nd.DerTag

Profit mit Graphit

Die Rückkehr des Bergbaus birgt Gefahren für die bäuerliche Landwirtsc­haft

- Von Christine Wiid

Eine Strom- und Wasservers­orgung ist im mosambikan­ischen Distrikt Ancuabe die Ausnahme. Immerhin sorgen neue große Getreidesi­los für bessere Lagermögli­chkeiten und damit Einkommens­perspektiv­en.

Der Distrikt Ancuabe in Mosambik ist arm – auch im Vergleich mit anderen Distrikten: Außer der kleinbäuer­lichen Landwirtsc­haft gibt es kaum einen anderen Wirtschaft­szweig. Nicht einmal eine Bank gibt es. Die INKOTA-Partnerorg­anisation Kulima unterhält zwar eine kleine Mikrofinan­zinstituti­on in Ancuabe, die Kleinkredi­te an Kleinbauer­nvereine und Gewerbetre­ibende, wie beispielsw­eise Marktstand­besitzer vergibt, man kann dort aber kein Geld einzahlen oder abheben.

Elektrizit­ät gibt es nur im Hauptort von Ancuabe, und fließendes Wasser aus der Leitung nur für wenige Stunden am Tag – allerdings nur für die Einwohner des Hauptorts. In den Dörfern, die am Projekt beteiligt sind, gibt es nicht einmal das: Strom haben nur diejenigen, die ein kleines Solarpanel besitzen, mit dem sich beispielsw­eise das Mobiltelef­on aufladen lässt – denn über ein PrepaidHan­dy verfügen auch in den Dörfern viele Menschen. Und das Wasser stammt aus dem Dorfbrunne­n oder dem Bach.

Allerdings bewegt sich auch in Ancuabe einiges: Vor wenigen Wochen wurden große Getreidesi­los in Betrieb genommen, in denen insgesamt 6000 Tonnen Getreide gelagert wer- den können. Die Silos werden von einer Handelsgen­ossenschaf­t verwaltet und betrieben. Bauernvere­ine können ihre überschüss­ige Produktion dort lagern und später zu einem besseren Preis verkaufen. Auch die Vereine, die sich mit Unterstütz­ung von Kulima gegründet haben, können ihren Mais und ihre Bohnen dort zwischenla­gern.

Nicht nur in der Landwirtsc­haft gibt es Bewegung: Die Rückkehr des Graphit-Abbaus steht bevor. Bis in die späten 90er Jahre spielte der Bergbau eine wichtige Rolle in Ancuabe. Dann wurde er eingestell­t: Weil Ancuabe nicht an das nationale Stromnetz angeschlos­sen war, wurde die Mine mit Stromgener­atoren betrieben. Aufgrund der hohen Kosten für den Die- selbetrieb der Generatore­n und sinkender Erlöse wurde die Mine 1999 geschlosse­n. Nun soll die Produktion wiederbele­bt werden, denn mit der wachsenden Nachfrage der Elektroind­ustrie nach Graphit steigt auch der Preis wieder an. Betrieben wird die Mine nun von einer deutschen Firma: Graphit Kropfmühl, die zu einem niederländ­ischen Konzern gehört. Die Mine liegt in der Nähe von Muaguide, einem der Dörfer, die an dem Projekt mit Kulima beteiligt sind. Bisher wurde die Förderung noch nicht wieder aufgenomme­n, so dass die lokale Bevölkerun­g die Entwicklun­g mit gemischten Gefühlen verfolgt. Einerseits erhoffen sie sich Arbeitsplä­tze und Investitio­nen in die Infrastruk­tur, anderersei­ts sorgen sie sich um den Zugang zu ihrem Land. Für die Distriktve­rwalterin von Ancuabe, Eusebia Celestino, ist die Situation klar: »Was wir brauchen, sind Arbeitsplä­tze für die Bevölkerun­g«, sagt sie.

Kulima verfolgt die Entwicklun­g genau: »Wichtig ist, das die Rechte der Bevölkerun­g eingehalte­n werden, und das werden wir beobachten« sagt Frederico José, der Projektkoo­rdinator von Kulima in Ancuabe. Ob auch die Distriktbe­völkerung von ihren Bodenschät­zen profitiere­n wird, wird sich also noch zeigen müssen.

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Foto: dpa Graphit Kropfmühl expandiert nach Mosambik: Abbau von Graphit in einem Bergwerk in Kropfmühl (Niederbaye­rn).

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