Kleine Flächen und weniger Tiere
Landwirte im Südwesten ackern für wenig Einkommen
Nur selten liegt Baden-Württemberg in einem bundesweiten Ranking auf dem letzten Platz: Doch die Bauern im Südwesten schneiden in puncto Einkommen am schlechtesten in ganz Deutschland ab. Je Arbeitskraft erwirtschafteten sie im abgelaufenen Wirtschaftsjahr rund 32 300 Euro. Das sind zwar 8,1 Prozent mehr als im Vorjahr, aber mehr als ein Viertel weniger als im Bundesschnitt, teilte Bauernpräsident Joachim Rukwied mit.
Die kurzfristigen Aussichten seien wegen schwächelnder Weltkonjunktur, Marktdruck aufgrund guter Ernten und der Folgen des Russlandembargos auch nicht rosig. Die Ergebnisse könnten in zweistelliger Größenordnung absinken, prognostizierte der Bauer aus dem Kreis Heilbronn. »Unsere Betriebe brauchen günstige Zukunftsperspektiven.« Dafür sollten Auflagen und Verbote reduziert werden. Die Agrarförderung müsse hingegen erhöht werden. Landwirtschaftsminister Alexander Bonde (Grüne) betonte, Grün-Rot habe sich in Brüssel und Berlin erfolgreich für die Förderung bäuerlicher Familienbetriebe eingesetzt.
Die Situation der Bauern gestaltet sich je nach Betriebsform sehr unterschiedlich.
Gründe für die Einkommensschwäche der baden-württembergischen Bauern liegen nach Worten von Rukwied an deren kleineren Flächen und geringerer Tierzahl. 63 Prozent der 42 300 Betriebe werden im Nebenerwerb bewirtschaftet. Damit entfielen Synergieeffekte, von denen größere Höfe profitierten. »In Baden-Württemberg stehen im Schnitt 43 Kühe im Stall, deutschlandweit sind es 54 und in Brandenburg sogar 224«, erläuterte Rukwied.
Dennoch sieht der Verbandschef keinen rasanten Schwund bei den Höfen. Mit 1,6 (Bund: 2,0) Prozent Verlust an Höfen im Jahr 2013 werde der niedrigste Wert seit rund zehn Jahren erreicht. Bis vor zwei Jahren lag der Schwund noch bei 3,0 Prozent jährlich. »Der Strukturwandel hat sich verlangsamt, die flächendeckende Landwirtschaft ist nicht gefährdet«, so Rukwied.
Die Situation der Bauern gestaltet sich je nach Betriebsform sehr unterschiedlich. Am besten ging es im Wirtschaftsjahr 2013/14, das im Juni dieses Jahres endete, den Haltern von Milchkühen. Sie steigerten ihr Unternehmensergebnis um 34,1 Prozent auf 39 000 Euro je Arbeitskraft. Am schlechtesten standen die Weinbauern da: Je Arbeitskraft lag das Ergebnis bei 20 883 Euro oder 22,5 Prozent unter dem Vorjahr. Im Schnitt werden in baden-württembergischen Agrarunternehmen 1,9 Arbeitskräfte eingesetzt.
Nach Angaben des Verbandes mit rund 40 000 Mitgliedern sind den Landwirten in diesem Jahr zwölf Millionen Euro Förderung für Land- und Forstwirtschaft verloren gegangen. Das Ministerium verweist hingegen darauf, dass seit 2014 für den ländlichen Raum 6,7 Millionen Euro pro Jahr mehr bereitstehen. Der Unterschied ist nach Lesart des Verbandes darin begründet, dass in den Werten des Ministeriums auch Zuwendungen für Verbände, Vereine und Initiativen vor Ort eingerechnet sind, die sich um den Erhalt der Landschaft verdient machen.