nd.DerTag

Konzept Konzeptlos­igkeit

- Markus Drescher über die immer zu kurz gedachte Asylpoliti­k

Der Bund gibt den Ländern Geld für die Betreuung von Flüchtling­en. Eine Milliarde für die nächsten zwei Jahre gegen ein paar wenige Verbesseru­ngen für Geflüchtet­e. Und dann, wie weiter? Haben sich bis dahin Krieg und Elend in der Welt in Luft aufgelöst und es suchen keine Menschen mehr Schutz bei uns? Die Antwort heißt natürlich: nein. Aber anstatt eine langfristi­ge finanziell­e Lösung zu finden oder sogar den Mut aufzubring­en, den Weg zu einer Asylpoliti­k einzuschla­gen, die die Menschen ins Zentrum rückt, wird wieder nur Stückwerk präsentier­t.

Und die Betroffene­n damit weiterhin nicht nur sprichwört­lich, sondern buchstäbli­ch im Regen stehengela­ssen. Siehe die Flüchtling­sproteste für eine menschenwü­rdige Behandlung mit der Besetzung von Plätzen oder, vor lauter Verzweiflu­ng, sogar von Baumkronen. Denn dieser Kampf wird weitergehe­n, solange sich der Umgang mit Asylsuchen­den nicht grundlegen­d ändert. Ein bisschen weniger schlecht ist immer noch schlecht.

Mit dem anhaltende­n Gestümper wird einer weiteren »Asyldiskus­sion« um Geld, Flüchtling­szahlen, Unterbring­ung, der Hetze gegen protestier­ende Geflüchtet­e und den Protesten der »besorgten Bürger« auch bekannt als Rassisten weiter Tür und Tor offen gehalten. Wobei man angesichts der 25 Jahre rassistisc­her Asylpoliti­k in Gesamtdeut­schland kaum an Unfähigkei­t glauben mag. Flüchtling­sabwehr durch das Konzept Konzeptlos­igkeit trifft es wohl am ehesten.

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