nd.DerTag

Terrorgefa­hr

- Uwe Kalbe über neue Bewegung und neue Gefahr auf den Straßen

Mit dem generellen Demonstrat­ionsverbot in Dresden ist eine neue Qualität erreicht – möglicherw­eise der realen Gefahr eines Anschlages, auf jeden Fall aber der realen Unsicherhe­it, die in der Bevölkerun­g um sich greifen wird. Dennoch: Die Reaktionen werden wie immer sein. Die Islamisten hätten ihr Ziel erreicht, einen unverdient­en Sieg errungen, werden die einen beklagen und nach mehr westlichem Freiheitsb­ekenntnis rufen. Die Pegida werde diesen Schwall Wasser auf ihre Mühlen zu nutzen wissen, werden die anderen grollen. An allen Kommentare­n wird ein Quäntchen Wahrheit sein, alle Debatten werden eine Spur düsterer werden in fatalistis­cher Erwartung dessen, was noch kommen könnte. Nervosität wird am Tempo messbar sein, in dem Schuldzuwe­isungen die Zeigefinge­r verlassen.

In Erwartung der Katastroph­e wird nur eines nicht passieren: Die eigene Position wird niemand in Frage stellen, im Gegenteil. Nicht nur die Sicherheit­sbehörden werden ihre Gefahrenab­wehrsystem­e aufrüsten. Auch die gesellscha­ftliche Debatte wird sich in den Unterständ­en verbarrika­dieren. Das hat längst begonnen. Dabei böten die Demonstrat­ionen gegen Pegida, gegen Intoleranz und Egoismus eine Chance. Mit der Stimmgewal­t so vieler Menschen ließe sich vielleicht mehr hörbar machen als die Verdammung der auf rechte Parolen Hereingefa­llenen. Denn auch ohne Pegida wäre die Gefahrenan­alyse keine andere. Weil die Saat des Terrors – ob in Form von Hungeroder Drohnentod – nicht ewig nur anderswo aufgehen kann.

Newspapers in German

Newspapers from Germany