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Putin dreht die Uhr zurück

In Russland gilt jetzt ganzjährig die Normalzeit

- Dpa/nd

Moskau. Als Russland vor drei Jahren die Zeitumstel­lung abschaffte und sich ewige Sommerzeit verordnete, fragten sich viele, ob das Land nicht andere Probleme habe. Experten hielten die Initiative des damaligen Kremlchefs Dmitri Medwedjew, der etwa Kühen ein Trauma ersparen wollte durch das ständige Umgewöhnen an Melkzeiten, für überstürzt. Erstmals seit dem Frühjahr 2011 erlebt das größte Land der Erde also wieder eine Zeitumstel­lung – und es soll, wie der Kreml versichert, das letzte Drehen am Uhrzeiger sein.

Wie in Mitteleuro­pa wurden die Uhren in Russland in der Nacht zum Sonntag um eine Stunde zurück auf Normalzeit gestellt. Die Sommerzeit stellte sich aus Sicht von Experten rasch als Murks heraus. Damit hinkte das Land etwa zwei Stunden seiner natürliche­n astronomis­chen Zeit hinterher, wie Forscher anmerkten. Mit der Zeitumstel­lung erhielt Russland auch wieder seine elf Zeitzonen zurück.

Für die von Medwedew beschworen­en »Vorteile für Mensch und Tier« durch eine dauerhafte Sommerzeit fehlten die Beweise. Der Politiker sah sich Vorwürfen ausgesetzt, ein ganzes Land zum Experiment­ierfeld gemacht zu haben. Die liberale Opposition­spartei Jabloko warf dem Juristen öffentlich »Dummheit« vor.

Viele Russen beklagen, dass sie nun die Rechnungen für die Launen ihrer Politiker bezahlen müssen. So werden allein die Kosten für die neue Eichung von Strommessg­eräten pro Haushalt mit 700 Rubel (13 Euro) angegeben. Experten bezifferte­n die Gesamtkost­en für das Land auf eine Milliarde Rubel (19 Millionen Euro).

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