Profit mit Graphit
Die Rückkehr des Bergbaus birgt Gefahren für die bäuerliche Landwirtschaft
Eine Strom- und Wasserversorgung ist im mosambikanischen Distrikt Ancuabe die Ausnahme. Immerhin sorgen neue große Getreidesilos für bessere Lagermöglichkeiten und damit Einkommensperspektiven.
Der Distrikt Ancuabe in Mosambik ist arm – auch im Vergleich mit anderen Distrikten: Außer der kleinbäuerlichen Landwirtschaft gibt es kaum einen anderen Wirtschaftszweig. Nicht einmal eine Bank gibt es. Die INKOTA-Partnerorganisation Kulima unterhält zwar eine kleine Mikrofinanzinstitution in Ancuabe, die Kleinkredite an Kleinbauernvereine und Gewerbetreibende, wie beispielsweise Marktstandbesitzer vergibt, man kann dort aber kein Geld einzahlen oder abheben.
Elektrizität gibt es nur im Hauptort von Ancuabe, und fließendes Wasser aus der Leitung nur für wenige Stunden am Tag – allerdings nur für die Einwohner des Hauptorts. In den Dörfern, die am Projekt beteiligt sind, gibt es nicht einmal das: Strom haben nur diejenigen, die ein kleines Solarpanel besitzen, mit dem sich beispielsweise das Mobiltelefon aufladen lässt – denn über ein PrepaidHandy verfügen auch in den Dörfern viele Menschen. Und das Wasser stammt aus dem Dorfbrunnen oder dem Bach.
Allerdings bewegt sich auch in Ancuabe einiges: Vor wenigen Wochen wurden große Getreidesilos in Betrieb genommen, in denen insgesamt 6000 Tonnen Getreide gelagert wer- den können. Die Silos werden von einer Handelsgenossenschaft verwaltet und betrieben. Bauernvereine können ihre überschüssige Produktion dort lagern und später zu einem besseren Preis verkaufen. Auch die Vereine, die sich mit Unterstützung von Kulima gegründet haben, können ihren Mais und ihre Bohnen dort zwischenlagern.
Nicht nur in der Landwirtschaft gibt es Bewegung: Die Rückkehr des Graphit-Abbaus steht bevor. Bis in die späten 90er Jahre spielte der Bergbau eine wichtige Rolle in Ancuabe. Dann wurde er eingestellt: Weil Ancuabe nicht an das nationale Stromnetz angeschlossen war, wurde die Mine mit Stromgeneratoren betrieben. Aufgrund der hohen Kosten für den Die- selbetrieb der Generatoren und sinkender Erlöse wurde die Mine 1999 geschlossen. Nun soll die Produktion wiederbelebt werden, denn mit der wachsenden Nachfrage der Elektroindustrie nach Graphit steigt auch der Preis wieder an. Betrieben wird die Mine nun von einer deutschen Firma: Graphit Kropfmühl, die zu einem niederländischen Konzern gehört. Die Mine liegt in der Nähe von Muaguide, einem der Dörfer, die an dem Projekt mit Kulima beteiligt sind. Bisher wurde die Förderung noch nicht wieder aufgenommen, so dass die lokale Bevölkerung die Entwicklung mit gemischten Gefühlen verfolgt. Einerseits erhoffen sie sich Arbeitsplätze und Investitionen in die Infrastruktur, andererseits sorgen sie sich um den Zugang zu ihrem Land. Für die Distriktverwalterin von Ancuabe, Eusebia Celestino, ist die Situation klar: »Was wir brauchen, sind Arbeitsplätze für die Bevölkerung«, sagt sie.
Kulima verfolgt die Entwicklung genau: »Wichtig ist, das die Rechte der Bevölkerung eingehalten werden, und das werden wir beobachten« sagt Frederico José, der Projektkoordinator von Kulima in Ancuabe. Ob auch die Distriktbevölkerung von ihren Bodenschätzen profitieren wird, wird sich also noch zeigen müssen.