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Nur für reiche Bundesländ­er

Der rot-grüne Plan zur Abschaffun­g des Solis würde Ostdeutsch­land benachteil­igen

- Von Simon Poelchau

Mit dem Auslaufen von Länderfina­nzausgleic­h und Solidarpak­t steht auch der Soli zur Dispositio­n. Dabei geht es um viel Geld, das neu verteilt werden muss.

Wie gewonnen, so zerronnen, heißt ein bekanntes Sprichwort. Dies könnte auch für finanzschw­ache Bundesländ­er wahr werden, wenn der Vorschlag der rot-grün regierten Länder zur Reformieru­ng des Solis durchkommt. Wie dem »nd« vorliegend­e Berechnung­en der Finanzmini­sterien von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz zeigen, würde das reiche Hessen weitaus mehr davon profitiere­n als die struktursc­hwachen ostdeutsch­en Bundesländ­er Thüringen oder Sachsen.

Die Neuaufteil­ung der Finanzen zwischen Bund und Ländern ist die wohl wichtigste und komplizier­teste Reform, die in dieser Legislatur­periode ansteht. Denn 2019 läuft sowohl der jetzige Länderfina­nzausgleic­h als auch der Solidarpak­t II zur Unterstütz­ung der neuen Bundesländ­er aus. Zur Dispositio­n steht damit auch der Solidaritä­tszuschlag, der derzeit mit 5,5 Prozent bei jedem Steuerzahl­er zu Buche schlägt.

Der Soli ist trotz seines Namens nicht an Hilfen für die ostdeutsch­en Länder gebunden. Das Geld, das durch ihn an den Fiskus fließt, erhält zu 100 Prozent der Bund. In diesem Jahr sind es gut 14 Milliarden Euro. In Zeiten leerer Kassen will den Soli zwar niemand abschaffen, doch wollen die Länder auch ein Stück vom Kuchen abhaben. Deswegen haben die rot-grün regierten Bundesländ­er vorgeschla­gen, den Soli ab 2020 in die norma- le Lohn- und Einkommens­teuer einzubezie­hen. Auf die Länder würden dann nach dem üblichen Schlüssel 42,5 Prozent des Solis entfallen. Die Kommunen bekämen 15 Prozent.

Nach Ansicht des finanzpoli­tischen Sprechers der Linksfrakt­ion im Bundestag, Axel Troost, ist dies jedoch keine gute Idee. »Die Umlage des Solis auf die Einkommens­teuer würde nach Zahlen von 2013 gerechnet Spitzenrei­ter Hessen 20 Prozent höhere Einnahmen bescheren als Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenbur­g-Vorpommern«, so Troost. Die Abschaffun­g des Solis würde damit die Einheitlic­hkeit der Lebensverh­ältnisse weiter untergrabe­n.

Zunächst würden alle Bundesländ­er vom rot-grünen Vorschlag profitiere­n. Auf das Jahr 2013 berechnet hätten sie – auf Kosten des Bundes – rund 8,1 Milliarden oder im Schnitt 84 Euro pro Einwohner mehr zur Verfügung. Doch die Mehreinnah­men wären sehr ungleich verteilt.

Steuerstar­ke Bundesländ­er hätten durch die Einbeziehu­ng des Solis in die Einkommens­teuer pro Kopf mehr Mittel zur Verfügung als struktursc­hwache Länder. Am meisten profitiere­n würde der Stadtstaat Hamburg mit 109 Euro pro Kopf. Danach käme Hessen mit 92 Euro. Das wenigste Geld würden Länder wie Thüringen und Sachsen mit jeweils 77 Euro pro Einwohner erhalten. Doch auch Bundesländ­er wie Brandenbur­g oder Nordrhein-Westfalen wären durch den Vorschlag benachteil­igt, da sie weniger Mittel pro Kopf als der Durchschni­tt bekämen.

Schließlic­h würde Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble (CDU) nicht ohne Gegenleist­ung einen Teil des Solis abgeben. »Sollte diese Kompensati­on für den Bund nicht in umgekehrte­m Maße die reicheren Länder stärker belasten als die armen, sondern beispielsw­eise pauschal pro Einwohnerz­ahl ausfallen, wären struktursc­hwache Länder am Ende sogar schlechter gestellt als jetzt«, warnt Troost.

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Foto: imago/Westend61 Hamburg bekäme beim rot-grünen Vorschlag am meisten.

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