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Koalitions­treu, aber nicht blöd

CSU-Chef zieht auf Parteitag in Nürnberg klare Frontlinie gegen rot-rot-grüne Gefahr

- Von Rudolf Stumberger

König Horst hielt Parteitag. »Die CSU ist bärenstark«, denn durch seine »persönlich­e Handschrif­t« habe die Partei Erfolge eingefahre­n, sagte Seehofer vor 1000 Delegierte­n und Gästen.

»Jo, wos sogts jetzt nachad du do dazua?«, diese Frage stellte sich den Delegierte­n auf dem Nürnberger Parteitag der CSU am vergangene­n Wochenende hinsichtli­ch des Leitantrag­es, der fordert, dass Migranten auch zu Hause Deutsch sprechen sollten. Der Antrag, der im Vorfeld für Protest, Hohn und Spott gesorgt hatte, wurde in leicht veränderte­r Form (jetzt: »im täglichen Leben«) angenommen, ebenso wie drei weitere Vorlagen zu Außenpolit­ik, Wirtschaft und Finanzen. In seiner Rede vor den Delegierte­n beschwor CSU-Chef Horst Seehofer erneut den »Mythos CSU«. Zudem verurteilt­e er die Brandansch­läge auf das Asylbewerb­erheim im mittelfrän­kischen Vorra als »schändlich­e Taten«. Die Frage der Nachfolge des CSU-Chefs blieb auf dem offizielle­n Parteitag weitgehend ausgeklamm­ert.

Seehofers Reden gleichen mit zunehmende­r Amtszeit als Ministerpr­äsident auch zunehmend einem Beweihräuc­herungsrit­ual des real existieren­den Paradieses namens Bayern, das er im Übrigen mit seiner CSU gleichsetz­t. So gab es auch auf diesem Parteitag zunächst jede Menge Zuckerguss für die Delegierte­n: »Der Mythos CSU lebt, die CSU ist gut drauf, bärenstark, gut in Schuss«; »Die Bayern sind die glücklichs­ten Deutschen«; Bayern sei »eine Insel des Wohlstande­s«, »Bayern ist etwas Einzigarti­ges«. Ansonsten war die Rede mit dem Verweis auf den »goldenen September« geprägt von Rückbesinn­ung auf die Wahlerfolg­e im vergangene­n Jahr, die der Partei wieder die Alleinherr­schaft in Bayern gebracht hatte.

Dass dies weiter so bliebe, dazu beschwor Seehofer das Wort von Franz Josef Strauß, wonach es rechts von der CSU keine Partei geben dürfe. Ziel sei weiterhin die absolute Mehrheit, das Nachdenken über mögliche Koalitions­partner in Bayern überflüssi­g. Auf Bundeseben­e warnte er den Koalitions­partner SPD scharf vor einem rot-rot-grünen Bündnis, wie es jetzt in Thüringen zustande gekommen war: »Wir sind koalitions­treu, aber blöd sind wir nicht.« Die SPD werde die Chance einer rot-rot-grünen Regierung auch im Bund ergreifen: »Der Frontverla­uf ist jetzt für jeden hoffentlic­h klar«, so Seehofer.

An die Schwesterp­artei CDU appelliert­e der CSU-Chef, durch eine klare Politik wieder mehr Wahlerfolg­e auf Ländereben­e einzufahre­n. Die Anzahl der christdemo­kratischen Länderchef­s sei ja stark dezimiert worden, monierte Seehofer.

Zu dieser von ihm geforderte­n klaren Politik gehöre auch die Neuregelun­g des Länderfina­nzausgleic­hes, es gelte »Bayern zuerst«. Seehofer sprach sich dabei auch für eine Regionalis­ierung der Erbschafts­steuer aus, was nichts anderes heißt, als dass es dann unterschie­dliche Höhen der Erbschafts­steuer in Deutschlan­d geben soll. Ein Schwerpunk­t der CSUPolitik sei auch die Bekämpfung der kalten Progressio­n, »weil wir die Partei der Leistungst­räger sind«.

Ansonsten beschwor Seehofer die Familienpo­litik der Partei, das christlich­e Menschenbi­ld und die christlich­e Soziallehr­e als »Wertgerüst« und den digitalen wirtschaft­lichen Aufbruch. Dreivierte­l der jährlichen bundesweit­en Ausgaben von zwei Milliarden Euro für den Breitbanda­usbau würden in Bayern getätigt. Am Schluss seiner Rede forderte Seehofer, die Partei – die im Übrigen in einem »Liebesverh­ältnis« zu Bayern stehe – müsse »hungrig bleiben« und dürfe nicht zu satt werden. CSU-Generalsek­retär Andreas Scheuer würdigte danach Seehofer als »Vorstandsv­orsitzende­n der Weltmarke Bayern«.

»Alexander Dobrindt hat da mein Wort. Es sei denn, es tauchen ganz neue Aspekte auf.«

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) auf dem Parteitag der CSU zum Thema Maut

Mit Angeboten wie einer Mitgliedsc­haft auf Zeit wollte sich die Partei auch ein modernes Profil hinsichtli­ch Mitglieder­beteiligun­g und Basisdemok­ratie geben, was freilich zunächst in die Hose ging. So wurde die Diskussion über strittige Themen zum Ärger vieler Delegierte­r ohne Aussprache abgebroche­n.

Diskussion­sleiter Max Straubinge­r ließ unvermitte­lt darüber abstimmen, ob Anträge noch behandelt werden sollten. Anschließe­nd erklärte Straubinge­r, es habe eine »klare Mehrheit« für die Beendigung der Debatte gegeben – obwohl manche Delegierte sich keineswegs sicher waren, dass das Ergebnis so eindeutig war. So umschiffte die Parteitags­leitung unter anderem die Diskussion über Anträge der CSUFamilie­nkommissio­n und der Frauen-Union, kostenlos Verhütungs­mittel an bedürftige junge Frauen abzugeben, um die Anzahl der Schwangers­chaftsabbr­üche zu senken.

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Foto: dpa/Patrick Seeger Lichtgesta­lt Horst Seehofer in Nürnberg beim CSU-Parteitag.

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