nd.DerTag

Karneval olé, Karneval ade!

Die alternativ­e Großverans­taltung »Karneval der Kulturen« steht kurz vor dem Aus

- Von Celestine Hassenfrat­z

Fünf Monate vor dem Event ist die Finanzieru­ng des neuen Sicherheit­skonzeptes nicht gesichert. Die Integratio­nsbeauftra­gte verspricht Unterstütz­ung.

Er war bunt und schrill, ein Fest der Vielfalt und der Toleranz. 18 Jahre lang war der Karneval der Kulturen Ausdruck urbaner Alternativ­kultur, Ort für Musik und Kunst. Damit ist es nun vielleicht bald vorbei. Im Dezember teilte der Veranstalt­er, das Karnevalbü­ro und die Werkstatt der Kulturen, den teilnehmen­den Gruppen per Mail und auf der Internetpr­äsenz mit, dass es schwer vorstellba­r sei, dass der Karneval der Kulturen 2015 noch geplant und durchgefüh­rt werden könne.

Hintergrun­d dieser Befürchtun­g war die Auflage, ein neues Sicherheit­skonzept für die Veranstalt­ung zu schaffen, welches mit »erhebliche­n zusätzlich­en Kosten« verbunden wäre. Ein Zuwendungs­geber des Festivals, das Büro der Integratio­nsbeauftra­gten Monika Lüke, hätte sich, so die Veranstalt­er, bis zum Ende der Rückmeldef­rist Ende November nicht zur Kostenüber­nahme geäußert und keine Alternativ­e aufgezeigt. Mitte Dezember hatte sich die Intergatio­nsbeauftra­gte Lüke dann doch noch geäußert. Man wolle das Sicherheit­skonzept wohlwollen­d prüfen.

Auch gegenüber dem »nd« sprach sich Lüke für den Erhalt des Karnevals der Kulturen aus. Sie werde alles daran setzen, dass er 2015 stattfinde­n kann, so Lüke. »Der Karneval ist eine wichtige Großverans­taltung«. Inzwischen ist jedoch ein neues Problem aufgetauch­t: Die Leitung des Karnevalbü­ros hat sich dazu entschloss­en, ab diesem Jahr »aus persönlich­en Gründen« nicht mehr für die Veranstalt­ung tätig zu sein. Vor dem Hintergrun­d schwierige­r finanziell­er und personelle­r Voraussetz­ungen, summieren die Veranstalt­er, bleibe es mehr als unwahrsche­inlich, dass der Karneval der Kulturen 2015 stattfinde­n kann. Perry Ottmüller, Teilnehmer Karneval der Kulturen

Würde es wirklich so weit kommen, würde eine langjährig­e Erfolgstra­dition zu Ende gehen. 1996 fand der erste Karneval der Kulturen statt. Schon damals waren es bereits 2200 Teilnehmer und rund 50 000 Besucher. Im vergangene­n Jahr zogen unter den Augen von knapp 1,5 Millionen Besuchern rund 5300 Karnevalis­ten durch Kreuzberg.

Dass es mit der fröhlichen Feierei bald vorbei sein soll, will Perry Ottmüller, ein Berliner Konzertver­anstalter, der seit dem Jahr 2000 selbst mit einem Wagen beim Umzug des Karnevals der Kulturen vertreten ist, nicht hinnehmen. Ottmüller hat eine Petition auf change.org gestartet, um den Karneval der Kulturen zu retten. »Angesichts der massiven Demonstrat­ionen von zehntausen­den Rechtsgesi­nnten und frustriert­en Menschen braucht Deutschlan­d 2015 einen Leuchtturm des Glücks, der Freude und der Toleranz. Das multikultu­relle Event ist gerade in diesen Zeiten wichtiger denn je«, begründet Ottmüller seine Initiative. Ob fünf Monate vor dem Event nun doch noch eine Rettung erfolgt, bleibt abzuwarten. Am Freitag hatten bereits 3563 Unterstütz­er die Petition unterzeich­net.

»Karneval der Kulturen ist Glück, Freude und Toleranz.«

Newspapers in German

Newspapers from Germany