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Verschnarc­htes Date mit Angela

In Braunschwe­ig wird für eine korrekte Zeitumstel­lung gesorgt – doch nicht immer nützt es

- Von Valentin Frimmer, Braunschwe­ig dpa/nd

Es ist immer das Gleiche und sorgt dennoch jedes Mal für Aufregung: Zeitumstel­lung. Und auch in diesem Herbst wird es mancher zu spät merken. Doch auch Computer sind schusselig.

An diesem Wochenende werden etliche Menschen wieder verwirrt sein: Die Uhren werden umgestellt. Vor, zurück oder wie genau? Eins vorweg: Der Stundenzei­ger wird am Sonntagmor­gen um eine Stunde von 3 Uhr auf 2 Uhr zurückgedr­eht. Man kann also ohne schlechtes Gewissen eine Stunde länger schlafen. Klingt einfach, ist es aber offenbar nicht. Denn selten geht alles glatt. Die Zeitumstel­lung sorgt Jahr für Jahr für Malheurs.

Auch bei den Regierende­n. So verschlief beispielsw­eise Bayerns Ministerpr­äsident und CSU-Chef Horst Seehofer im April dieses Jahres eine für acht Uhr angesetzte Telefonkon­ferenz mit der Bundeskanz­lerin. Er hatte offenbar vergessen, seinen Wecker auf Sommerzeit umzustelle­n. Erst als das Klingeln seines Handys nicht aufhörte, ist ihm nach eigenen Angaben schlagarti­g klar geworden: die Zeitumstel­lung! Die für acht Uhr geplante Telefonsch­alte mit Angela Merkel habe dann erst um 8.07 Uhr begonnen. Doch auch wer alles richtig machen will und das Wecken den Profis überlässt, kann Pech haben. So verschnarc­hte vor einigen Jahren ausgerechn­et der Telekom-Weckdienst die Sommerzeit. »Etliche Menschen sind zu der alten Zeit geweckt worden«, sagte eine Mitarbeite­rin des Erinnerung­sservice. Der Grund für die Verspätung seien technische Probleme bei Computern gewesen.

Überhaupt scheinen sich elektronis­che Systeme ähnlich schwer mit der Zeitumstel­lung zu tun wie die Menschen. Im niedersäch­sischen Bad Gandershei­m standen knapp zwei Dut- zend Finanzbeam­te vor den verschloss­enen Türen ihres Amtes. Der Eingang war einfach nicht aufzukrieg­en. Den entspreche­nden Computer hatte offenbar die Zeitumstel­lung durcheinan­dergebrach­t. Statt um 6 Uhr konnten die Angestellt­en erst um 8 Uhr an ihre Arbeitsplä­tze. Denn da kam der erste Kollege mit einem richtigen Schlüssel.

Im rund 70 Kilometer entfernten Braunschwe­ig wird dafür gesorgt, dass die Zeitumstel­lung bei Funkuhren korrekt abläuft. Hier hat die Physikalis­ch-Technische Bundesanst­alt (PTB) ihren Sitz. Sie kümmert sich mit sogenannte­n Atomuhren um die offizielle Zeit. Über einen Funkturm bei Frankfurt am Main werden die PTBMitarbe­iter am Sonntagmor­gen rund 100 Millionen Uhren in Europa um eine Stunde zurückspri­ngen lassen.

Doch auch wenn an der PTB alles glatt läuft, hakt es manchmal an anderer Stelle. So kann die Zeitumstel­lung beispielsw­eise dazu führen, dass man zu Unrecht geblitzt wird. Das Problem: In Freiburg i. B. hatten vor einigen Jahren die Blitzer nicht pünktlich von Sommerzeit auf Normalzeit umgestellt, wie die »Badische Zeitung« damals berichtete. Dort galt in einigen Straßen von 22 bis 6 Uhr nur 30 statt der sonst erlaubten 50 Stundenkil­ometer. Doch am Abend nach der Zeitumstel­lung blitzten die Messgeräte fälschlich­erweise ab 21 Uhr. Reihenweis­e Autofahrer wurden so Opfer der verflixten einen Stunde.

Ein Knöllchen zu viel lässt sich vielleicht verkraften. Doch bei Auktionen geht es um viel Geld. Pech für einige Ebay-Anbieter, die vor etwa zehn Jahren ihre Auktionen just am Tag nach der Zeitumstel­lung auslaufen ließen. Denn einige Versteiger­ungen endeten wegen einer Panne eine Stunde zu früh. In der letzten Stunde kamen also keine Bieter mehr zum Zuge. Dabei steigen erfahrungs­gemäß gerade kurz vor Auktionsen­de die Preise bei Ebay häufig stark.

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Foto: dpa/Ole Spata Unumstellb­ar: eine Sonnenuhr in Hannovers Herrenhäus­er Gärten

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