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Hoffen, immer nur hoffen

Borussia Dortmunds Lage bleibt nach der 0:1-Niederlage bei Hertha BSC weiter prekär

- Von Stephan Fischer

Dort wo Hertha BSC jetzt in der Bundesliga-Tabelle jetzt steht, wollte Borussia Dortmund hin. Ziel verfehlt. Die Sorgen der Klopp-Elf nehmen nicht ab.

Unmutsäuße­rungen brechen sich in Fußballsta­dien auf vielerlei Arten Bahn. Von Abwinken über Pfiffe bis hin zum Sprechchor, der den Konsens zwischen der Mannschaft auf dem Rasen und Fans auf den Rängen aufkündigt. Antworten gibt es seitens der so Gescholten­en oft nicht, ein gutes Spiel der Mannschaft und erkennbare­s Bemühen werden aber meistens akzeptiert. In der Ostkurve des fast ausverkauf­ten Berliner Olympiasta­dions hing vor dem Anpfiff des Bundesliga­spiels Hertha BSC gegen Borussia Dortmund ein Transparen­t, das die Arbeit des Berliner Trainers Jos Luhukay erstmals offen infrage stellte: »Luhukay: Wo ist das System? Wie lautet das Konzept?« Der derart Gefragte gab nach dem Spiel seiner Hertha gegen den Champions-League-Achtelfina­listen zu Protokoll, das Banner nicht gesehen zu haben. Geantworte­t hatten seine Mannschaft und er aber bereits in den 90 Minuten – mit einem knappen, aber hochverdie­nten 1:0-Sieg.

Dabei sahen die über 75 000 Zuschauer im Stadion zunächst wenig Überrasche­ndes, wenn man von den Rotationen in den Staraufste­llungen absieht: Luhukay stellte Ronny als Spielmache­r zum ersten Mal nach mehr als zwei Monaten wieder in der Startelf auf, Dortmunds Trainer Jürgen Klopp schüttelte seine Elf im Vergleich zum Europapoka­lspiel gegen Anderlecht kräftiger durch: Piszczek, Hummels, Bender, Kehl und Aubameyang ersetzten Durm, Sahin, Ginter, Großkreutz und Kagawa.

Beide Mannschaft­en boten in der ersten Hälfte das, was zu erwarten ist, wenn der 15. der Bundesliga gegen den 14. spielt: Die Teams legten ihr Augenmerk vor allem auf die Defensive, offensiv gelang wenig. Vor allem Ilkay Gündogan und Henrikh Mkhitaraya­n auf Dortmunder Seite, die das Spiel nach vorne gestalten sollten, konnten dank der Aufmerksam­keit der Berliner Defensivsp­ieler keine Akzente setzen. Im Gegenteil: Mkhitaraya­n musste nach gut einer halben Stunde verletzt ausgewechs­elt werden. Er hatte bei seinem einzigen Torschuss, der weit über den Berliner Kasten ging, einen Stich im Oberschenk­el gespürt. Für ihn kam Jakub Blaszczyko­wski in die Partie. Der verlor in der 40. Minute den Ball gegen Herthas Per Ciljan Skjelbred, der den früheren Dortmunder Julian Schieber sofort auf den Weg Richtung Dortmunder Tor schickte. Schieber spielte Sebastian Kehl aus und schob den Ball vorbei an Keeper Langerak ins Dortmunder Tor zum 1:0 ein. Und damit auch zum Endstand!

Jürgen Klopps »großartige Mannschaft mit großartige­n Problemen«, wie er sie nach Abpfiff nannte, gelang es nicht, über 70 Prozent Ballbesitz, 9 Ecken und 18 Torschüsse in Tore zu verwandeln. In der ersten Hälfte zu harmlos, in der zweiten verzweifel­te Jürgen Klopp an der Abschlusss­chwäche seines Teams, dessen beste Chancen von Herthas Torwart Thomas Kraft pariert wurden. Von einer Wende zum Besseren ist der BVB wieder so weit entfernt wie vor dem 1:0-Sieg gegen Hoffenheim in der vergangene­n Woche. »Wir sind uns der Situation schon maximal bewusst«, konstatier­te Klopp nach dem Spiel. »Wenn man Trainer beim Tabellen-16. ist, muss man sich ständig hinterfrag­en. Das tue ich auch.« Einen »Hoffnungss­chimmer« machte Jürgen Klopp nach der bereits neunten Saisonnied­erlage dennoch aus: Mannschaft und Trainer genießen nach wie vor das Vertrauen der Anhänger und stellen Klopp und sein Team nicht infrage: Als die Borussen nach dem Spiel in Richtung Gästekurve schlichen und vereinzelt Pfiffe aus der Kurve kamen, antwortete der Block mit minutenlan­gen Gesängen Richtung Mannschaft und Trainer.

»Außergewöh­nlich, absolut außergewöh­nlich«, nannte Klopp später diesen gesanggewo­rdenen Vertrauens­vorschuss: »Wir brauchen jede Unterstütz­ung. Ich höre im Wochenrhyt­hmus, was für eine großartige Mannschaft wir haben. Davon bin ich auch nach wie vor überzeugt. Aber diese großartige Mannschaft hat auch großartige Probleme.« Herthas Coach Luhukay und seine Mannschaft hatten dagegen mit dem 1:0 erst einmal alle Fragen der Fans beantworte­t.

 ?? Foto: imago/Contrast ?? Herthas Siegtorsch­ütze Julian Schieber (2.v.l.) tröstet Marcel Schmelzer (l.), bei Ilkay Gündogan (r.) übernimmt das BVB-Trainer Jürgen Klopp selbst.
Foto: imago/Contrast Herthas Siegtorsch­ütze Julian Schieber (2.v.l.) tröstet Marcel Schmelzer (l.), bei Ilkay Gündogan (r.) übernimmt das BVB-Trainer Jürgen Klopp selbst.

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