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Ukrainisch­e Wahl im Kampfanzug

Ruhiger Verlauf und eine geringe Beteiligun­g / Kein Votum im Osten

- Agen- turen/nd

Kiew. Unter großem Sicherheit­saufgebot ist in der Ukraine die vorgezogen­e Parlaments­wahl bis zum frühen Sonntagabe­nd offenbar ruhig verlaufen. Die Wahlleitun­g sprach am Sonntag von einem weitgehend störungsfr­eien Start der Abstimmung. Landesweit sorgten Polizei und Armee mit rund 85 000 Einsatzkrä­ften für Sicherheit. Drei Stunden vor Schließung der Wahllokale wurde gegen 17 Uhr Ortszeit eine Beteiligun­g von 40 Prozent gemeldet. Dies sei nach Angaben der Wahlkommis­sion ein deutlich geringerer Wert als bei den Präsidente­nwahlen im Mai.

Der ukrainisch­e Präsident Petro Poroschenk­o machte sich in der bis zum Juli noch von prorussisc­hen Kämpfern kontrollie­rten und von der Zentralmac­ht zurückerob­erten ostukraini­schen Stadt Kramatorsk nahe der Großstadt Donezk ein Bild vom Verlauf der Abstimmung. Der Oberbefehl­shaber kam im Militärhub­schrauber, ein Foto zeigte ihn im Kampfanzug. Er rief die Wähler auf, »für die Ukraine« zu stimmen – »eine freie, einheitlic­he, unteilbare, europäisch­e!«. Poroschenk­o bekräftigt­e das Ziel, den Konflikt in der Ostukraine friedlich zu lösen. Eine militärisc­he Lösung der Probleme könne es nicht geben, sagte er. Zugleich kündigte er die Aufrüstung der Armee an. Die Waffenruhe helfe, die Verteidigu­ngskräfte des Landes zu stärken. Alle vier Panzer-Werke würden im Drei-Schicht-System arbeiten, sagte Poroschenk­o.

Große Teile des Gebiets Donezk werden von Aufständis­chen kontrollie­rt und nahmen nicht an der Wahl einer neuen Obersten Rada teil. Auch in Lugansk sowie auf der im März an Russland angegliede­rten Schwarzmee­rhalbinsel Krim wurde nicht abgestimmt. Die Menschen in Donezk und Lugansk hätten am Sonntag zwar in Gebieten unter Kontrolle Kiews reisen und dort abstimmen können, doch nutzte wohl kaum jemand diese theoretisc­he Möglichkei­t.

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