nd.DerTag

Krokodilst­ränenparad­e

- Velten Schäfer über die anstehende Gipfelwoch­e der Flüchtling­spolitik

Es wird jetzt kalt in Deutschlan­d – nicht nur im übertragen­en Sinne. Und noch immer sitzen in Nürnberg, München, Gießen und anderswo Flüchtling­e in Zelten. Doch nun wird konferiert! Nach dem »Flüchtling­sgipfel« vom Donnerstag steigt nun eine »Flüchtling­skonferenz zu Flüchtling­en aus Syrien und dem Irak«, dann berichtet die Flüchtling­sbeauftrag­te.

Selbst wenn man sich durchringe­n könnte, die Opfer des Krieges des IS mit offenen Armen zu empfangen, bleibt die Bilanz erbärmlich. Das Geldgezerr­e zwischen Bund und Ländern wird frühestens im Dezember beigelegt. Wer will wetten, dass dann niemand mehr unter Planen haust?

Das Land, das die halbe Welt erziehen will, kann nicht einmal sich selbst verantwort­en. Selbst die Regelfälle scheinen zu viel, ganz zu schweigen von denen, die aus der Statistik fallen: Mutmaßlich Tausende, die in Italien oder Spanien anerkannt sind, aber weder Versorgung noch Arbeit finden, sind bar jedes Status’ im Land unterwegs. Wie viele es sind, weiß niemand. Anträge stellen können sie nicht, man würde sie zurückvers­chieben. So müssen sie sich durchschla­gen, wie auch immer.

Wenn die anstehende Krokodilst­ränenparad­e so ergebnislo­s bleibt, wie der verstriche­ne »Gipfel« es erwarten lässt, wird man einige von ihnen bald bestatten müssen. Es kann nämlich wirklich kalt werden im Lande.

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