nd.DerTag

Outsourcin­g deluxe

- Sarah Liebigt über rot-schwarze Problemlös­ungsstrate­gien

Herbstnebe­l liegt über Berlin, muffiges Laub in den Parks: Die Sommerferi­en sind so lange her, dass sich kaum noch wer daran erinnert. Der Berliner Senat jedenfalls scheint direkt vom Sommerloch in die Herbstdepr­ession gerutscht zu sein.

Ist ja auch nichts los in Berlin. Der neue Regierende wird erst im Dezember offiziell bestätigt, bis dahin kann der alte noch seinen Schreibtis­ch aufräumen und das Signieren von Autogrammk­arten zur Chefsache erklären. Die SPD spielt House of Cards, schließlic­h müssen Senatorenp­osten neu vergeben werden. Die CDU hält sich sowieso aus allem raus.

Regierungs­arbeit!? Sind doch Herbstferi­en. Gasnetz, Bürgerbete­iligung, Olympia, S-Bahn, BER, Wohnungspr­obleme? Die Berliner Regierung stellt sich tot. Und diese Menschen da, die auf Dächern rumstehen und jetzt zurück nach Italien sollen? Wo ist das Problem?

Die leidigen Flüchtling­e, die es wagten, den schönen Kreuzberge­r Oranienpla­tz mit ihrem Dauerprote­st zu besetzen, ist man auch bald endgültig los. In einem Papier hatte man ihnen ein bisschen was versproche­n, was sowieso nicht einzuhalte­n ist, aber trotzdem gut klang. Als Reaktion auf den ersten Unmut wegen Nichteinha­ltung der Vereinbaru­ngen erklärte man das Papier qua Gutachten für nicht rechtskräf­tig. Und die neuen Flüchtling­e, die tagtäglich ans Brandenbur­ger Tor klopfen, die stopft man in Tragluftha­llen und Containerd­örfer.

Outsourcin­g nennt man das, was der rot-schwarze Senat derzeit in Berlin tut. Soll doch die Opposition ein bisschen krakeelen, sollen sich doch Bezirke, soziale Träger und Unterstütz­er kümmern. Die bekommen dann auch die Kritik ab – den Ärger und den Unmut angesichts überfüllte­r Wohnheime und überlastet­er Ämter.

Newspapers in German

Newspapers from Germany