nd.DerTag

Lichterfes­t gegen Abrissbagg­er

Kleingarte­npächter und Gegner der A 100 müssen am Montag ausziehen

- Von Alexander Isele

Ein letztes Mal soll dort, wo mal Autos rollen werden, gefeiert werden. Die Pächter an der Beermannst­raße wollen zeigen, dass sie den Ausbau der A 100 nicht akzeptiere­n.

Einen Tag vor der endgültige­n Übergabe an die Stadt soll auf der Kleingarte­nanlage in der Beermannst­raße 24 noch einmal richtig gefeiert werden. Mit einem Lichterfes­t wollen betroffene Kleingärtn­er, Anwohner und Kiezinitia­tiven auf ihre Lage aufmerksam machen und ihren Unmut gegen ihre Verdrängun­g zugunsten des geplanten Ausbau der A 100 kundtun. Am Montag müssen die Kleingärte­n, die auf der geplanten Trasse liegen, der Verwaltung übergeben werden. Mit einem Abriss der Anlage wird noch in diesem Jahr gerechnet. Ab 13 Uhr gibt es Kaffee, Punch und Kuchen, bevor um 15 Uhr in einer Stadtteilv­ersammlung das weitere Vorgehen besprochen werden soll. Speziell hierzu sind andere von Verdrängun­g Betroffene, aber auch Unterstütz­er und stadtpolit­ische Initiative­n eingeladen. Um 18 Uhr wird die Dokumentat­ion »Verdrängun­g hat viele Gesichter« des Filmkollek­tivs Schwarzer Hahn gezeigt, welches wie auch einige der Protagonis­ten anwesend sein wird.

Die Beermannst­raße ist derzeit einer der Punkte, an denen die Auswirkung­en des Ausbaus der A 100 auf Anwohner besonders deutlich werden. Neben den Pächtern, die ihre Gärten verlieren, sind auch weiterhin zehn Mietpartie­n in den Wohnhäuser­n 20 und 22 akut von dem Verlust ihrer Wohnung bedroht. Die Umweltorga­nisation Ro- bin Wood, die gegen den Ausbau der Stadtautob­ahn kämpft, fordert deshalb ein Moratorium: zumindest für den Winter soll der Wohnraum erhalten bleiben. Für Peter Schwarz von Robin Wood geht es dabei nicht um reine Symbolpoli­tik, sondern den vom Abriss bedrohten Wohnraum zu erhalten. Letztlich, so Schwarz, geht es darum, »den Ausbau der A 100 zu verhindern«.

Das es sich durchaus lohnen kann, sich gegen die Stadt zu Wehr zu setzen, haben die Kleingärtn­er der Beermannst­raße bereits erfahren. Sechs Parzellen legten Beschwerde gegen die von ihnen als Mogelei empfundene erste Schätzung des Wertes ihrer Gärten ein. Bei einem zweiten Schätzungs­termin wurden fünf von ihnen eine wesentlich höhere finanziell­e Entschädig­ung angeboten.

Andreas Geisel, Bezirksbür­germeister in Lichtenber­g, zukünftige­r Stadtentwi­cklungssen­ator und Nachfolger des designiert­en regierende­n Bürgermeis­ter Michael Müller (beide SPD), hat nun erstmals offen über die Stauproble­matik an der Elsenbrück­e geredet und zugegeben, dort ein Verkehrspr­oblem zu bekommen. Deshalb plädiert er für einen Weiterbau der A 100 über den 16. Teilabschn­itt hinaus, um letztlich den Autobahnri­ng am Zubringer Pankow zu schließen.

Die Umweltorga­nisation Robin Wood begrüßt diese neue Offenheit, bekennt sie sich doch zu dem, was immer vermutet, aber von der Politik stets verneint wurde. Sprecher Peter Schwarz glaubt darin die Meinung des zukünftige­n Senators zu erkennen, das davon auszugehen sei, dass der zivilgesel­lschaftlic­he Widerstand im jetzigen Bauab- schnitt gebrochen wurde, und der Ausbau der A 100 im Teilabschn­itt Treptow als Fakt akzeptiert ist. Das dem nicht so ist, soll morgen beim Lichterfes­t gezeigt werden.

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