Endlich im Mittelpunkt
Skirennläufer Fritz Dopfer fuhr beim Weltcupauftakt in Sölden überraschend auf den zweiten Rang
In Abwesenheit von Felix Neureuther bescherte Fritz Dopfer dem DSV-Team den ersten Podestplatz in Sölden.
Fritz Dopfer blinzelte in die Sonne, die über dem Gletscher strahlte und wartete auf die Konkurrenten. Zuerst kam Ted Ligety, der Weltmeister und Olympiasieger im Riesenslalom, das Maß aller Dinge in dieser Disziplin in den vergangenen Jahren. Aber der Amerikaner scheiterte beim Versuch, seinen vierten Sieg nacheinander zum Auftakt des Skiweltcups zu holen. Er fiel nach einem Fehler zurück. Dopfer stand nun vor seinem bisher größten Triumph im Skiweltcup, aber am Ende war er doch die Ewigkeit von 1,58 Sekunden davon entfernt. Der Österreicher Marcel Hirscher war am Sonntag nicht zu bezwingen. »Zwei Traumläufe« seien dem Gesamtweltcupsieger gelungen, gab der Alpindirektor des Deutschen Skiverbandes, Wolfgang Maier, zu, »aber damit können wir gut leben.«
Denn Dopfer bescherte dem Männerteam als Zweiter den ersten Podestplatz in Sölden. »Das war ein Hammerauftakt für Fritz, das gibt ihm mit Sicherheit einen Motivationsschub«, sagte Maier. Der 27-Jährige vom SC Garmisch kommentierte seinen Erfolg gewohnt nüchtern. »Ich bin sehr, sehr happy und stolz, dass es gerade in Sölden, wo es nie so gut lief, so ausgegangen ist.« Er ist nicht unbedingt als Frühstarter bekannt. Die vergangene Saison war er lange verunsichert, die Abstimmung des Materials passte nicht optimal. Irgendwann, sagt er, habe es »klick« gemacht. Das gute Finish »habe ich in die neue Saison mitgenommen.«
In Abwesenheit von Felix Neureuther rückte Dopfer mit seinem zweiten Platz endlich einmal in den Mittelpunkt. »Mit Felix wären wir noch stärker gewesen, aber man hat gesehen, dass einer in die Bresche springen kann, wenn er nicht dabei ist«, sagte Maier. Bei Olympia in Sotschi hätte er schon aus dem Schatten des noch erfolgreicheren Kollegen treten können. Während Neureuther im Slalom auf Medaillenkurs liegend im zweien Durchgang einfädelte, schaffte Dopfer das beste Resultat eines deutschen Skirennläufers bei Winterspielen seit 1994.
Dopfer macht dies auf den ersten Blick nicht so viel aus. Er ist eher ein zurückhaltender Mensch, keiner, der auch mal über die Stränge schlägt, sondern sich als Teil einer funktionierenden Gruppe versteht. »Wir sind ein sehr, sehr gutes Team mit Stefan (Luitz, d. Red.) und Felix, denen gilt der erste Dank, weil ich mit ihnen immer sehr leistungsorientiert trainiere, und da nehmen wir sehr viele Entbehrungen in Kauf.« Fleißig, ja akribisch arbeitet er im Training und feilt an seiner ohnehin schon herausragenden Technik. Sein Perfektionismus führt dazu, dass er sich gerne »in der Komfortzone« bewegt, wie er es bezeichnet. Manchmal mehr, manchmal weniger. Auch im ersten Durchgang von Sölden ging er nicht ans Limit. Dopfer legte deshalb zwar eine fehlerfreie Fahrt auf dem anspruchsvollen Hang hin, aber die Konkurrenten Hirscher und Ligety riskierten mehr und waren schneller. Er kündigte deshalb an, »mit der richtigen Entschlossenheit« das Finale bestreiten zu wollen und schaffte es.
Daran hatte es am Tag zuvor bei Viktoria Rebensburg im ersten Lauf gehapert. Doch drei Stunden später präsentierte sie sich im zweiten Durchgang wie ausgewechselt. »Da habe ich versucht, gnadenlos zu fahren«, sagte die 25-Jährige vom Tegernsee und schob sich mit drittbester Laufzeit noch vom zwölften auf den sechsten Platz vor.
Dass die deutschen Männer beim Saisonauftakt die Frauen des DSV in den Schatten stellen, ist ungewöhnlich, aber nicht gänzlich überraschend. Mit dem Technikteam geht es seit ein paar Jahren stetig bergauf. Nach Neureuther und Dopfer ist auch Stefan Luitz auf dem Sprung zu den Besten. Allerdings konnte er dies am Sonntag noch nicht untermauern, nachdem ihm als Neunter des ersten Durchgangs im Finale ein verhängnisvoller Fehler unterlief und er auf den 27. Platz zurückfiel. Nicht nur der Patzer von Luitz trübte die Bilanz von Cheftrainer Mathias Berthold etwas. »Es gibt noch einige Dinge zu verbessern«, haderte er. Zum Beispiel der Rückstand auf Marcel Hirscher. »Knapp 1,6 Sekunden«, findet der Vorarlberger, »sind doch ein bisschen viel.«