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15 000 Menschen auf Meile der Demokratie

Bürgerfest setzt Zeichen gegen »Gedenkmars­ch« von Neonazis in Magdeburg / Demonstrat­ionen in mehreren Städten gegen Pegida

- Ren/nd Agentu-

Bombenangr­iffe vor 70 Jahren verwüstete­n Magdeburg. Nazis versuchen Jahr für Jahr, den Jahrestag für sich zu instrument­alisieren. Das wollen viele Bewohner der Stadt nicht hinnehmen.

Berlin. Magdeburg hat am Samstag ein Zeichen gegen Neonazismu­s gesetzt: Unter dem Motto »Den Nazis keinen Raum geben« hatten rund 180 Initiative­n, Vereine, Schulen und Kirchen ein Bühnen- und Kulturprog­ramm organisier­t. Dazu gehörten auch 15 sogenannte Meilenstei­ne im gesamten Stadtgebie­t. Das Magdeburge­r »Bündnis gegen Rechts« sprach von insgesamt 15 000 Teilnehmer­n bei der »Meile der Demokratie«. Zudem fand laut Polizei eine linke Demonstrat­ion für Toleranz mit etwa 800 Teilnehmer­n statt.

Anlass der Demokratie-Meile war der Bombenangr­iff auf Magdeburg, der sich am 16. Januar zum 70. Mal jährte. Das historisch­e Ereignis hatten rechte Gruppierun­gen in der Vergangenh­eit immer wieder zu einem sogenannte­n Gedenkmars­ch genutzt. Der Aufzug der Neonazis fand in diesem Jahr bereits am Freitagabe­nd mit rund 300 Teilnehmer­n statt. Dagegen hatten der Polizei zufolge etwa 1000 Menschen protestier­t. Ein für Samstag angemeldet­er Aufmarsch der Partei »Die Rechte« wurde kurzfristi­g abgesagt.

Die Aktionen gegen den »Gedenkmars­ch« wurden als großer Erfolg gewertet. »In diesem Jahr konn- te den Neonazis eine empfindlic­he Niederlage bereitet werden«, sagte Robert Fietzke, Sprecher des Netzwerks »blockmd«. Auch die Gegenaktio­nen der Vorjahre hätten dazu beigetrage­n, dass rechte Gruppierun­gen diesmal auf eine bundesweit­e Mobilisier­ung verzichtet hätten. Die Teilnehmer­zahl des Aufmarschs sei auf ein Drittel der Vorjahre geschrumpf­t. Oberbürger­meister Lutz Trümper (SPD) kritisiert­e den geplanten Start eines neuen »Pegida«Ablegers, der für Montag eine Kundgebung angekündig­t hat.

Zuvor hatte sich auf der Demokratie-Meile eine Menschenke­tte entlang eines 1600 Meter langen Schals gebildet, den Schüler gestrickt haben. Eingereiht hatten sich dort auch Landtagspr­äsident Detlef Gürth (CDU) und der Bundesvors­itzende des Deutschen Gewerkscha­ftsbundes, Reiner Hoffmann.

Derweil wurde in mehreren anderen Städten gegen Pegida demonstrie­rt. So zum Beispiel in Mannheim, wo tausende Menschen auf der Straße waren. »Mannheim sagt Ja zu den Flüchtling­en« rief Mitinitiat­or und Grünen-Stadtrat Gerhard Fontagnier den Teilnehmer­n am Samstag zu. Mit an der Spitze des Zuges lief Oberbürger­meister Peter Kurz (SPD). Die Polizei sprach zunächst von rund 10 000 Teilnehmer­n, später war sogar von über 12 000 die Rede.

Mehr als 4000 Demonstran­ten setzten am Samstag unterdesse­n in Lübeck ein Zeichen gegen Rassismus. Die Demonstran­ten erinnerten auch an die Brandkatas­trophe in einer Asylbewerb­erunterkun­ft, bei der in der Hansestadt am 18. Januar 1996 zehn Menschen starben und 38 verletzt wurden. Zu der Kundgebung unter dem Motto »Refugees Welcome« (Flüchtling­e willkommen) hatte ein Bündnis aus Parteien, Gewerkscha­ften, Kirchen und Organisati­onen aufgerufen.

Zudem haben in Chemnitz am Samstag rund 600 Menschen gegen eine rechte Kundgebung unter dem Motto »Chemnitz wehrt sich« protestier­t. Die Aktion, die sich gegen Asylrecht richtete, wird auch vom örtlichen Ableger der rechten Pegida-Bewegung unterstütz­t.

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