Sieben Tage, sieben Nächte
Der famose Karikaturist Willy Moese konstruierte 1976 eine wundersame Schreibmaschine. Aus einem frühzeitlichen Modell der Firma Adler entfernte er alle Tasten und baute statt dessen lediglich ein großes B, ein großes L und ein großes A ein. BLA. BLABLA. BLABLABLA.
Dieses Gerät wurde auf der DDR-Kunstausstellung 1977/78 gezeigt. Moese konnte sich eines großen Publikums in den weiträumigen Dresdner Galeriefluchten gewiss sein, denn zu dieser Leistungsschau der Bildenden Künstler alle fünf Jahre pilgerte die halbe DDR. Produktionskollektive begaben sich massenweise auf Brigadefahrt an die Elbe
Die Partei- und Staatsführung ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen, ihre Verbundenheit mit den Künsten und den Künstlern zu demonstrieren. So kam die Oberste Delegation schließlich in den Bereich Karikatur, wo der Führende Genosse gleich am Eingang die alte Schreibmaschine erspähte, noch ohne ihrer im Detail gewahr zu werden, und freudestrahlend ausgerufen haben soll: »Auf so einer Schreibmaschine habe ich das Maschineschreiben gelernt!« Die fachkundigen Begleiter gaben sich der Überlieferung zufolge alle Mühe, die Delegation flugs zu anderen interessanten Exponaten umzulenken.
Heutzutage kann man BlablaTexte digital erstellen und kontrollieren. Im Internet gibt es ein Blablameter (www.blablameter.de), das den BlablaGehalt misst. Hochwertige journalistische Texte erreichen laut Eigenbeschreibung Werte zwischen 0,1 und 0,3; was darüber liegt, ist von nennenswerter Blabla-Haftigkeit. Diese Kolumne hier beispielsweise hat bis hierher einen Blabla-Koeffizienten von 0,26 und zeigt laut BlaBlaMeter »erste Hinweise auf Bullshit-Deutsch, liegt aber noch auf akzeptablem Niveau«. Dagegen weist, nur mal so als Beispiel, die Presseerklärung des Bundeswirtschaftsministeriums zu EU-Klima- und Energiezielen bis 2030 vom Freitag dieser Woche einen ziemlich bedenklichen Blabla-Koeffizienten von 0,43 auf. Hinweis des BlaBlaMeters: »Ihr Text riecht schon deutlich nach heißer Luft – Sie wollen hier wohl offensichtlich etwas verkaufen oder jemanden tief beeindrucken.«
Würden wir diese Presseerklärung vollständig in diese Kolumne einbauen, dann würde deren Blabla-Wert auf 0,36 nach oben schnellen (»Ihr Text zeigt schon erste Anzeichen heißer Luft. Für Werbe- oder PR-Sprache ist das noch ein guter Wert, bei höheren Ansprüchen sollten Sie vielleicht noch ein wenig daran feilen.«) So weit kommt's noch.