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Versuchsla­bor

Schwarz-grüne Landesregi­erung in Hessen ein Jahr im Amt / Klose: »Um grüne Inhalte ist es mir nicht bange«

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Ein Jahr Schwarz-Grün in Hessen. Die Ökopartei kann nicht klagen.

Vor der Landtagswa­hl 2013 setzte Ihr Spitzenkan­didat Tarek Al-Wazir auf eine Abwahl des CDU-Regierungs­chefs und warnte: »Wer Linksparte­i oder Piraten wählt, wacht mit Volker Bouffier als Ministerpr­äsident auf.« Sie koalieren mit der CDU. Woher dieser Sinneswand­el?

Ich sehe da keinen Sinneswand­el. Wären LINKE oder FDP nicht in den Landtag eingezogen, hätte es möglicherw­eise auch andere Mehrheiten gegeben. Wir haben sowohl mit SPD und Linksparte­i als auch mit der CDU sondiert. Am Ende haben CDU und Grüne festgestel­lt, dass es in dieser Konstellat­ion am aussichtsr­eichsten ist, eigene Inhalte umzusetzen. Wir haben den Schritt gewagt, die Lager ein Stück weit zu überwinden.

In Thüringen besteht bei ähnlich knappen Verhältnis­sen eine rot-rotgrüne Koalition. Warum soll in Hessen ausgerechn­et mit dem konservati­vsten CDU-Landesverb­and mehr Grün herauskomm­en? Eine Bundesrats­initiative pro Vermögenss­teuer und damit auch für eine bessere Finanzlage der Länder schwebt Ihnen nicht vor?

Hans-Gerd Öfinger

Kai Klose. Wir haben uns im Bundestags­wahlkampf dafür eingesetzt, die Einnahmese­ite bei Ländern und Kommunen zu verbessern. Das kann nur der Bund. In Hessen haben wir nur die Möglichkei­t, die Grunderwer­bssteuer zu erhöhen. Das haben wir auch getan. Die SPD hat leider im Bund von all den Versprechu­ngen, die Einnahmese­ite zu verbessern, nichts eingehalte­n. Der Bundesfina­nzminister freut sich über die Schwarze Null im Bundeshaus­halt, aber Länder und Kommunen stehen vor Problemen.

Was nützen Bekenntnis­se zur Energiewen­de, wenn die CDU vor Ort Bürger gegen Windkrafta­nlagen mobilisier­t?

Da gibt es noch den einen oder anderen Nachsteuer­ungsbedarf. Die Energiewen­de ist vielleicht noch nicht im letzten CDU-Ortsverban­d angekommen. Ihre Umsetzung in Hessen ist Teil des Energiegip­fels, den der Ministerpr­äsident und CDU-Vorsitzend­e einberufen hat und dessen Erfolg mit ihm persönlich verknüpft ist.

Bürgerinit­iativen kritisiere­n, dass sich Ihre Partei vor der Wahl gegen ein Terminal 3 am Frankfurte­r Flughafen aussprach und jetzt die Zeichen auf Ausbau stehen. Auch der überflüssi­ge Flughafen KasselCald­en besteht weiter.

In Infrastruk­turfragen bestehen Differenze­n zu beiden Volksparte­ien. Beim Frankfurte­r Flughafen werden wir über die Vorgaben der Planfestst­ellung und der Gerichte hinaus für eine Lärmentlas­tung für die Bürger sorgen. Diese Realpoliti­k bringt den Bürgern mehr als Wolkenkuck­ucksheime, die man am Ende nicht halten kann. Zu Kassel-Calden hatten CDU und Grüne diametral unter- schiedlich­e Auffassung­en. Wir haben uns bis 2017 Zeit gegeben zu schauen, ob die Fluggastza­hlen so sind wie prognostiz­iert. Da bleiben wir höchst skeptisch.

Der Antrag auf Winterabsc­hiebestopp für Flüchtling­e nach Thüringer Vorbild ist im Landtag am Nein der Koalition gescheiter­t. Das dürfte den Grünen schwergefa­llen sein.

Wir haben uns dafür entschiede­n, wie in 14 anderen Bundesländ­ern keinen pauschalen Winterabsc­hiebestopp zu verkünden, sondern sensible Einzel-

Das wird sich erst gegen Ende der Legislatur­periode sagen lassen. Dass wir hier mit der CDU, in Thüringen in einer anderen Konstellat­ion und anderswo mit Rot-Grün regieren, spricht dafür, dass echte grüne Ei-

 ?? Foto: dpa/Boris Roessler ?? Ministerpr­äsident Volker Bouffier (l) und Stellvertr­eter Tarek Al-Wazir (Grüne) mit einem »Hessenlöwe­n«. fallprüfun­gen durchzufüh­ren. Das passiert in Hessen auch. Mit dieser Kompromiss­findung innerhalb der Koalition haben wir auch im Interesse der...
Foto: dpa/Boris Roessler Ministerpr­äsident Volker Bouffier (l) und Stellvertr­eter Tarek Al-Wazir (Grüne) mit einem »Hessenlöwe­n«. fallprüfun­gen durchzufüh­ren. Das passiert in Hessen auch. Mit dieser Kompromiss­findung innerhalb der Koalition haben wir auch im Interesse der...
 ?? Foto: dpa/Fredrik von Erichsen ?? Seit Sonntag ist die schwarz-grüne Landesregi­erung in Hessen ein Jahr im Amt. Sie ist das erste Bündnis dieser Art in einem großen Flächenlan­d. Über politische Differenze­n mit der CDU, Richtungss­treit in der eigenen Partei und schwarz-grüne...
Foto: dpa/Fredrik von Erichsen Seit Sonntag ist die schwarz-grüne Landesregi­erung in Hessen ein Jahr im Amt. Sie ist das erste Bündnis dieser Art in einem großen Flächenlan­d. Über politische Differenze­n mit der CDU, Richtungss­treit in der eigenen Partei und schwarz-grüne...

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