Scientology will Stuttgart als Hauptstadt
Sekte baut an größter Filiale in Deutschland
Der baden-württembergische Verfassungsschutz registriert eine Zunahme der Aktivitäten der Scientology-Organisation rund um Stuttgart. Sie habe insbesondere seit 2013 in der Innenstadt der baden-württembergischen Landeshauptstadt ihre Straßenwerbung intensiviert, sagte ein Sprecher in Stuttgart. »Die Werbeaktivitäten sind auch derzeit weiter auf hohen Niveau.« Ferne gebe es im Raum Kirchheim/Teck einen leichten Anstieg der Aktivitäten.
Der Südwesten ist infolge der starken Wirtschaftskraft einer der Schwerpunkte von Scientology. Die Zahl der Mitglieder ist laut Behörde mit rund 900 und 3500 in Deutschland stabil bis leicht rückläufig. Im Raum Stuttgart sei die Organisation immer noch in der Lage, große Summen aus ihrer Anhängerschaft einzusammeln. »Es soll sich um Einnahmen in einer Größenordnung von etwa einer Million Euro pro Jahr handeln.«
Scientology bezeichnet sich selbst als Kirche. Kritiker bezweifeln den Religionscharakter und weisen auf das Gewinnstreben der Organisation hin. Neben Straßenwerbung geht die Organisation seit Jahren auch gezielt im Internet vor, um neue Anhänger zu gewinnen.
Das Internet ist laut Verfassungsschutz zum zentralen Werbemedium geworden. »Kinder und Jugendliche sind erkennbar eine Zielgruppe für Scientology. Mit einer Fülle multimedialer Angebote – etwa durch ›Jugend für Menschenrechte‹ – will sie Jugendliche direkt am Rechner erreichen.« Wegen anhaltend kritischer Berichterstattung verschleiere die Gruppe ihre Ziele und trete auch verdeckt mit Hilfsorganisationen auf. »So baut sie die Fassade einer harmlosen Gruppe auf und schickt Unterorganisationen mit wohlklingenden Namen wie ›Jugend für Menschenrechte‹ oder getarnt als Anti-DrogenKampagne (›Sag Nein zu Drogen – Sag Ja zum Leben‹) vor.«
Scientology versuchte in der Vergangenheit auch gezielt, staatliche Behörden anzusprechen. Verschiedene Behörden erhielten
Der Südwesten ist infolge der starken Wirtschaftskraft einer der Schwerpunkte von Scientology.
Werbeschreiben, teils von Unterorganisationen wie der »Foundation for a Drug-Free World«, durch die sich die Organisation mit angeblicher Drogenprävention in Szene setzen wollte. Der Sprecher erklärte weiter: »Der nächste Schritt ist vorgebliche Lebenshilfe. So will Scientology den Menschen den Einstieg schmackhaft machen. Das Ziel ist stets, neue Mitglieder zu werben. Sie sollen durch Schulungen Schritt für Schritt ideologisch vereinnahmt und finanziell ausgebeutet werden.«
In Stuttgart will Scientology nach Erkenntnissen der Verfassungsschützer am Rande der Innenstadt eine neue Repräsentanz eröffnen. Sie solle zum größten Scientology-Zentrum Deutschlands ausgebaut werden. Dabei gehe es aber nicht um Verwaltungsaufgaben, sondern es solle die größte Einrichtung entstehen, die sich in erster Linie um Kursangebote, Spendensammlung und Mitgliedergewinnung kümmere. »Bis vor kurzem stand das Gebäude zwar leer, doch sind seit Oktober 2014 offenkundig Sanierungsarbeiten im Gange.«