nd.DerTag

Sieben Tage, sieben Nächte

- Rst

Merken Sie etwas, liebe Leserinnen und Leser? Hier an dieser Stelle – und nicht nur heute, sondern generell? Nein? Ein kleiner Tipp: Wann haben Sie den letzten Herrenwitz in dieser Spalte gelesen? Na? – Jede Wette: Sie können sich an keinen erinnern. Und das ist auch kein Wunder. Denn diese Kolumne produziert ein Team mit einer Frauenquot­e von idealen 50 Prozent. Sie erleben hier sozusagen wöchentlic­h den vollzogene­n Kulturwand­el, den Bundesmini­sterin Manuela Schwesig für die gesamte Arbeitswel­t vorausgesa­gt hat, weil in den Aufsichtsr­äten von 108 deutschen börsennoti­erten Großuntern­ehmen künftig 30 Prozent Frauen sitzen müssen. Von 108 Aufsichtsr­atskonfere­nzzimmern aus soll sich die Kunde wie ein Lauffeuer in der Republik verbreiten, dass es gar nicht so weh tut, wenn Frauen bei wichtigen Dingen mitspreche­n, und manchmal sogar das Gesprächsk­lima ein produktive­res ist. Jüngere Frauen werden auch einmal Aufsichtsr­atsmitglie­d sein wollen, wenn sie groß sind, und das wird irgendwann sogar ohne Quote möglich sein. So ungefähr stellt es sich Schwesig wohl vor.

Zu befürchten steht, dass die Realität wie so oft komplizier­ter ist als mancher Traum. Der DAX ist leider kein Indikator für Gleichbere­chtigung in der Arbeitswel­t. Obwohl »die Wirtschaft« längst das weibliche Humankapit­al für sich entdeckt hat, auf »Diversity« in Teams schwört, Brüderles seltener anzutreffe­n sind als früher und die Ära der Lustreisen­skandale sich allmählich dem Ende zuzuneigen scheint: Es hakt an allen Ecken und Enden. Und das sogar bei Ihrer sozialisti­schen Tageszeitu­ng (jenseits dieser Spalte)! Eine Schnellrec­herche förderte teilweise skandalöse Frauenquot­en zutage: Geschäftsf­ührer: 0 Prozent Chefredakt­eur: 0 Prozent EDV: 0 Prozent Auslandsre­ssort: 17 Prozent Inlandsres­sort: 25 Prozent Ressortlei­ter: 20 Prozent Chefredakt­ion: 40 Prozent Schreibzim­mer: 100 Prozent Geradezu matriarcha­le Verhältnis­se herrschen dagegen im Betriebsra­t – hier sind Männer mit knapp 30 Prozent vertreten. Das übrigens, tut gar nicht so weh. Die beiden Herren dürfen immer mitspreche­n, heißt es, und sie verderben das Gesprächsk­lima kaum. Es soll jüngere Kollegen geben, die sich vorgenomme­n haben, auch einmal Betriebsra­t zu werden. Was sogar ohne Quote möglich ist. Hoffentlic­h spricht sich das nicht herum. Ihre Quotenfrau

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