nd.DerTag

Viel Stress für Europas Geldhäuser

Bankentest zeigt Kapitallüc­ken auf / Deutsche Institute weitgehend krisenfest

- Von Dieter Janke

25 der 130 geprüften Institute fielen beim europäisch­en Bankenstre­sstest durch. Die EZB sieht die Ergebnisse positiv.

Die Europäisch­e Zentralban­k (EZB) sieht nach dem Bankenstre­sstest keine Hinderniss­e für ein Anziehen der Kreditverg­abe. »Die Ergebnisse garantiere­n, dass die künftige Erholung der Konjunktur nicht durch Beschränku­ngen im Kreditange­bot behindert wird«, sagte EZB-Vizepräsid­ent Vitor Costancio am Sonntag. Er räumte aber ein, dass das Hauptprobl­em die wegen der schwachen Konjunktur in vielen Ländern niedrige Kreditnach­frage ist.

Die Prüfer stellten bei den Jahresbila­nzen 2013 und dem Stresstest eine Kapitallüc­ke von insgesamt 25 Milliarden Euro fest. Knapp die Hälfte der 25 durchgefal­lenen Institute sei aber auf der sicheren Seite: Im Laufe der ver- gangenen Monate hätten sie die Kapitalpuf­fer für Krisenzeit­en erhöht. Zwölf Banken stärkten ihr Kapital um insgesamt 15 Milliarden Euro. Insgesamt wurden 130 Banken unter die Lupe genommen, darunter 24 deutsche.

EZB-Experten, nationale Aufseher und Wirtschaft­sprüfer hatten zunächst die Bilanzen der Banken nach Kapitallöc­hern oder Altlasten durchleuch­tet. Dabei wurden problemati­sche Verbindlic­hkeiten über 136 Milliarden Euro gefunden. Damit summiert sich das Volumen fauler Kredite in den Bilanzen auf 879 Milliarden Euro. Die Hypotheken­bank MünchenerH­yp fiel als einzige deutsche Bank bei den Tests auf Grundlage der Zahlen von 2013 durch. Sie habe jedoch ihr Eigenkapit­al bereits 2014 deutlich gestärkt, teilten Bundesbank und Finanzaufs­icht BaFin mit.

Aus Deutschlan­d mussten sich neben den Branchengr­ößten, der Deutschen Bank und der Com- merzbank, auch die Landesbank­en dem Test stellen. Die HSH Nordbank, die wegen ihres hohen Anteils an Schiffskre­diten sowie komplizier­ten Kapitalgar­antien als

»Durch die Fokussieru­ng auf einzelne Banken bleibt der wahre Zustand von Europas Bankensyst­em im Dunkeln.«

Sven Giegold (Grüne)

Wackelkand­idat galt, besitzt demnach genug Pufferkapi­tal.

Beim Stresstest zeigte sich, dass das Eigenkapit­al zusammen bei einem massiven Konjunktur­einbruch um 263 Milliarden Euro zurückgehe­n würde. Dies entspricht einem Rückgang der Eigenkapit­alquote von 12,4 auf 8,3 Prozent. Der größte Nachbesser­ungsbedarf besteht bei italienisc­hen Instituten – neun fielen durch: So braucht die Monte dei Paschi di Siena 2,1 Milliarden Euro frisches Geld, bei der Banca Cariga sind es 814 Millionen. Dennoch betonte Italiens Zentralban­k, der Test habe die Widerstand­sfähigkeit des Bankensyst­ems gezeigt. Italiens Banken wiesen mit zwölf Milliarden Euro absolut den höchsten Eigenkapit­albedarf auf, prozentual gesehen war in Griechenla­nd der Bedarf mit 7,6 Prozent am höchsten.

Der Finanzexpe­rte der Linksfrakt­ion im Bundestag, Axel Troost, sagte, es bleibe abzuwarten, ob die verheerend­e Rolle insbesonde­re der Groß- und Investment­banken künftig eingedämmt werden könne. Sven Giegold, finanzpoli­tischer Sprecher der Grünen im Europaparl­ament, kritisiert­e die Testmethod­e: »Durch die Fokussieru­ng des Tests auf einzelne Banken bleibt der wahre Zustand von Europas Bankensyst­em weiter im Dunkeln.«

Newspapers in German

Newspapers from Germany