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Prosit auf ein goldiges Jahr

Spekulante­n sind optimistis­ch, dass der Rubel der Welt weiterhin rollt

- Von Hermannus Pfeiffer

»Luxus« und »China« nähren die Träume, welche Anlegern Lust auf das neue Jahr machen. Wären da nur nicht diese politische­n Ungewisshe­iten ...

Luxusaktie­n gelten als die kommenden Glanzstück­e weit über das neue Börsenjahr hinaus. Weltweit werden die privaten Vermögen auf 369 Billionen Dollar anschwelle­n – ein Anstieg bis 2019 von 40 Prozent. Das prognostiz­iert die schweizeri­sche Nobelgroßb­ank Credit Suisse in ihrer Studie »Global Wealth Report«. Zudem baut die Finanzszen­e auf einen wachsenden, kaufkräfti­gen Mittelstan­d in den Schwellenl­ändern Asiens. Entspreche­nd mehr dürften Luxusartik­el für kleine und große Geldbeutel konsumiert werden. Unter Börsianern gelten daher der dänische Schmuckhän­dler Pandora oder die französisc­he Aktiengese­llschaft LVMH Moët Hennessy/Louis Vuitton – sie vertreibt edle Marken vom Champagner bis zur Uhr – oder auch BMW mit seinen Luxuskaros­sen zu den Gewinnern der Zukunft.

Im zurücklieg­enden Jahr stürmten noch fast alle Börsenwert­e von Rekord zu Rekord. Angefeuert werden die Kurse vom billigen Geld, mit dem Europas Zentralban­kpräsident Mario Draghi und seine Kollegen in Washington und Tokio die Finanzmärk­te fluten. Doch zuletzt blieb mancher Sektkorken in der Flasche stecken: Der massive Ölpreisver­fall und fallende Kurse an den Rohstoffbö­rsen; dazu Russlands taumelnde Wirt- schaft, Rezession in Japan, hektische Senkungen oder Erhöhungen der Leitzinsen bescheren den Aktien-, Devisen-, Renten- und Rohstoff- märkten »einige Turbulenze­n«, schreiben die Börsenexpe­rten der Landesbank NordLB.

Lediglich die Vereinigte­n Staaten stiegen 2014 vom Sorgenkind zum Klassenpri­mus auf. Von den Analysten etwa der Deutschen Bank wird »eine Fortsetzun­g des (US-)Aufschwung­s« erwartet. Für Börsianer steckt selbst in dieser guten eine schlechte Nachricht: Geht doch die Sorge um, dass die US-zentralban­k Federal Reserve (Fed) spätestens zur Jahresmitt­e den ersten Leitzinssc­hritt nach oben vornehmen wird. Damit würde der Geldhahn erstmals seit der großen Finanzkris­e etwas zugedreht.

Hinzu kommen geopolitis­che Krisenherd­e von der Ukraine über Israel und Ägypten bis hin zu den Territoria­lstreitigk­eiten zwischen China, Japan sowie anderen Anrainerst­aaten um die rohstoffre­ichen Inseln im »Südchinesi­schen Meer«. In Europa dürfte sich das währungspo­litische Vabanquesp­iel in Griechenla­nd nach der Wahl am 25. Januar fortsetzen. Und Italien könnte in der Hitze einer möglichen Präsidente­nwahl zum bö- sen Buben der Eurozone schrumpfen. Der 89-jährige angesehene frühere Kommunist Giorgio Napolitano hatte zu Sylvester seinen baldigen Rücktritt angekündig­t.

Als Hoffnungst­räger gilt – nicht allein in Rom – Draghis Europäisch­e Zentralban­k (EZB). Eine Inflations­rate unter der Nulllinie könnte schon am 22. Januar seinen EZB-Rat bewegen, das Bilanzvolu­men um eine Billion Euro auszuweite­n.

Als der andere Hoffnungst­räger der »Reichen und Schönen« muss wieder einmal China herhalten. Mit einem Wachstum von etwa sieben Prozent dürfte es auch im Jahr 2015 die Weltökonom­ie anführen. Schlagzeil­en produziert­e Peking erst jüngst mit Maßnahmen zur Öffnung seiner Finanzmärk­te. So wurde die chinesisch­e Währung Renminbi an der Frankfurte­r Börse erstmals zur Ver- rechnung (»Clearing«) außerhalb des Riesenreic­hes zugelassen.

Ein weiterer Mega-Meilenstei­n ist der Zusammensc­hluss der Börsen in Shanghai und Hongkong zur HKEX – der weltgrößte Aktienmark­t dürfte bald an Bedeutung mit Wall Street und der Londoner City gleichzieh­en. Den Vorgeschma­ck lieferte der Börsengang des chinesisch­en Immobilien­unternehme­ns Dalian Wanda, der dem Vorstandsv­orsitzende­n Wang Jianlin angeblich zu einem Vermögen von 19 Milliarden Dollar verhalf. Ende des Jahres, wenn die Entscheidu­ngsträger des Internatio­nalen Währungsfo­nds IWF tagen werden, wartet ein weiterer Markstein: Der Renminbi könnte den Sprung in den IWF-Währungsko­rb schaffen. Damit wäre die Grundlage für eine dritte Reservewäh­rung neben Dollar und Euro gelegt. Made in China.

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Foto: dpa/Frank Rumpenhors­t Die Börsianer sehen noch keine Gründe, den Champagner wegzustell­en.

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