nd.DerTag

Bittere Weihnachte­n in Sicht

- Martin Ling über die Krise in der Kakaoprodu­ktion

Noch ist es undenkbar: Weihnachte­n ohne schokoladi­ge Weihnachts­männer zu Discountpr­eisen. Die Entwicklun­g zeigt derweil in diese Richtung: sinkende Kakaoprodu­ktion, weil die niedrigen Preise den Kakaobauer­n keine Investitio­nen erlauben. Diese sind aber dringend notwendig: Ein großer Teil der Bäume ist älter als 20 Jahre, es fehlt vielerorts an Mitteln für Dünger und Pflanzensc­hutz. Summa summarum: Auf Sicht wird der Grundstoff für die allseits beliebte Schokolade knapp. Darauf macht die Kampagne Make Chocolate Fair! der Organisati­on INKOTA aufmerksam.

Der Weltmarkt für Kakao funktionie­rt genau so wie für andere Rohstoffe auch: Im Prinzip regeln Angebot und Nachfrage den Preis und im Prinzip müsste der Preis für Kakao in einer solchen Situation steigen, denn an Schokolade­nmangel haben weder die Produzente­n noch die Konsumente­n Interesse. Beide sitzen allermeist im Norden, nur der Rohstoff kommt aus dem Globalen Süden. Dass das Prinzip beim Kakao nicht im notwendige­n Umfang zur Geltung kommt, liegt an der Konstellat­ion: Die Marktmacht weniger Konzerne ist so groß, dass sie die Preise diktieren können. Und sie diktieren ihn zu Lasten der Bauern in Afrika. Werden jenen nicht bald durch gesetzlich­e Regelungen überlebens­fähige Mindestpre­ise gewährt, wird es bitter – Existenzve­rnichtung dort, schokolose Weihnachte­n hier.

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