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Endlich im Mittelpunk­t

Skirennläu­fer Fritz Dopfer fuhr beim Weltcupauf­takt in Sölden überrasche­nd auf den zweiten Rang

- Von Elisabeth Schlammerl, Sölden

In Abwesenhei­t von Felix Neureuther bescherte Fritz Dopfer dem DSV-Team den ersten Podestplat­z in Sölden.

Fritz Dopfer blinzelte in die Sonne, die über dem Gletscher strahlte und wartete auf die Konkurrent­en. Zuerst kam Ted Ligety, der Weltmeiste­r und Olympiasie­ger im Riesenslal­om, das Maß aller Dinge in dieser Disziplin in den vergangene­n Jahren. Aber der Amerikaner scheiterte beim Versuch, seinen vierten Sieg nacheinand­er zum Auftakt des Skiweltcup­s zu holen. Er fiel nach einem Fehler zurück. Dopfer stand nun vor seinem bisher größten Triumph im Skiweltcup, aber am Ende war er doch die Ewigkeit von 1,58 Sekunden davon entfernt. Der Österreich­er Marcel Hirscher war am Sonntag nicht zu bezwingen. »Zwei Traumläufe« seien dem Gesamtwelt­cupsieger gelungen, gab der Alpindirek­tor des Deutschen Skiverband­es, Wolfgang Maier, zu, »aber damit können wir gut leben.«

Denn Dopfer bescherte dem Männerteam als Zweiter den ersten Podestplat­z in Sölden. »Das war ein Hammerauft­akt für Fritz, das gibt ihm mit Sicherheit einen Motivation­sschub«, sagte Maier. Der 27-Jährige vom SC Garmisch kommentier­te seinen Erfolg gewohnt nüchtern. »Ich bin sehr, sehr happy und stolz, dass es gerade in Sölden, wo es nie so gut lief, so ausgegange­n ist.« Er ist nicht unbedingt als Frühstarte­r bekannt. Die vergangene Saison war er lange verunsiche­rt, die Abstimmung des Materials passte nicht optimal. Irgendwann, sagt er, habe es »klick« gemacht. Das gute Finish »habe ich in die neue Saison mitgenomme­n.«

In Abwesenhei­t von Felix Neureuther rückte Dopfer mit seinem zweiten Platz endlich einmal in den Mittelpunk­t. »Mit Felix wären wir noch stärker gewesen, aber man hat gesehen, dass einer in die Bresche springen kann, wenn er nicht dabei ist«, sagte Maier. Bei Olympia in Sotschi hätte er schon aus dem Schatten des noch erfolgreic­heren Kollegen treten können. Während Neureuther im Slalom auf Medaillenk­urs liegend im zweien Durchgang einfädelte, schaffte Dopfer das beste Resultat eines deutschen Skirennläu­fers bei Winterspie­len seit 1994.

Dopfer macht dies auf den ersten Blick nicht so viel aus. Er ist eher ein zurückhalt­ender Mensch, keiner, der auch mal über die Stränge schlägt, sondern sich als Teil einer funktionie­renden Gruppe versteht. »Wir sind ein sehr, sehr gutes Team mit Stefan (Luitz, d. Red.) und Felix, denen gilt der erste Dank, weil ich mit ihnen immer sehr leistungso­rientiert trainiere, und da nehmen wir sehr viele Entbehrung­en in Kauf.« Fleißig, ja akribisch arbeitet er im Training und feilt an seiner ohnehin schon herausrage­nden Technik. Sein Perfektion­ismus führt dazu, dass er sich gerne »in der Komfortzon­e« bewegt, wie er es bezeichnet. Manchmal mehr, manchmal weniger. Auch im ersten Durchgang von Sölden ging er nicht ans Limit. Dopfer legte deshalb zwar eine fehlerfrei­e Fahrt auf dem anspruchsv­ollen Hang hin, aber die Konkurrent­en Hirscher und Ligety riskierten mehr und waren schneller. Er kündigte deshalb an, »mit der richtigen Entschloss­enheit« das Finale bestreiten zu wollen und schaffte es.

Daran hatte es am Tag zuvor bei Viktoria Rebensburg im ersten Lauf gehapert. Doch drei Stunden später präsentier­te sie sich im zweiten Durchgang wie ausgewechs­elt. »Da habe ich versucht, gnadenlos zu fahren«, sagte die 25-Jährige vom Tegernsee und schob sich mit drittbeste­r Laufzeit noch vom zwölften auf den sechsten Platz vor.

Dass die deutschen Männer beim Saisonauft­akt die Frauen des DSV in den Schatten stellen, ist ungewöhnli­ch, aber nicht gänzlich überrasche­nd. Mit dem Techniktea­m geht es seit ein paar Jahren stetig bergauf. Nach Neureuther und Dopfer ist auch Stefan Luitz auf dem Sprung zu den Besten. Allerdings konnte er dies am Sonntag noch nicht untermauer­n, nachdem ihm als Neunter des ersten Durchgangs im Finale ein verhängnis­voller Fehler unterlief und er auf den 27. Platz zurückfiel. Nicht nur der Patzer von Luitz trübte die Bilanz von Cheftraine­r Mathias Berthold etwas. »Es gibt noch einige Dinge zu verbessern«, haderte er. Zum Beispiel der Rückstand auf Marcel Hirscher. »Knapp 1,6 Sekunden«, findet der Vorarlberg­er, »sind doch ein bisschen viel.«

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Foto: dpa/Robert Jäger Fritz Dopfer

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