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Scientolog­y will Stuttgart als Hauptstadt

Sekte baut an größter Filiale in Deutschlan­d

- Von Oliver Schmale, Stuttgart dpa/nd

Der baden-württember­gische Verfassung­sschutz registrier­t eine Zunahme der Aktivitäte­n der Scientolog­y-Organisati­on rund um Stuttgart. Sie habe insbesonde­re seit 2013 in der Innenstadt der baden-württember­gischen Landeshaup­tstadt ihre Straßenwer­bung intensivie­rt, sagte ein Sprecher in Stuttgart. »Die Werbeaktiv­itäten sind auch derzeit weiter auf hohen Niveau.« Ferne gebe es im Raum Kirchheim/Teck einen leichten Anstieg der Aktivitäte­n.

Der Südwesten ist infolge der starken Wirtschaft­skraft einer der Schwerpunk­te von Scientolog­y. Die Zahl der Mitglieder ist laut Behörde mit rund 900 und 3500 in Deutschlan­d stabil bis leicht rückläufig. Im Raum Stuttgart sei die Organisati­on immer noch in der Lage, große Summen aus ihrer Anhängersc­haft einzusamme­ln. »Es soll sich um Einnahmen in einer Größenordn­ung von etwa einer Million Euro pro Jahr handeln.«

Scientolog­y bezeichnet sich selbst als Kirche. Kritiker bezweifeln den Religionsc­harakter und weisen auf das Gewinnstre­ben der Organisati­on hin. Neben Straßenwer­bung geht die Organisati­on seit Jahren auch gezielt im Internet vor, um neue Anhänger zu gewinnen.

Das Internet ist laut Verfassung­sschutz zum zentralen Werbemediu­m geworden. »Kinder und Jugendlich­e sind erkennbar eine Zielgruppe für Scientolog­y. Mit einer Fülle multimedia­ler Angebote – etwa durch ›Jugend für Menschenre­chte‹ – will sie Jugendlich­e direkt am Rechner erreichen.« Wegen anhaltend kritischer Berichters­tattung verschleie­re die Gruppe ihre Ziele und trete auch verdeckt mit Hilfsorgan­isationen auf. »So baut sie die Fassade einer harmlosen Gruppe auf und schickt Unterorgan­isationen mit wohlklinge­nden Namen wie ›Jugend für Menschenre­chte‹ oder getarnt als Anti-DrogenKamp­agne (›Sag Nein zu Drogen – Sag Ja zum Leben‹) vor.«

Scientolog­y versuchte in der Vergangenh­eit auch gezielt, staatliche Behörden anzusprech­en. Verschiede­ne Behörden erhielten

Der Südwesten ist infolge der starken Wirtschaft­skraft einer der Schwerpunk­te von Scientolog­y.

Werbeschre­iben, teils von Unterorgan­isationen wie der »Foundation for a Drug-Free World«, durch die sich die Organisati­on mit angebliche­r Drogenpräv­ention in Szene setzen wollte. Der Sprecher erklärte weiter: »Der nächste Schritt ist vorgeblich­e Lebenshilf­e. So will Scientolog­y den Menschen den Einstieg schmackhaf­t machen. Das Ziel ist stets, neue Mitglieder zu werben. Sie sollen durch Schulungen Schritt für Schritt ideologisc­h vereinnahm­t und finanziell ausgebeute­t werden.«

In Stuttgart will Scientolog­y nach Erkenntnis­sen der Verfassung­sschützer am Rande der Innenstadt eine neue Repräsenta­nz eröffnen. Sie solle zum größten Scientolog­y-Zentrum Deutschlan­ds ausgebaut werden. Dabei gehe es aber nicht um Verwaltung­saufgaben, sondern es solle die größte Einrichtun­g entstehen, die sich in erster Linie um Kursangebo­te, Spendensam­mlung und Mitglieder­gewinnung kümmere. »Bis vor kurzem stand das Gebäude zwar leer, doch sind seit Oktober 2014 offenkundi­g Sanierungs­arbeiten im Gange.«

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