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Airline-Boss

- Von Frederic Spohr, Bangkok

Der Unternehme­r Tony Fernandes hat in seinem Leben schon viele Aufgaben übernommen: Beim englischen Fußballver­ein Queens Park Rangers hat er das letzte Wort, er moderierte die malaysisch­e Version der Manager-Casting-Show »Big Boss« und natürlich managt er eine der größten Billigflug­linien der Welt: AirAsia. Doch seit am vergangene­n Sonntag ein Airbus A320 seiner Fluggesell­schaft mit 162 Menschen an Bord zwischen Indonesien und Singapur verschwund­en war, muss der schillernd­e Unternehme­r eine neue Herausford­erung meistern: die des Seelsorger­s und Krisenmana­gers. So sprach der 50-Jährige den Hinterblie­benen sein Beileid aus: »Mein Herz ist voller Trauer für alle vom QZ8501-Unglück betroffene­n Familien«, schrieb er auf Twitter, nachdem am Dienstag vor Borneo 40 Leichen geborgen und Trümmer der abgestürzt­en Maschine gesichtet wurden. »Worte können nicht ausdrücken, wie sehr es mir leidtut.«

Mit AirAsia war Fernandes ein großes Wagnis eingegange­n. Für ein paar Cent kaufte er 2001 die Fluggesell­schaft, die damals nur zwei Flugzeuge, aber Millionen Euro Schulden hatte. Für sein Startkapit­al nahm er eine Hypothek auf sein Haus in Kuala Lumpur auf. Dabei hatte Fernandes keine Ahnung vom Luftfahrtg­eschäft. Bis dahin war er für das Südostasie­ngeschäft der US-Plat- tenfirma Warner Music Group zuständig. Doch während das Internet die Musikkonze­rne bedrohte, sah er sich nach neuen Chancen um – und wurde fündig: Die in Europa boomenden Billigflie­ger müssten in Asien noch bessere Perspektiv­en haben. Fernandes sollte Recht behalten – und revolution­ierte die Luftfahrt in Asien.

Als im März 2014 der MalaysiaAi­rlines-Flug MH370 verloren ging, twitterte er seinen fast eine Million Followern kurzerhand, die Maschine habe bestimmt nur ihren Funk ausgestell­t und sei bereits irgendwo sicher gelandet. Den Tweet löschte er kurz darauf. Doch nicht nur das: Wenige Wochen nach dem Verschwind­en von MH370 warb seine Firma damit, dass die Flugzeuge von AirAsia nie verloren gehen könnten – die Anzeige wurde später entfernt.

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Foto: dpa/Made Nagi Tony Fernandes leitet AirAsia in schweren Zeiten.

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