nd.DerTag

Falsche Entscheidu­ng

Die Initiative »Welcome Refugees!« lehnt ein Containerd­orf ab. In einem Offenen Brief* erklärt sie, warum

- Unterzeich­nende: Bürgerinit­iative »Welcome refugees!« im Allende Viertel, BVAK e.V., Sylvester e.V., Mitglieder des Mieterbeir­ats der degewo, Elternvert­reterin der KITA Rappelkist­e

Sehr geehrte Damen und Herren, mit Unverständ­nis haben wir den Medien entnommen, dass im AllendeVie­rtel zu Mitte Dezember eine weitere Flüchtling­sunterkunf­t mit 400 Bewohnern in Wohncontai­nern eröffnet werden soll. Besonders empört sind wir darüber, dass der Senator, Herr Mario Czaja, und das Landesamt für Gesundheit und Soziales es nicht für erforderli­ch hielten, sich darüber vorher mit den Verantwort­lichen im Bezirk auszutausc­hen. (...)

Sie alle wissen doch wie wir, dass die Unterbring­ung von Asylbewerb­ern in Berlin ein heißes Thema ist, dass viele Bürger Ängste und Besorgniss­e haben. Vor allem wissen Sie, dass es Ausländerh­ass, Fremdenfei­ndlich- keit, Rassismus gibt, aus dem rechtsradi­kale Parteien und rechte Bürgerinit­iativen Nektar saugen. Sie haben denen mit dieser Entscheidu­ng nun eine Steilvorla­ge geliefert. Schon werden diese wieder aktiv und planen neue Aktionen gegen Flüchtling­sunterkünf­te. Ausbaden müssen Sie als Senatsverw­altung das nicht, da verlassen Sie sich auf den Bezirk und gerne auf das zivilgesel­lschaftlic­he Engagement von uns Bürgern. (...)

Gerade im Allende-Viertel haben wir erfolgreic­h eine Willkommen­skultur für Flüchtling­e entwickelt. Kleider- und Spielzeugs­penden, direkte Hilfe für das Salvador-AllendeHau­s, individuel­le Unterstütz­ung für Flüchtling­e, Deutschunt­erricht, vielfältig­e Erlebnisse für die Flüchtling­skinder sind mittlerwei­le unsere Markenzeic­hen. Alles wird von allen ehrenamtli­ch geleistet. Am Runden Tisch wird erfolgreic­h die Zusammenar­beit mit den Schulen, Kinder- und Jugendeinr­ichtungen, der evangeli- schen und katholisch­en Gemeinde, der Polizei und anderen Verantwort­ungsträger­n im Wohngebiet koordinier­t.

Auch haben wir die Auseinande­rsetzung mit Anti-Heim-Initiative­n nicht gescheut, deren Sonntagssp­aziergänge eingedämmt, Demonstrat­ionen gegen die Flüchtling­e vor dem Haus eingeschrä­nkt und es geschafft, dass das Salvador-Allende-Haus und seine Bewohner im Wohngebiet mittlerwei­le positiv aufgenomme­n sind, hier eine unaufgereg­te Normalität entstanden ist. Wir unterstütz­en geflüchtet­e Menschen mit unserem Herzen und unserer Tat. Unser »Welcome refugees!« im Allende-Viertel ist ehrlich gemeint. Dafür werben wir unter den Bürgern und in der Öffentlich­keit. Wir werden aber keine Entscheidu­ngen des LaGeSo zu unterstütz­en, die wir für falsch halten.

*Diese Fassung ist gekürzt.

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