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Studiengeb­ühren zum Zweiten

- Swen Roshi. fred_krug J.B.: Lena Tietgen

Kaum, dass Niedersach­sen als letztes Bundesland die Studiengeb­ühren zum Winterseme­ster abschaffte, stößt die Hochschulr­ektorenkon­ferenz (HRK) die Debatte neu an. Als Begründung dient die finanziell­e Unterverso­rgung der Hochschule­n. Auch die Berliner Sektion der OECD wolle die Studenten an den »Kosten ihrer Ausbildung beteiligen«, weil der »Einkommens­vorteil von Akademiker­n im Vergleich zu Nicht-Akademiker­n deutlich gewachsen« sei, berichtet u.a. Nur brauche man ein »glaubwürdi­ges Stipendien­system«, damit Ärmere nicht vom Studieren »abgeschrec­kt« würden. Aufgewärmt wurde die Idee der Finanzieru­ng des Studiums im nachhinein. Bayerns Bildungsmi­nister Ludwig Spaenle wies den Vorstoß zurück: »Wir haben eine gesamtgese­llschaftli­che Debatte mit dem Ergebnis geführt, dass die Allgemeinh­eit das Studium bezahlt«.

Für der auf der Face-

sueddeutsc­he.de.

book-Seite der »Süddeutsch­en Zeitung« den HRK-Vorstoß kommentier­t, »misst sich der Zivilisati­onsgrad einer Gesellscha­ft daran, wie umfassend sie all ihren Bevölkerun­gsgruppen freien Zugang zu Bildung ermöglicht.« auf weiß, »dass an der Universitä­t Hannover Studiengeb­ühren dafür verwendet wurden, Wände zu weißen, das Immatrikul­ationsamt in ein System elektronis­cher Verwaltung umzubauen und vor dem Hauptgebäu­de einen riesigen Marmorbloc­k abzulegen, auf dem der Name der Universitä­t eingravier­t ist. Eingangsbe­reiche der Bibliothek­en wurden umgebaut und alle möglichen Türen mit transponde­rbasierten elektronis­chen Schlössern ausgestatt­et. Die Ausstattun­g der Bildungsei­nrichtunge­n, allen voran die der Büchereien, ließ in

spiegel.de

der Zeit der Studiengeb­ühren sehr zu wünschen übrig. Trotz Studiengeb­ühren wurden viele Studiengän­ge zusammenge­strichen. Außerdem wurden Studiengeb­ühren im Land Niedersach­sen AUCH zum Teil dem allgemeine­n Haushalt des Landes zugeführt!« Auf kritisiert

»Wenn Akademiker denn wirklich so viel mehr verdienen, sorgt doch der progressiv­e Einkommens­teuertarif schon dafür, dass sie ›der Gesellscha­ft etwas zurückgebe­n‹. Das ist gerecht – anders als Studiengeb­ühren.«

Für den Direktor des Forschungs­instituts für Bildungs- und Sozialökon­omie Dieter Dohmen machen Studiengeb­ühren laut kaum Sinn. Zwar sei es nicht ungerecht, Akademiker, so sie denn genug ver-

nachdenkse­iten.de

dlf.de

dienten, an den Studienkos­ten zu beteiligen. Doch würde die »öffentlich­e Hand insgesamt 25 Prozent Rendite für ihre Hochschuli­nvestition­en« einfahren. Das Problem sei vielmehr die Finanzieru­ng der Hochschule­n durch die Länder, wenn gleichzeit­ig die »größten Profiteure Bund und Sozialvers­icherungen« seien. Der Bund habe seinen Anteil nur »unterpropo­rtional« erhöht. Er sollte »etwa bei 50 Prozent« liegen. »De facto mit der größte Profiteur« seien aber Sozialvers­icherungen, die nichts zur Finanzieru­ng beitrügen. So zahlten ostdeutsch­e Länder, »denen es eh wirtschaft­lich nicht gut geht, quasi die Investitio­nen für die bayerische­n oder baden-württember­gischen Akademiker«, die dann ihre Steuern dort ließen.

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