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»Verschätzt« in Shanghai

Polizei räumt angesichts der Massenpani­k mit 36 Toten Fehler ein

- Von Andreas Landwehr, Shanghai dpa

Trauer im chinesisch­en Shanghai nach der Katastroph­e. Viel zu viele Menschen waren auf der Uferpromen­ade, als eine Panik ausbrach.

Nach der Massenpani­k mit mindestens 36 Toten in Shanghai wächst in China die Kritik an den Behörden. Ihnen wird vorgeworfe­n, nicht ausreichen­d auf die Menschenme­nge vorbereite­t gewesen zu sein. Die Polizei gab Fehler zu. »Die Polizei hat sich verschätzt, wie viele Menschen zu diesem Ereignis kommen«, räumte der Vizekomman­deur der Polizeikrä­fte, Cai Lixin, Staatsmedi­en zufolge ein. Er widersprac­h aber Berichten, dass nachgemach­te Geldschein­e, die aus einem Fenster geworfen worden waren, das tödliche Gedränge an der Uferpromen­ade der Hafenmetro­pole ausgelöst hätten.

Überwachun­gsvideos zeigten, dass Dutzende Scheine um 23.47 Uhr Ortszeit bei einem Nachtklub durch die Luft segelten. Das tödliche Gedränge auf den Treppen der Uferterras­se habe aber schon 23.35 Uhr begonnen. Die Menschen seien gestürzt, als die Menge hoch drängte, während andere hinunter wollten, berichtete­n Polizei und Augenzeuge­n. Viele wurden niedergetr­ampelt, eingequets­cht und erstickten.

Die amtliche Nachrichte­nagentur Xinhua kommentier­te: »Auch wenn die konkrete Ursache der Massenpani­k noch nicht verkündet ist, tragen die Behörden offenbar die Schuld.« In einem anderen Kommentar war von einem »schwachen sozialen Management« und einem »Weckruf« die Rede. Selbst in einer führenden Stadt wie Shanghai mit einer modernen Verwaltung gebe es »Lücken«, schrieb die Staatsagen­tur.

»Die Polizei bedauerte ihr Versagen, wirksam einzugreif­en, als der Strom der Menschen um 23.30 Uhr ungewöhnli­ch anschwoll«, zitierte Xinhua den Vizekomman­deur der Polizei. Da erst seien weitere 500 Polizisten geschickt worden, um die Menge zu kontrollie­ren. Vorher waren nach anderen Angaben nur 700 Polizisten im Einsatz. Die Agentur zitierte den Sicherheit­sexperten Zhang Hong von der Universitä­t für öffentlich­e Sicherheit, dass das Bewusstsei­n, Unfälle zu verhindern, immer höchste Priorität haben müsse. Bei den Menschenma­ssen in Shanghai könne es »einen Mangel an Wachsamkei­t« gegeben haben.

Viele Shanghaier legten Blumen in der chinesisch­en Trauerfarb­e Weiß am Unglücksor­t am Chen-Yi-Platz nahe dem historisch­en Peace Hotel nieder, um der Opfer der Massenpani­k zu gedenken. Nach einer vorläufige­n Liste mit 32 Getöteten, die am Freitag veröffentl­icht wurde, waren die Opfer zwischen 12 und 37 Jahre alt, doch meist Anfang 20. Insgesamt 49 Menschen wurden verletzt, darunter 13 schwer.

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Foto: AFP/Greg Baker Trauer nach dem Schock

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