Deutsche Gründlichkeit
Uns Deutschen wird gemeinhin nachgesagt, besonders gründlich zu sein. Selbst die Auftritte der Fußballnationalmannschaft, die ob ihrer Leichtigkeit und Spielfreude weltweit gelobt wird, umwehte lange Zeit dieser graue Schleier der disziplinierten, auf Exaktheit und Fleiß bedachten Arbeitsmoral, die keine Korrektur eines einmal eingeschlagenen Kurses kennt, eisern an Prinzipien und Beschlüssen festhält. Ganz getreu dem Motto: Die Karte, mit der wir uns orientieren, ist schon die richtige, nur die Landschaft ist halt die falsche. Deshalb scheiterte Deutschland im Fußball von Turnier zu Turnier in den entscheidenden Spielen.
Die DFB-Elf wurde in diesem Jahr Fußball-Weltmeister, weil der Trainerstab von diesem Tugendpfad abwich, und das Konzept den sich von Spiel zu Spiel ändernden Begebenheiten anpasste und Dogmen über Bord warf. Nur wer sich ändert, bleibt sich treu.
Bildungspolitiker wären gut beraten, sich das als Vorbild für ihr Metier zu nehmen. Beispiel Inklusion: An sich ist das eine feine Sache – wie übrigens das Fußballspiel ohne echten Stürmer und mit vier gelernten Innenverteidigern in der Abwehr. Doch das eine wie das andere funktioniert nur dann, wenn die Voraussetzungen dafür vorhanden sind. Im Fußball braucht es die Spieler mit der richtigen Erfahrung, an den Schulen die entsprechend ausgebildeten Lehrer und die notwendigen finanziellen Ressourcen.
Fehlt das Personal und mangelt es an Geld muss man entweder beides beschaffen oder eben am Konzept etwas ändern. Ein dogmatisches Festhalten an der »reinen Inklusionslehre« schadet sowohl der Idee des gemeinsamen Unterrichts von Schülern mit und ohne Handicap als auch den Kindern.