Schon 32 Tote nach Erdrutsch
Eine Schlammlawine begräbt in Indonesien ein Dorf unter sich. Die Helfer geben auch am zweiten Tag nach dem Unglück nicht auf und graben nach Verschütteten.
Auf der indonesischen Insel Java hat ein Erdrutsch ein Dorf fast vollständig unter sich begraben und möglicherweise mehr als 100 Menschen in den Tod gerissen. Rettungskräfte bargen bis Sonntag 32 Leichen, nach mehr als 70 Menschen wurde weiter gesucht. Bagger und Planierraupen waren zur Räumung der mit Trümmern und Geröll übersäten Straßen im Einsatz.
Hunderte Helfer gruben im Dorf Jamblung im Zentrum der Insel mit Schaufeln und bloßen Händen in Schlamm und Schutt nach möglichen Überlebenden. Insgesamt beteiligten sich nach amtlichen Angaben mehr als 2000 Freiwillige, Polizisten und Soldaten an den von Suchhunden unterstützten Rettungsarbeiten, die durch starke Regenfälle behindert wurden.
Seitens der Armee und der Katastrophenschutzbehörde war angesichts drohender weiterer Erdrutsche von einer »großen Herausforderung« die Rede. Der Erdrutsch wurde durch andauernden heftigen Regen ausgelöst. In dem an einem Hang gelegenen Dorf blieben nur zwei Häuser von den Erdmassen verschont. 15 Menschen wurden verletzt, elf Menschen von ihnen schwer.
Die Behörden schickten schweres Grabungsgerät ins Unglücksgebiet geschickt, um die Suche zu beschleunigen. Tausende Schaulustige behinderten den Straßenverkehr, es kam zu Staus. Zudem war die Koordinierung des Einsatzes schwierig, weil in dem Unglücksgebiet die Telefonverbindungen nicht funktionierten. Aus Sorge vor neuen Erdrutschen durch anhaltenden starken Regen wurden die Rettungsarbeiten am Samstagnachmittag (Ortszeit) zunächst unterbrochen.
Augenzeugen berichteten, wie unerwartet und gewaltig die Erdmassen über das Dorf rollten. Es habe ein »donnerndes Geräusch« gegeben, und die Erde habe gebebt, sagte eine Frau namens Bini. »Ich bin gerannt, um meine Tochter auf höheres Gebiet zu bringen, und ich habe geweint, weil ich Menschen gehört habe, die von weiter unten nach Hilfe schrien.« Ihr Mann und ihr 14-jähriger Sohn würden noch vermisst. Ein anderer Überlebender, Harno, sagte, innerhalb von fünf Minuten seien der Boden und die Bäume von Schlamm bedeckt gewesen.
In Indonesien hat vor kurzem die Regenzeit begonnen. Nach Angaben der Katastrophenschutzbehörde lebt etwa die Hälfte der 250 Millionen Einwohner des südostasiatischen Landes in Gegenden, die bei starkem Niederschlag von Erdrutschen bedroht sind. Indonesien leidet besonders häufig unter Naturkatastrophen. Aufgrund der geographischen Lage des Archipels ereignen sich dort oft Erdbeben, außerdem gibt es zahlreiche aktive Vulkane.