nd.DerTag

Ecuadors Präsident Correa überzieht

- Martin Ling über den Kolonialis­mus-Vorwurf gegen Deutschlan­d

Wer zahlt, schafft an. Deutschlan­d ist nach Angaben des Ministeriu­ms für Wirtschaft­liche Zusammenar­beit (BMZ) hinter Spanien und den USA der drittwicht­igste bilaterale Geldgeber Ecuadors. Dementspre­chend selbstbewu­sst meldete eine Bundestags­delegation des Umweltauss­chusses ihre Stippvisit­e in Ecuador rund um den Klimagipfe­l in Lima an. Sie wollte fachgerech­t in den Naturschut­zpark Yasuní reisen und sich die Gesprächsp­artner nach eigenem Gusto auswählen. Das ist ihr gutes Recht wie die Abstimmung mit dem Gastgeber übliche Gepflogenh­eit. Die lief nicht nach Ecuadors Wünschen und das Einreiseve­rbot folgte auf dem Fuß.

Bei Yasuní kennt Quito kein Pardon. Rafael Correa machte dies erneut klar: »Sie verstehen nicht, dass es den Imperialis­mus und den Kolonialis­mus nicht mehr gibt«, sagte der Staatschef in Richtung der deutschen Abgeordnet­en. Diese Formulieru­ng ist überzogen, aus Sicht des Südens aber nachvollzi­ehbar. Unvorstell­bar, dass Deutschlan­d sich von einer ecuadorian­ischen Parlamenta­rierdelega­tion Ratschläge über die Braunkohle­förderung in der Lausitz erteilen lassen würde. Das Problem Correas sind aber nicht die deutschen Parlamenta­rier: Die lokale Initiative Yasunidos lässt nicht nach in ihrem Beharren, dass nur eine Volksabsti­mmung über die Erdölförde­rung befinden könne. Und diese Forderung hat mit Kolonialis­mus nichts zu tun. Sie ist legitim.

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