Gegen die künftigen Kollegen
Handballtorhüter Niklas Landin spielt mit den Rhein-Neckar Löwen gegen seinen baldigen Arbeitgeber THW Kiel
Die Mannheimer wollen am Sonnabend gegen Kiel Revanche nehmen für das verlorene Meisterschaftsfinale im Mai.
Niklas Landin ist es als WeltklasseTorhüter gewohnt, im Mittelpunkt zu stehen. Beim Gipfeltreffen der Handball-Bundesliga zwischen Tabellenführer Rhein-Neckar Löwen und Verfolger THW Kiel am Sonnabend in Mannheim werden sich die Blicke aber noch ein bisschen mehr auf den reaktionsschnellen Schlussmann der Badener richten. Nach der laufenden Saison wird Landin von den Löwen ausgerechnet zu den Zebras an die Förde wechseln. Zwei Herzen schlagen trotzdem nicht in seiner Brust. »Wir wollen den Sieg gegen Kiel«, sagte der Däne ohne Umschweife.
Ausgerechnet mit dem neuen Arbeitgeber verknüpft Landin seine bislang bitterste sportliche Niederlage. Am letzten Spieltag der Vorsaison fehlten den Löwen im Fernduell mit dem Rekordmeister mickrige zwei Tore zum ersten nationalen Titel der Vereinsgeschichte. Es war das spannendste Finale der Bundesliga-Historie. Dabei war das Team um den früheren Europameister Landin am 24. Mai 2014 mit einem Vorsprung von sieben Treffern in den Schlussakt des Kopf-anKopf-Rennens gegangen. Der Stachel sitzt auch fünf Monate später noch tief – nicht zuletzt beim 2,02Meter-Hünen. »Ich denke nicht ständig daran, aber wenn das Thema angesprochen wird, sind die Emotionen sofort wieder da«, sagte der 25-Jährige der »Rhein-Neckar- Zeitung«. Nie zuvor habe er sich so leer gefühlt.
Mit einem Sieg am Sonnabend könnten die Löwen ihren Vorsprung auf Kiel auf vier Punkte ausbauen. Beide Spitzenteams haben aber vor dem elften Spieltag überraschenderweise schon Federn lassen müssen. Die Badener, die seit dieser Saison vom ehemaligen Kieler Profi Nikolaj Jacobsen trainiert werden, verloren ihr Auswärtsspiel gegen den Bergischen HC mit 23:24. Der THW patzte sogar zweimal: beim kriselnden TBV Lemgo mit 21:27 sowie beim HBW Balingen-Weilstetten mit 21:22. »Wir sollten eigentlich ohne Niederlage sein, wenn man sich unseren Spielplan ansieht«, sagte Löwen-Rechtsaußen Patrick Groetzki, sieht aber auch Schwächen beim Titelverteidiger: »Kiel hat als Meisterschaftsfavorit ja auch schon Punkte abgegeben.« Einen Grund für die fehlende Konstanz hat der Nationalspieler parat: »Die vermeintlich kleinen Gegner glauben immer mehr daran, auch gegen die Topmannschaften punkten zu können.«
Insbesondere für Landin wäre ein Erfolg am Samstag ein besonderer Sieg. Der außerhalb des Feldes eher introvertierte Torwart will sich im nächsten Frühjahr mit einem Titel von den Löwen verabschieden. Kiel heißt dann die neue Herausforderung. In seinem Leben hat der sympathische Zeitgenosse aber bereits ganz andere Aufgaben mit Bravour gemeistert. Mit neun Monaten erkrankte Landin an einer Hirnhautentzündung. Seitdem ist er auf dem linken Ohr taub. »Ich habe mich dadurch nie ernsthaft beeinträchtigt gefühlt«, sagte der Mann aus Søborg über sein Handicap.