Papst feiert Messe mit Millionen Philippinern
Franziskus fordert »mehr Raum für Frauen«
Mit sechs Millionen Teilnehmern bei der Messe von Papst Franziskus in Manila ist ein neuer Weltrekord aufgestellt worden. Ihm selbst ging es aber nicht um solchen Schnickschnack.
Manila. Papst Franziskus prangerte bei seiner Freiluftmesse in der philippinischen Hauptstadt Manila am Sonntag soziale Missstände in dem mehrheitlich katholischen Land an. Das Problem des Landes seien Gesellschaftsstrukturen, »die Armut, Unwissenheit und Korruption fortbestehen lassen«, sagte das katholische Kirchenoberhaupt.
Franziskus warnte vor der »Verlockung kurzlebiger Vergnügen und oberflächlichen Zeitvertreibs«. Um modern zu sein, beschäftigten sich die Menschen vielfach mit »Schnickschnack«, vergeudeten ihr Geld zum Spielen und Trinken, drehten sich um sich selbst. »Wir vergessen, auf die Dinge ausgerichtet zu bleiben, auf die es wirklich ankommt.« Der Teufel verberge oft seine Fallen hinter dem Anschein der Kultiviertheit, hinter der Verlockung, »modern« und »wie alle anderen« zu sein.
Der Papst traf sich mit dem Vater einer jungen Frau, die am Vortag bei der Messe in Tacloban ums Leben gekommen war. Das Kirchenoberhaupt hatte in der vor rund einem Jahr vom Taifun Haiyan besonders stark zerstörten Stadt der Tausenden Todesopfer gedacht. Eine 27-jährige freiwillige Helferin war von einem umfallenden Lautsprecher erschlagen worden, als eine Tribüne von einem neuer Tropensturm zum Einsturz gebracht wurde.
Vor der großen Abschlussmesse traf der Papst am Sonntag mit 30 000 Jugendlichen in der katholischen Thomas-Universität zusammen. Bei der Begegnung kritisierte der Papst, dass sich das Mitleid mit den Armen häufig nur auf demonstrative Anteilnahme und Almosen beschränke. Kritik übte er überdies an der geringen Zahl weiblicher Mitglieder der JugendlichenDelegation. Männer seien »oft zu machomäßig und geben Frauen nicht genug Raum«, kritisierte das Kirchenoberhaupt. Diese aber »sehen die Dinge mit anderem Blick und können Fragen stellen, die wir Männer noch nicht einmal verstehen«.
Das Mädchen, das reden durfte, war die zwölfjährige Glyzelle Palomar, die als Straßenkind aufwuchs. Sie rührte den Papst zutiefst, wie er sagte. Palomar berichtete, dass sie auf der Straße mit Drogen und Prostitution konfrontiert gewesen sei, und fragte den Papst unter Tränen: »Warum lässt Gott das zu?«. Nur wer weinen könne, könne die wichtigen Fragen zur Sprache bringen, sagte der Papst später.
Das schlechte Wetter geht auf Ausläufer des Tropensturms »Mekkhala« zurück. In Tacloban musste Franziskus seinen Besuch nach vier Stunden abbrechen und vorzeitig nach Manila zurückkehren, wo er seine Asien-Reise beendete.