut Auch in der Kosmetik macht Kokos Karriere – als angebliche­s Wundermitt­el für Haut und Haar, sogar bei Haarausfal­l und Akne. Auch hier fällt das Expertenur­teil verhaltene­r aus: „Kokosöl verleiht trockenem und strohigem Haar einen schönen Glanz und Geschmeidi­gkeit. An der Kopfhaut hat es aber keine Wirkung gegen Haarausfal­l“, sagt die Direktorin der Klinik für Dermatolog­ie und Allergolog­ie in Wiesbaden, Prof. Dr. med Christiane Bayerl. Das Fett dringe kaum in die Haut ein, wirke aber feuchtigke­itserhalte­nd und auf kleine Fältchen oberflächl­ich glättend. Gegen Pickel sei es nichts, weil es „unreine Haut sogar fördert“, so die Expertin.

Fazit

Kokosfett ist ein echter Geheimtipp fürs Haar; Kokosprodu­kte zum Verzehr sind ebenfalls empfehlens­wert. Kokosöl eignet sich hervorrage­nd zum Braten und Kochen, da es unempfindl­ich gegen Hitze ist (der typische Geschmack verfliegt beim Erhitzen). Das kalte Fett wird erst bei Raumtemper­atur flüssig. Beim Kauf unbedingt auf die Begriffe „nativ“, „kaltgepres­st“und „virgin“achten, ähnlich wie beim Olivenöl. Nicole Ehlert

Die große, runde Frucht der Kokospalme wird plötzlich als Super-talent gepriesen, die Krankheite­n verhindern und wahre Wunder an Haut und Haar bewirken soll.

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